Interview: Computerspiele, die emotionalste Form von Medien
Clash of Realities, Köln (Foto: Jürgen Sleegers)
Golem.de: Was halten Sie von den offenen Welten, den so genannten digitalen Sandkästen?
Prof. Kaminski: Dort ist man Spieler, Regisseur und Gespielter in einem - eine fast utopische Situation. Sich da zu bewegen, ist allerdings gar nicht so einfach. Für mich als knapp 60-Jährigem ist es eine völlige Überraschung, in so ein digitales Sandkastenspiel hineinzukommen. Da ist ja erst mal nichts, das mir angeboten wird. Dass ich nun als Aktiver gefragt bin, muss ich erst akzeptieren. Hinzu kommt, dass ich auch bereit sein muss, Zeit, Energie, Ausdauer, Präsenz und Kooperativität einzubringen, damit etwas entsteht. Es wird ein anderes Medienverhalten erwartet. Und das ist bei den Kindern und Jugendlichen qua paralleler Mediensozialisation viel selbstverständlicher: Sie wissen, was zu tun ist, wenn erst mal nichts da ist.
Golem.de: Spielen Sie auch selber?
Prof. Kaminski: Ich bin zwar bemüht, Anschluss zu halten, aber ich bin ein ganz schlechter Spieler. Vor allem bei den Geschwindigkeitsspielen kann ich nicht mithalten. Da starte ich mit und bin gleich wieder draußen. Ich bin immer der, der abgeschossen wird. Ich habe mich mal eine Zeit lang - da war mein Sohn jünger und spielte noch regelmäßig - in diesen Aufbauspielen versucht. Dafür habe ich viel übrig, auch für Kniffel- und Knobelspiele. Das hat eben mit meinem Ältersein zu tun. Ich kann mich auch immer noch am altbackenen Tetris begeistern. An den angesagten Spielen, etwa den Shootern, dagegen fasziniert mich das Element des Teamplays. Wie Jesper Juul es so schön gesagt hat: "in-game violence and out-of-game peacefulness". Das finde ich faszinierend. Das muss man klar sehen, und die Einbettung des Spiels in eine Spielsituation begreifen. Dann kann man die ganzen Gefährdungsfantasien nicht mehr verstehen. Die Gefahr wird durch den sozialen Kontext abgefedert. Das finde ich faszinierend, aber ich bin dann eher Beobachter. Allerdings möchte ich gleich sagen: nicht mit dem Filmblick, denn das wäre ein falscher Blick, der nichts vom Spiel erkennt. Aber diese Art von Spielen wirklich spielen, dass kann ich nicht. Da mache ich mich ja lächerlich... (lacht)
Golem.de: Aber ist das nicht auch ein Interface-Problem?
Prof. Kaminski: Ja, das wäre interessant zu wissen, ob ich es mit anderen Bediengeräten schaffen würde. Aber das glaube ich nicht.
Golem.de: Derzeit wird viel über Medienkompetenz debattiert. Was heißt das überhaupt?
Prof. Kaminski: Das ist ja genau mein Fachgebiet. Eine schwierige Frage, aber ich glaube man kann eine Art handwerkliche Formulierung finden: Medienkompetenz heißt, sich in dem wirklich weiten Angebot an Medien thematisch und dinglicher Art zurechtzufinden. Dass man nach seinen eigenen Maßstäben adäquater aussuchen kann, welches Medium welches Unterhaltungsbedürfnis erfüllt. Das finde ich einen zentralen Part von Medienkompetenz. Ich halte das für nichts Abstraktes, sondern es ist das Wissen um die Verfügung zu einem bestimmten Zweck. Ich weiß, wann ich meine Soap schaue. Ich weiß, wann ich mich auf einen etwas spannenderen Krimi einlassen kann, und ich weiß, dass ich mich mit Solitär in der U-Bahn eben anders entspanne, als wenn ich dort einen Shooter spielen wollte (lacht). Solche Unterschiede sind relevant, und die muss man erst lernen.
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