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Dänemark: Kostenlose Musikflatrate mit DRM im Gepäck

Spaltung unter Major-Labels? Ab sofort bietet der größte dänische Mobilfunk- und Internetprovider, TDC, zusammen mit DSL- und Mobilfunktarifen eine kostenlose Musikflatrate namens "Play" an. Der Haken daran: Das Angebot kommt mit DRM.
/ Jens Ihlenfeld
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Nachdem digitales Rechtemanagement (DRM) für Musik-Download-Angebote im Aussterben begriffen ist, erlebt es bei den neuerdings in Mode kommenden Musik-Flatrates seine Auferstehung. Immer mehr Manager aus der Musikbranche können sich für die Vorstellung erwärmen, gegen eine vergleichsweise niedrige Monatsgebühr ihre Kataloge für den praktisch "unbegrenzten" Download zu öffnen – aber nur mit DRM.

Warner-Music-Chef Edgar Bronfman Junior arbeitet auf eine Musik-Flatrate hin, die über DSL-Provider abgerechnet werden soll. Sony-BMGs CEO Rolf Schmidt-Holtz hat vor einigen Tagen Pläne für ein Flatrate-Angebot öffentlich gemacht. Apple, dessen iTunes-Portal Marktführer bei kostenpflichtigen Musik-Downloads ist, hat Verhandlungen mit verschiedenen Tonträgerherstellern aufgenommen, um baldmöglichst Musik im Abonnement anbieten zu können. Und der Mobilfunkausrüster Nokia hat sich mit der weltgrößten Plattenfirma Universal Music zusammengetan, um unter dem Namen "Comes with Music" seine Mobiltelefone zusammen mit einem Musikabonnement zu vermarkten.

Der größte dänische Mobilfunk- und Internetprovider, TDC, geht mit seinem neuen Flatrate-Angebot jetzt noch einen Schritt weiter. TDC-Kunden mit DSL- oder Mobilfunkvertrag können ab sofort beliebig viel Musik aus einem Katalog herunterladen, der von EMI, Warner und Sony-BMG bestückt wird. Nokia-Partner Universal ist vorerst nicht mit an Bord, dafür aber insgesamt 30 Musik-Labels.

Praktisch allen neuen Angeboten gemein ist die "Kröte DRM", die die Nutzer schlucken müssen: Die Musik, meist im WMA-Format und mit dem Windows-DRM für WMA versehen, lässt sich in der Regel nur so lange nutzen, wie das Abonnement besteht. Danach verhindert der DRM-Schutz den Zugriff auf die Musik. Auch TDC setzt auf DRM. Dreißig Tage nach der Kündigung des Vertrages mit TDC verlieren die Kunden automatisch auch den Zugang zu der von TDC heruntergeladenen Musik. Für TDC-Kunden hält sich der damit verbundene Verlust allerdings in Grenzen, haben sie doch für die Musik ohnehin nicht direkt bezahlt.

Die neuen Flatrates könnten sich allerdings als Gefahr für die Vormachtstellung von iTunes im Download-Markt erweisen. Sollten andere Anbieter dem Beispiel von TDC folgen, wird sich wohl ein Teil der iTunes-Kunden abwenden. Zugleich dürften Angebot und Nachfrage in P2P-Tauschbörsen sinken: Warum illegal herunterladen, was man legal kostenlos beziehen kann? Lediglich die Uneinigkeit der großen Labels könnte dem entgegenstehen. Wenn die neuen Flatrates nur ein sehr eingeschränktes Musikangebot bereitstellen, werden sie mit der Vielfalt in den Tauschbörsen nicht konkurrieren können, selbst wenn sie kostenlos sind. [von Robert A. Gehring]


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