Studie: PISA-Verlierer durch zu viel Medienkonsum
Am KFN wird seit 2004 mit verschiedenen Forschungsmethoden die Frage untersucht, wie sich bestimmte Mediennutzungsmuster auf Schulleistungen von Kindern und Jugendlichen auswirken. Die mitunter plakative Interpretation der Ergebnisse durch KFN-Leiter Prof. Christian Pfeiffer ist zum Teil sogar unter den KFN-Forschern umstritten .
Nun meldet sich das KFN in Sachen PISA-Studie zu Wort und merkt an: Die eigenen Forschungsergebnisse weisen überraschend deutliche Parallelen zu den Ergebnissen der drei PISA-Studien auf. Dort wurden im Vergleich bestimmter Schülergruppen erhebliche Leistungsunterschiede festgestellt.
So haben Schüler mit Migrationshintergrund erheblich schwächer abgeschnitten als deutsche Schüler. Entsprechendes gilt im Vergleich von Schülern aus sozial schwachen Familien mit solchen aus der Mittelschicht. Ferner haben Jungen schwächer abgeschnitten als Mädchen und norddeutsche Schüler schlechter als süddeutsche.
Am KFN zieht man anhand dieser Daten nun den Schluss, dass diese Unterschiede sich durch den unterschiedlichen Medienkonsum innerhalb dieser Gruppen erklären lassen: Bereits als Viertklässler würden die vier PISA-Verlierergruppen in ihren Kinderzimmern über eine erheblich größere Ausstattung mit Fernseher, Spielkonsole und Computer verfügen als ihre jeweilige Gegengruppe. So besitzen die Jungen zu 38 Prozent eine eigene Spielkonsole, Mädchen dagegen nur zu 16 Prozent. Bei Migrantenkindern im Vergleich zu deutschen Kindern fällt hier der Unterschied mit 44 Prozent zu 22 Prozent ähnlich groß aus. Betrachtet man den Bildungsstand der Familie, fällt der Unterschied noch größer aus: 43 Prozent (beide Eltern höchstens Hauptschulabschluss) zu 11 Prozent (mindestens ein Elternteil Akademiker).
Beim Fernseher zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Norddeutsche Kinder verfügen zu 42 Prozent über ein eigenes TV-Gerät, süddeutsche nur zu 27 Prozent. 10-Jährige aus Migrantenfamilien liegen mit 52 zu 32 vor den deutschen Kindern. Und auch hier ergibt sich ein größerer Unterschied, wenn nach dem Bildungsniveau der Eltern unterschieden wird (bildungsfernes Elternhaus: 57 Prozent, bildungsnahe Mittelschicht 16 Prozent).
In Folge dieser Ausstattungsunterschiede bei Mediengeräten würden die PISA-Verlierer schon als 10-Jährige und später als 15-Jährige einen weit höheren und auch inhaltlich problematischeren Medienkonsum aufweisen als ihre bei PISA besser abschneidenden Vergleichsgruppen. Dies sollen zwei vom KFN durchgeführte Querschnittsbefragungen von 5.500 Viertklässlern und 17.000 Neuntklässlern belegen. Gestützt auf diese Untersuchungen sowie eine seit 2005 laufende Panel-Untersuchung von 1.000 Berliner Kindern und einem Experiment zu den Auswirkungen unterschiedlicher Freizeitbeschäftigungen auf die Konzentrationsleistung kommt das KFN zu dem Schluss: Je mehr Zeit Schülerinnen und Schüler mit Medienkonsum verbringen und je brutaler dessen Inhalte sind, desto schlechter fallen die Schulnoten aus.
Zu der Frage, ob der hohe Medienkonsum nicht auch eine Folge der sozialen Situation sein könnte, machte das KFN in seiner Presseerklärung keine Angaben. Vielmehr leitet man am KFN ab, dass sich die schulischen Leistungen der PISA-Verlierer verbessern ließen, würden die Eltern darüber aufgeklärt, wie negativ sich extensiver Medienkonsum auf die Schulleistungen auswirkt. Das Fazit des KFN lautet demnach: "Und wir sollten ihnen eine klare Botschaft vermitteln: Bildschirmgeräte gehören nicht ins Kinderzimmer."
Darüber hinaus nutzt das KFN die Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, dass der Jugendmedienschutz nach wie vor nicht die erhoffte Wirkung entfaltet: Kinder und Jugendliche kämen relativ problemlos an Filme und Spiele heran, die als jugendgefährdend anzusehen sind. Einzige Lösung, um "die Nachmittage der PISA-Verlierer vor einem ausufernden Medienkonsum zu retten [sei] die flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen [...] um Lust auf Leben durch Sport, Musik, kulturelles und soziales Lernen [zu wecken] .
Abschließend weist das KFN noch darauf hin, dass es nicht akzeptabel sei, dass das Spiel "World of Warcraft" weiterhin ab zwölf Jahren freigegeben wird, "obwohl inzwischen klar ist, dass 15-jährige Spieler mit diesem Spiel im Durchschnitt pro Tag 4,5 Stunden verbringen und viele von ihnen in suchtartiges Spielen" verfallen.



