Spieletest: Mario Kart Wii - mit Lenkrad & Motorrädern
Neuauflage des Fun-Racers mit neuen Ideen und bewährten Qualitäten. Auch ohne Werbung würde Mario Kart Wii problemlos die aktuellen Verkaufscharts anführen - fast jeder Besitzer der aktuellen Nintendo-Konsole hat wohl die letzten Monate der Neuauflage des über zahlreiche Konsolengenerationen hinweg erfolgreichen Fun-Racers entgegengefiebert. Trotz hoher Erwartungen enttäuscht der rasende Klempner auch diesmal nicht: Das bewährte Spielprinzip funktioniert wieder einmal und wird durch sinnvolle Neuerungen - vor allem das beigelegte Lenkrad - gekonnt aufgewertet.
Never change a winning concept - nach diesem Motto handelt Nintendo bei der Mario-Kart-Reihe schon seit langem, und auch die Wii-Umsetzung setzt ganz auf die Stärken der Reihe. Kunterbunte Comic-Grafik, mehrere Cups (50cc, 100cc, 150cc) mit unterschiedlichen Motorleistungen, sammelbare Extras zum Ärgern der Gegner und ebenso einfache wie intuitive Bedienung: Wer bereits auf irgendeiner Nintendo-Konsole an einem Mario-Kart-Rennen teilgenommen hat, wird sich auch hier sofort zurechtfinden. Trotzdem gibt es zahlreiche Neuerungen, die sich spürbar auf das Gameplay auswirken.
Das beginnt schon beim Fahrerfeld: Anstelle von acht Kontrahenten treten diesmal zwölf Fahrer gegeneinander an. Das bedeutet einerseits breitere Kurse, um den zahlreichen Fahrzeugen auch Platz zu bieten, andererseits deutlich mehr Action, Konkurrenzkampf und manchmal auch Chaos auf der Piste. Als Rennfahrer stehen wie gewohnt die bekannten Nintendo-Charaktere zur Auswahl; wer es schnell und wendig mag, wählt kleinere Vertreter wie Toad, Anhänger breiterer und schwererer Karts greifen zu kräftigen Typen wie Donkey Kong. Jeder Charakter besitzt dabei von Beginn an mehrere Vehikel, mit der Zeit werden aber weitere Fahrer und Extras freigeschaltet.
Nach ein paar Stunden Spielzeit warten nicht nur kleinere Boni, sondern auch eine neue Fahrzeugklasse: Ab sofort darf auch auf Motorrädern Platz genommen werden. Die steuern sich etwas feinfühliger als die Karts und verlangen vor allem in den Kurven mehr Präzision bei Lenkung und Gasgeben, fügen sich ansonsten aber nahtlos in den Spielablauf ein. Ebenso wie die neuen Stunts, die jetzt von Zeit zu Zeit ausgeführt werden können: einfach per Schütteln oder Knopfdruck zu einem kleinen Sprung ansetzen und sich im Gegenzug über einen Mini-Boost freuen.
Großen Einfluss auf den Rennverlauf nehmen seit jeher nicht nur die fahrerischen Leistungen, sondern auch die Extras - Schildkrötenpanzer etwa zum Abschießen der Kontrahenten oder rutschige Bananenschalen. Auch hier gibt es Neuzugänge: Neben einem großen Pilz, der den Spieler in einen Riesen verwandelt, gibt es auch eine Wolke mit Countdown. Wer die zum falschen Zeitpunkt besitzt, wird winzig klein, so dass es sich empfiehlt, sie vorher so schnell wie möglich an das weitere Fahrerfeld loszuwerden.
Das Streckenangebot ist ebenso großzügig wie stellenweise altbekannt: Neben neuen Strecken werden zahlreiche Kurse aus früheren Konsolen neu verwendet, so dass Erinnerungen an selige N64- oder SNES-Wettbewerbe und sogar Mario-Kart-DS-Gefechte wach werden. Für Abwechslung ist definitiv gesorgt: Auf Regenbogen oder Holzachterbahn, im Dschungel oder Spukschloss, am Vulkan oder auf der Urlaubsinsel darf in zahlreichen Cups angetreten werden. Natürlich auch im Multiplayer-Modus: Bis zu vier Spieler an einem Fernseher sind möglich, ansonsten verabredet man sich mit Freunden online oder tritt gegen Spieler aus aller Welt an. Und zwar nicht nur im klassischen Rennen, sondern auch bei Wettkämpfen, in denen es darum geht, die Ballons des feindlichen Teams abzuschießen. Vor allem im Multiplayer lässt das aktuelle Mario Kart voll seine Muskeln spielen. Viel unterhaltsamer kann ein Racer für mehrere Personen kaum gestrickt sein.
Eine Besonderheit gibt es bei der Bedienung: Im Paket steckt neben der Programmdisc auch ein Plastiklenkrad – die Wiimote kann hier waagerecht eingesteckt werden, so dass sich Mario Kart dann mit dem Lenkrad spielen lässt - für einen Mario-Kart-Titel neu und besser umgesetzt, aber ansonsten schon von Ubisofts Wii-Launch-Titel Monster 4X4 World Circuit in ähnlicher Form bekannt. Wer auf den Aufsatz verzichtet, bedient das Spiel einfach beidhändig mit einer längs gehaltenen Wiimote. Intuitiver und präziser wirkte im Test allerdings die "klassische" Wii-Steuerung mit Nunchuk in der linken Hand und Wiimote in der rechten. Wer das Retrogefühl bevorzugt, kann aber auch den Classic Controller oder das Gamecube-Pad benutzen.
Einzig optisch muss sich das neue Mario Kart Kritik gefallen lassen. Die Kurse sind zwar liebevoll und abwechslungsreich gestaltet, wirken in Sachen Detailgrad und Texturqualität aber nur unbedeutend hübscher als auf dem Gamecube - da wäre sicherlich mehr möglich gewesen.
Mario Kart Wii ist inklusive Lenkrad für etwa 50,- Euro im Handel erhältlich.
Fazit: Mario Kart Wii ist der erwartete Spielspaß-Knüller geworden! In Sachen Umfang, Bedienung, Multiplayer-Optionen und Motivationskurve bleibt kaum ein Wunsch unerfüllt. Die Neuerungen sind zwar nicht so gravierend, wie es sich der eine oder andere gewünscht haben könnte, der jüngste Spross bewegt sich eben nicht zu sehr weg vom Altbekannten. Für einen neuen Funracer-Hit reicht das aber allemal - spaßigeres Rennvergnügen ist auf der Wii derzeit nicht zu bekommen.