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Spieletest: Wii Fit - Sporteln statt spielen

Nintendo veröffentlicht Sportpaket für die Wii endlich auch in Deutschland. Videospieler sind Bewegungsmuffel? Von wegen - ab sofort ist nicht nur virtuelles, sondern auch ganz reales Austoben am Bildschirm möglich. Nintendo bringt für die Spielekonsole Wii seine Software "Wii Fit" mitsamt "Balance-Board" auf den deutschen Markt. Golem.de hat im Test die Arme und Beine geschwungen.
/ Peter Steinlechner
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Schade, dass Turnvater Jahn das nicht mehr erlebt: Nintendo - lange Zeit unter Generalverdacht, Bewegungsmüdigkeit zu fördern - verbindet die Welt der Videospiele mit echtem, tatsächlichem, gesundem Sport - und nicht nur mit virtueller Bewegung wie in Fußballsimulationen. Unter dem Namen Wii Fit bietet die japanische Firma nun ein Paket an, das aus einer DVD mit Fitness-Software und dem Balance Board besteht. Dieses große und schwere, von vier Mignon-Batterien betriebene und dezent an eine Badezimmerwaage erinnernde Gerät stellen Videogames-Athleten in der Nähe ihrer Wii-Konsole so auf, dass freier Blick aufs Fernsehgerät und ausreichend Bewegungsspielraum gewährleistet ist. Außerdem wichtig: Der angehende Sportler sollte maximal 150 Kilogramm wiegen und der Boden fest sein - auf durchhängenden Altbaudielen verweigern die feinfühligen Balance-Board-Sensoren ebenso ihren Dienst wie auf sehr flauschigem Teppich. Kabel als Stolperfalle gibt es nicht - das Balance Board verbindet sich über Funk mit der Spielekonsole.

Hier war ein Flashplayer. Dieser wird von Browsern nicht mehr unterstützt. Die Mediendatei ist aber noch vorhanden. Audio: Wii Fit Runter von der Couch (3:15)(öffnet im neuen Fenster)

Sofort nach dem ersten Start folgt die Bestandsaufnahme: Das Programm möchte wissen, wie alt sein Gegenüber ist und wie groß, um anhand dieser Daten und des gemessenen Gewichts den Body-Mass-Index auszugeben. Wer sehr hohe oder niedrige Werte erreicht, bekommt gleich ein paar freundliche Empfehlungen - etwa, dass man laut Statistik mit etwas weniger Speck auf den Hüften länger lebt. Dabei formuliert das Wii Fit ausgesprochen höflich: Selbst wenn sich statt eines Federgewichts heimlich ein Sumo-Ringer auf das Balance Board wuchtet, merkt das Programm nur galant an, dass sich da ja leicht etwas geändert habe. Das Wii kommuniziert übrigens je nach Situation auf Deutsch mit Schrift, einer albern-hohen Systemstimme oder, im eigentlichen Training, mit normaler Sprachausgabe. Die Menüs werden mit der Wiimote bedient.

Ein paar Bildschirme später stehen angehende Athleten dann vor dem eigentlichen Hauptmenü, in dem sie sich für eines von vier Angeboten entscheiden. In "Yoga" geht es um Gleichgewichts- und Streckübungen in mehr oder weniger traditionellen Posen wie Kerze, Baum oder Sonnengruß. "Muskelübungen" soll mit Liegestütz, Ausfallschritt und Co. zu imposantem Bizeps, Trizeps und Sixpack verhelfen. "Balancespiele" sind spielerisch aufbereitete Geschicklichkeits- und Reaktionsübungen. Und in "Aerobic" ist - teils auch ohne Unterstützung durch das Balance Board - Konditionstraining im Angebot, etwa Jogging.

Die drei Sportarten laufen alle recht ähnlich ab: Am Bildschirm führt ein Polygonmännchen oder -weibchen vor, wie Bewegungen auszuführen sind. Dazu gibt es per Sprachausgabe weitere Hinweise. Je nachdem, was konkret zu tun ist, unterstützt das Balance Board das Training, indem es mit Hilfe der Sensoren feststellt, ob etwa der Körpermittelpunkt optimal ausgerichtet ist. Dabei liefert das System immer wieder überraschende Ergebnisse und liegt beispielsweise mit der Frage, ob der Anwender denn wegen Erschöpfung leicht ins Wackeln geraten ist, oft richtig. Den Trainingsverlauf markiert das Programm in einem Kalender, außerdem sorgt ein "Schweinchen Fit" für Extra-Motivation, indem es für gelungene Übungen Punkte sammelt, mit denen dann automatisch Wii-Fit-Elemente freigeschaltet werden.

Grafisch ist das Programm in zwei Teile aufgeteilt, auf der einen Seite: das Fitnessprogramm mit Pastellfarben, ernsthafter ruhiger Musik und Polygonfiguren in Gestalt echter Menschen. Auf der anderen Seite: die Spiele in klassischer Nintendo-Art - knallbunt und knuddelig, dazu klimpern teilweise Musikstücke in 90er-Jahre-Konsolenmanier aus den Lautsprechern.

Wii Fit kostet rund 90,- Euro und setzt Nintendos Spielekonsole Wii voraus. Das Programmpaket ist ohne Altersbeschränkung freigegeben und seit dem heutigen 25. April 2008 erhältlich. Da Wii Fit schon seit längerem in den Vorbestellungslisten von Händlern wie Amazon & Co. ganz oben steht, könnte es in den nächsten Tagen und Wochen schwierig sein, ein Wii-Fit-Paket zu ergattern.

Fazit:
Wii Fit ist ein toller Einstieg in die Welt des Sports - wer sich nicht ins Fitnessstudio traut, ein paar einfache Übungen kennenlernen möchte oder Extra-Motivation für die Morgengymnastik braucht, wird perfekt bedient. Alles ist freundlich und ausführlich erklärt und das Balance Board hilft innerhalb eines gewissen Rahmens tatsächlich, das Training im Hinblick auf mögliche Probleme, etwa Fehlstellungen, zu kontrollieren. Sportplatz, Muckibude oder Laufband ersetzen Programm und Gerät allerdings nicht - wer schon jetzt Yoga oder Muskeltraining betreibt, wird unterfordert. Für Spieler lohnt sich die Anschaffung ebenfalls nur bedingt. Die Geschicklichkeits- und Reaktionsspiele machen vom Start weg zwar Spaß und sind partykompatibel, werden aus rein spielerischen Gesichtspunkten aber recht schnell langweilig.


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