Munich Gaming: Onlinespiele und Jugendschutz

Der Trend geht ins Netz - und allmählich folgen die Jugendschützer den Spielern

Auf der Munich Gaming ist "Jugendschutz und Onlinespiele" eines der großen Themen. Dabei geht es eigentlich um mindestens zwei Themen: einmal um Regelungen für vermeintlich süchtig machende Onlinerollenspiele - und zum anderen um die digitale Distribution herkömmlicher Titel. Außerdem: Anbietern etwa von gewalthaltigen Online-Browserspielen drohen trotz der scheinbar unklaren Rechtslage strafrechtliche Konsequenzen.

Artikel veröffentlicht am ,

"Können Kinder und Jugendliche mit diesen mächtigen Spielewelten überhaupt umgehen?", fragt Florian Rehbein. Der Diplom-Psychologe vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachen meint mit den "mächtigen Spielewelten" die virtuellen Universen von Onlinerollenspielen wie World of Warcraft oder Guild Wars. Für Rehbein ist Gewalt nicht das eigentliche Problem dieser Titel, sondern die deutlich längeren Nutzungszeiten. Deshalb plädiert Rehbein auf der Branchen-Tagung Munich Gaming dafür, dass das Abhängigkeitspotenzial mit in den Katalog etwa der USK aufgenommen wird. Sprich: Wenn ein Spiel besonders "süchtig" macht - was viele Spieler ja eher als Auszeichnung verstehen -, hätte das künftig ähnliche Auswirkungen auf die Altersfreigabe wie explizite Gewaltdarstellungen.

Professor Dr. Thorsten Quandt von der Freien Universität Berlin sieht das während einer hochrangingen Podiumsdiskussion etwas anders. Der Kommunikationswissenschaftler will zwar herausgefunden haben, dass rund 5 Prozent der Onlinerollenspieler deutliche Anzeichen einer Verhaltenssucht zeigen. Allerdings: Das sei kein spezielles Jugendproblem, sondern gehe mehr oder weniger durch alle Altersgruppen. Die aktuellen Diskussionen würden sogar dazu führen, dass Jugendliche sich zu Unrecht kriminalisiert und stigmatisiert fühlen - was zu Trotzreaktionen führe und die Probleme damit noch verschärfe. Außerdem gebe es über alle Medien hinweg eine etwa gleich große Gruppe von Menschen, die Suchtsymptome zeigen würde - das gelte für Spiele genauso wie fürs Fernsehen.

Die Thematik "Sucht und Online-Rollenspiele" taucht zwar in vielen Reden auf der Munich Gaming auf, ist aber noch nicht bei allen Diskussionsteilnehmern angekommen. Kein Wunder - obere Jugendschützer wie Professor Dr. Wolf-Dieter Ring, unter anderem Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), sind es offenbar gewohnt, dass vor allem die Gewaltfrage im Mittelpunkt steht. Tatsächlich sieht er Handlungsbedarf vor allem bei digital vertriebener Unterhaltungssoftware, wie sie Dienste wie Gamesload oder Steam anbieten. Derzeit fallen solche Download-Angebote - anders als Spiele im Händlerregal - nicht unter die Fittiche der USK, sondern unter die der KJM, die aber deutlich weniger Erfahrung im Umgang mit Spielen hat. Außerdem sieht Ring noch ein weiteres offenes Problem: "Wir brauchen einen Mechanismus, der Antworten gibt auf die ständige Veränderung der Spielanlagen" - gemeint sind geänderte Inhalte, sei es durch Patches und Updates der Firmen oder durch Modifikationen (Mods) aus der Community. Schließlich, so Ring, würden sich die Eltern darauf verlassen, dass ein Spiel auch tatsächlich so ist wie freigegeben.

Martin Lorber, Pressesprecher von Electronic Arts, sieht bei der digitalen Distribution keine echten Probleme. Für ihn ist das schlicht ein anderer Vertriebsweg - deshalb sei nicht einsehbar, warum eine andere Behörde als die USK das Siegel für Onlinegames vergeben solle. Rechtsanwalt Prof. Dr. Johannes Kreile sieht da allerdings Probleme - denn bei den Offlinespielen sei der Bund gefragt und damit die USK, bei den Onlinespielen als Teil des Internets seien dagegen die Länder am Zuge. Eigentlich ist er auch dafür, dass die USK zuständig ist. Und sieht derzeit ein ganz anderes Problem für viele kleine Anbieter im Internet, etwa von Browser-Games: Von denen würde sich derzeit, auch aus Kostengründen, fast keiner um Jugendfreigaben kümmern - was aber bei Verstößen etwa gegen Jugendschutzrichtlinien trotzdem strafrechtliche Konsequenzen haben könne.

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auslogger 09. Apr 2008

Zum Thema "Jugendschutz und Onlinespiele" bei der Munich Gaming danken wir speziell für...

Astorek 08. Apr 2008

Eben. Mods werden ja auch nicht vom Hersteller selber, sondern von Spielern aus aller...

the_spacewürm 08. Apr 2008

Gibt eigentlich ja nur eins was zuverlässig wirkt: Computer, Internet usw. komplett...



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