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Windows auf dem 100-Dollar-Laptop

OLPC und Microsoft planen Dual-Boot-System. OLPC-Gründer Nicholas Negroponte hat bestätigt, dass die Initiative mit Microsoft darüber verhandelt, den 100-Dollar-Laptop mit Windows XP auszurüsten. Geplant ist ein Dual-Boot-System nach dem Vorbild von Apple. Außerdem hat Negroponte angekündigt, dass OLPC XO-Rechner an amerikanische Schüler verteilen will.
/ Werner Pluta
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Noch vor wenigen Tagen waren die Fronten klar wie eh und je: Nach dem Projekt "One Laptop Per Child" (OLPC) gefragt, äußerte sich Microsoft-Gründer Bill Gates erwartungsgemäß kritisch. OLPC habe sich nicht so gut entwickelt, sagte er in einem Interview mit dem Branchendienst CNet(öffnet im neuen Fenster) auf der CES 2008. Und nun das: Der XO-Rechner, auch "100-Dollar-Laptop" genannt, soll mit Windows ausgeliefert werden.

Bisher läuft der XO mit dem Linux-Betriebssystem Fedora, weil OLPC auf Open-Source-Software bestand. Umso erstaunlicher nun die Kehrtwende: Auf der CES 2008 bestätigte OLPC-Gründer Nicholas Negroponte, dass OLPC und Microsoft über eine Dual-Boot-Version des XO verhandeln. Auf der soll dann neben Fedora auch Windows XP laufen. "Wir arbeiten eng mit ihnen zusammen an einem Dual-Boot-System, bei dem man wie bei einem Apple eines der beide System starten kann" , sagte Negroponte in einem Interview mit der Computerworld(öffnet im neuen Fenster) . Die Implementierung scheint problemlos zu sein, denn die Windows-Version auf dem XO sei "sehr schnell" .

Microsoft selbst gibt sich nach Angaben des ZDNet-Blogs(öffnet im neuen Fenster) deutlich zurückhaltender: Man habe zwar in der Vergangenheit diese Möglichkeit geprüft, entwickele aber "keine Dual-Boot Windows XP-Unterstützung für den XO" , zitiert das Blog einen Sprecher des Software-Herstellers. Allerdings halte Microsoft daran fest, Windows XP auf den XO zu bringen .

Eine Einigung zwischen OLPC und Microsoft würde den Wünschen einiger Entwicklungsländer entsprechen: Sie haben sich für den Konkurrenten von Intel, den Classmate PC , entschieden, weil dieser Rechner sowohl mit Linux als auch mit Windows betrieben werden könne. Am liebsten wäre ihnen aber ein Computer, auf dem beide Betriebssysteme laufen. Diesen Wunsch würde der Dual-Mode-XO erfüllen.

Dass die beiden überhaupt miteinander sprechen, schien noch vor zwei Jahren undenkbar. Allerdings, so Negroponte, habe sich Microsofts Einstellung gegenüber der Open-Source-Community geändert. Sie sei "ein bisschen weniger religiös" als noch vor ein paar Jahren. Negroponte sieht den Vorteil der Einigung: "Je mehr Leute da draußen Software und Hardware haben, desto besser."

Dazu werden bald auch Schüler in den USA gehören: OLPC will nach den Worten von Negroponte zukünftig auch ihnen den XO zur Verfügung stellen. Die zuständige Organisation, OLPC America, werde nach Angaben von OLPC-Gründer Negroponte noch 2008 ihre Arbeit aufnehmen. Verteilt werden die Rechner über die Schulbehörden der Bundesstaaten.

Als Grund nannte Negroponte unter anderem, OLPC wolle über den XO Kinder in den USA mit Kindern in Entwicklungsländern in Kontakt bringen, um so den Horizont der amerikanischen Kinder zu erweitern. Außerdem schaffe eine größere Zahl von XO-Notebooks eine kritische Masse: Eine größere Zahl von Computern stachele die Entwicklergemeinde an, mehr Software dafür zu schreiben.

Die Computer waren zunächst nur für Kinder in der Dritten Welt vorgesehen, da dort nach Ansicht von OLPC der Bedarf größer ist. Allerdings sei von Anfang an geplant gewesen, den XO irgendwann auch in den USA einzuführen, sagte Negroponte. Die ersten amerikanischen Schüler arbeiten bereits mit dem OLPC-Rechner: Kürzlich waren die ersten der grünen Notebooks an eine Schule im Bundesstaat Alabama ausgeliefert worden.


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