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Grüne wollen Computer- und Onlinespiele-Sucht bekämpfen

Medienkompetenz statt Medienabhängigkeit. Das Internet ist längst fester Bestandteil unserer Medienlandschaft. Gerade Online-Spiele erfreuen sich dabei immer größerer Beliebtheit. Doch wie andere Medien verleiten auch die digitalen zu Missbrauch. Sucht kann eine Folge sein. Dieses Themas hat sich jetzt die Fraktion der Grünen im Bundestag angenommen.
/ Werner Pluta
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Die Grünen haben die Bundesregierung aufgefordert, Medienabhängigkeit zu bekämpfen und stattdessen die Medienkompetenz zu stärken. In einem Antrag(öffnet im neuen Fenster) der Fraktion erkennen die Grünen an, dass "viele Arbeiten und Arbeitsabläufe ... ohne Computer und E-Mail nicht mehr denkbar" seien. Gleichzeitig könnten Medien aber auch zu einem "Suchtmittel" werden. Besonders im Blick haben die Grünen dabei die beliebten Online-Rollenspiele .

Die Symptome gleichen "denen anderer, nicht stoffgebundener Suchterkrankungen" , heißt es in dem Papier. Dazu gehören "ein unkontrollierter, stundenlanger Konsum, die stetige Erhöhung der 'Dosis', eine ständige gedankliche Beschäftigung mit dem Suchtverhalten, misslingende Reduzierungsversuche sowie Entzugserscheinungen einschließlich Formen von Aggressivität, wenn das Suchtmittel einmal nicht zur Verfügung steht." Die Folgen seien psychischer Natur, beträfen aber auch das soziale Umfeld, die berufliche und sogar die finanzielle Lage des Süchtigen.

Die Fraktion sieht die Gefahren unterschätzt und verlangt vom Bundestag die Anerkennung der Medienabhängigkeit als "eine eigenständige, nicht stoffgebundene Suchtform" sowie die Klassifikation nach dem Diagnoseschlüssel ICD.

Daneben verlangen die Grünen, "Maßnahmen zum Schutz vor diesen Abhängigkeiten" . Dazu zählen etwa verpflichtende "Warnhinweise, die auf das Suchtpotenzial hinweisen" , oder "Spieldauereinblendungen" . Letztere forderte im Herbst 2007 auch das französische "Forum des droits sur l’internet" in seinem Jugendschutz-Regelwerk für Online-Spiele.

Allerdings setzen die Grünen auch auf Aufklärung. Gegen die Medienabhängigkeit helfe nur die Vermittlung von Medienkompetenz. Hier sehen die Grünen weniger die Politik als vielmehr "Eltern, Bildungseinrichtungen und Arbeitgeber in der Pflicht" . Die Grünen rufen die Eltern dazu auf, sich Kenntnisse über Inhalt und technische Voraussetzungen von Medienangeboten, wie z.B. Chats oder Computerspielen" , zu verschaffen.

Nach Angaben der Grünen sind 3 bis 6 Prozent der Internetnutzer regelrecht onlinesüchtig. Die tatsächlichen Zahlen dürften sogar noch höher liegen. So stellten etwa Psychologen vor einiger Zeit in einer Studie fest, dass von 323 Berliner Grundschülern zwischen 11 und 14 Jahren knapp 10 Prozent unter Computersucht litten.

Der Antrag der Grünen kommt rechtzeitig zur Konferenz(öffnet im neuen Fenster) "Mediensucht: Computer, Fernsehen, Handy... moderne Gefahren", die der Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe der evangelischen Kirche am 15. und 26. Januar 2008 in Berlin veranstaltet.

In China, wo das Problem der Online-Spielsucht schon länger virulent ist, haben die Behörden übrigens einen bemerkenswerten Weg gefunden, das Problem einzudämmen. Sie führten vor ein paar Jahren eine Zeitlimitierung von drei Stunden ein. Ist diese Spielzeit abgelaufen, verliert der Spielcharakter die Hälfte seiner Kraft und Fähigkeiten.


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