Test: Ubuntu 8.04 mit Langzeitunterstützung

Darüber hinaus enthält Gnome 2.22 neue Anwendungen wie den VNC-Client Vinagre, mit dem sich Rechner mit Desktop-Freigaben im Netzwerk automatisch finden lassen und der den alten Xvnc4viewer ersetzt. Ebenfalls Teil der neuen Gnome-Version ist der Videoplayer Totem mit einem Plug-in für YouTube und der Möglichkeit, Fernsehen über DVB zu schauen.
Neu aufgenommen wurde auch die "Uncomplicated Firewall" (UFW), ein Kommandozeilen-Frontend für Iptables, um eine auf Netfilter basierte Firewall einzurichten, die sowohl mit IPv4 als auch mit IPv6 umgehen kann. Ubuntu installiert die Software standardmäßig, aktiviert sie jedoch nicht. Wenngleich die UFW extra für Endnutzer entwickelt wurde und einfacher sein soll als Iptables selbst, sollte man sich die Dokumentation anschauen, da eine Fehlkonfiguration - egal über UFW oder über Iptables - zu Problemen führen kann, insbesondere da unter Linux einige Programme über Netzwerkschnittstellen intern kommunizieren.
Pulse Audio kann ferner andere Soundserver im Netzwerk aufspüren und laufende Audiostreams auf andere Rechner umlenken. Die meisten Anwendungen funktionieren auf Anhieb mit Pulse Audio, da dieser den ESD transparent ersetzen kann. Hilfe für einige Anwendungen gibt es im Wiki(öffnet im neuen Fenster) des Projektes. Ubuntu installiert allerdings die diversen Pulse-Audio-Werkzeuge nicht standardmäßig mit, so dass diese über die Paketverwaltung hinzugefügt werden müssen, möchte man sie nutzen.
Das mit Ubuntu 7.10 eingeführte Sicherheits-Framework AppArmor regelt weiter die Befugnisse einzelner Applikationen, um das System vor externen und internen Angriffen zu schützen. Zusätzlich steht nun auch SELinux zur Verfügung, muss jedoch extra installiert werden. Dieses ist es nur im Universe-Repository zu finden, für das es keinen Support vom Ubuntu-Team gibt.
Das Server-Team hat darüber hinaus KVM als unterstützte Virtualisierungslösung ausgewählt. Der Kernel enthält außerdem Optimierungen, die zu einer besseren Leistung führen sollen, wenn Ubuntu als Gastsystem zum Einsatz kommt. Zudem werden Red Hats Virt-Manager und die Libvirt(öffnet im neuen Fenster) verwendet, um die Gastsysteme zu verwalten. Über das Universe-Repository gibt es ferner Likewise Open für die Integration in ein Active-Directory-Netzwerk und auch iSCSI-Targets können nun in das Dateisystem eingebunden werden. Dafür muss zu Beginn der Installation "iscsi=true" an den Kernel übergeben werden.
Um Windows-Anwendern einen Ubuntu-Test zu erleichtern, gibt es nun Wubi(öffnet im neuen Fenster) . Damit lässt sich Ubuntu unter Windows wie ein normales Programm installieren, das heißt, die Festplatte muss weder partitioniert noch formatiert werden und braucht auch keinen Bootloader.
Das Besondere an Ubuntu 8.04: Die Version wird länger als die normalen 18 Monate unterstützt. Drei Jahre gibt es Updates für den Desktop und sogar fünf Jahre für den Server. Dabei wird auch ein Update von der letzten LTS-Version 6.06 unterstützt. Was es zu beachten gibt, steht in der Dokumentation(öffnet im neuen Fenster) . Der LTS-Zusatz gilt allerdings nur für Ubuntu.
Doch wie üblich ist die Distributionsfamilie größer. Kubuntu wird nur die normalen 18 Monate unterstützt, da es bereits mit KDE 4.0.3 erhältlich ist, das durchaus noch eher Entwickler als Endnutzer im Blick hat - erst mit KDE 4.1 soll die erste Version für den produktiven Einsatz verfügbar sein. Dennoch ist Kubuntu auch mit KDE 3.5.9 erhältlich, für Anwender, die kommerziellen Support benötigen. Darüber hinaus gibt es Xubuntu mit Xfce als Oberfläche, JeOS als Grundlage für virtuelle Appliances und Ubuntu Studio für Multimedia-Arbeiten sowie Mythbuntu, das mit MythTV als digitaler Videorekorder eingesetzt werden kann. Dafür ist Edubuntu für den Einsatz in Schulen nun keine extra Version mehr, sondern ein Erweiterungspaket für Ubuntu. Die Basis ist bei allen Distributionen dieselbe.
Fazit:
Ubuntu 8.04 LTS ist eine solide Neuauflage der Linux-Distribution geworden. Keine großen neuen Funktionen wie die Einführung von Compiz für 3D-Desktops in der letzten Version. Dafür getestete Neuerungen, die die Entwickler auch auf Unternehmens-Desktops und -Server loslassen wollen. Denn vor allem an diese Zielgruppe, die nicht spätestens alle 18 Monate ein Update durchführen möchte, richtet sich die LTS-Variante. Als gar wichtigste Version bisher bezeichnete Ubuntu-Mäzen Mark Shuttleworth die neue Ausgabe gegenüber der BBC(öffnet im neuen Fenster) . Durch den langen Unterstützungszeitraum sei Ubuntu 8.04 attraktiver für große Installationen, hofft Shuttleworth.
Da mutet es dann aber doch etwas komisch an, dass sich im Bugtracking-System durchaus noch ein paar Fehler finden, etwa in Bezug auf Pulse Audio und den Network-Manager. Auch nach der letzten LTS-Ausgabe gab es etliche Berichte, in denen sich Nutzer über Fehler beschwerten, die ihrer Meinung nach nicht in einer LTS-Version auftauchen sollten. Wie sich Ubuntu 8.04 LTS nun im langfristigen Betrieb verhält, muss sich erst noch zeigen.
Wer jedenfalls Wert auf den Support-Zeitraum legt, für den ist nun die Zeit zur Installation oder zum Update gekommen. Wer mehr Wert auf "Bleeding-Edge-Technik" legt, wird wohl erst mit der nächsten Ubuntu-Version im Oktober 2008 wieder etwas nach dem eigenen Geschmack erhalten.
Die neue Ubuntu-Version 8.04 steht ab sofort in verschiedenen Editionen zum Download bereit. Ubuntu gibt es dabei in einer Desktop- und einer Server-Variante. Die Desktop-CD ist eine Live-CD, mit der das System also auch ohne Installation ausprobiert werden kann. Ferner steht hier und bei Kubuntu die sogenannte Alternate-CD zur Verfügung, die für automatisierte Installationen, für LVM- und RAID-Partitionierung sowie zum Erstellen von OEM-Systemen gedacht ist. Auch LTSP-Terminal-Server lassen sich hiermit schnell einrichten.



