Spieletest: Condemned 2 - mehr Gewalt, mehr Grusel

Sonderermittler Ethan Thomas ist es in den letzten Jahren schlecht ergangen - in den schäbigsten Ecken seiner Heimatstadt gibt er sich mit dem Abschaum der Gesellschaft ab, er trinkt zu viel und wird von Wahnvorstellungen geplagt. Das ändert sich nur unwesentlich, als Thomas von einem alten Kollegen zur Mithilfe an der Aufklärung einer Verbrechensserie aufgefordert wird. Condemned 2 spielt durchgängig an Schauplätzen, die in puncto Atmosphäre und Dunkelheit den Saw- oder Hostel-Filmen ebenbürtig sind.
Condemned 2 wird aus der Ego-Perspektive gespielt, ein Shooter ist es allerdings nicht. Zwar gibt es ein paar Schusswaffen, die kommen aber nur selten zum Einsatz und haben meist auch nur ein paar Kugeln im Lauf. Thomas ist vielmehr beständig in den Nahkampf verwickelt - und da nimmt er eben, was gerade in greifbarer Nähe ist. Einen Schraubenschlüssel etwa, oder eine alte Klobrille. Die Lebensdauer dieser Prügelwerkzeuge ist begrenzt: Nach einem beherzten Schlag muss schnell wieder nach neuen Gegenständen Ausschau gehalten werden.
Ansonsten bleiben Thomas seine Fäuste, um den zahlreichen unheimlichen Gestalten zu Leibe zu rücken. Das Austeilen von Hieben ist denkbar einfach, trotzdem sind Schlagkombinationen ebenso möglich wie (die auch dringend benötigten) Blocks, um den Schaden feindlicher Attacken in Grenzen zu halten. Um Thomas' Gemütszustand in kontrollierbarer Form zu halten, ist es regelmäßig nötig, herumliegenden Alkohol in ihn zu schütten. Sonst sorgt die Sucht dafür, dass es denkbar schwierig ist, beispielsweise eine Pistole mit ruhiger Hand auszurichten.
Spielerisch neu hinzugekommen sind forensische Untersuchungen: Immer mal wieder findet Thomas eine Leiche, die nach bestimmten Kriterien untersucht werden kann - wer dann Multiple-Choice-Fragen nach Geschlecht oder Kleidung an die Ingame-Zentrale richtig durchgibt, verdient sich Boni. Diese Passagen sind aber größtenteils freiwilliger Zusatz. Um ein paar Rätseleinlagen kommt man allerdings nicht herum: Da wird dann unter anderem mit UV-Licht eine Wand abgesucht oder ein Zahlenrätsel geknackt.
Was Condemned 2 ausmacht ist - wie schon im Vorgänger - die Spannung und das Geschick der Entwickler von Sega, dem Spieler immer wieder einen großen Schrecken einzujagen. Ob Thomas leise Stimmen vernimmt, Schatten sieht oder sich Gegenstände plötzlich bewegen: Dank großartigem Surround-Sound und glaubwürdig düsterer Umgebungen sind Schockmomente garantiert. Trotzdem gelingt es Condemned 2 nicht so gut wie dem Vorgänger, eben diese Spannung auch aufrechtzuerhalten: Mit der Zeit nutzen sich Story und Gameplay minimal ab, die ersten Stunden des Spiels wirken frischer und aufregender als die letzten. Kaum der Rede wert ist übrigens der Onlinemodus, in dem unter anderem recht simple Deathmatch-Schlachten ausgetragen werden dürfen; der sollte eher als Dreingabe denn als wirklicher Spielbestandteil betrachtet werden.
Condemned 2 ist für Xbox 360 und PlayStation 3 erhältlich und kostet rund 60,- Euro. Ein Alterssiegel hat das nur für Erwachsene geeignete Spiel wegen seiner Inhalte von der USK nicht erhalten.
Fazit:
Auch Condemned 2 ist nichts für schwache Gemüter: Die Gewaltdarstellungen sind teils drastisch, die Schockmomente heftig. Für Hartgesottene verdient der Titel aber eine ähnliche Empfehlung wie der Vorgänger - auch wenn die Spannungskurve nicht durchgängig so hoch bleibt wie beim ersten Teil.



