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24C3: Schnelles Wachstum des OpenStreetMap-Projekts

Frederik Ramm über Motivationen, Probleme und allgemeinen Fortschritt. Auf dem vergangenen 24. Chaos Communication Congress erläuterte Frederik Ramm den Hackern das OpenStreetMap -Projekt. Das mittlerweile drei Jahre alte Projekt kann sich an rasant steigenden Nutzerzahlen und damit verbundener Genauigkeit und Aktualität erfreuen. Ein paar Schattenseiten bringt der Erfolg des Projekts dennoch mit sich.
/ Andreas Sebayang
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OpenStreetMap (OSM) wurde in Großbritannien vor allem aus einem Grund geboren: Die Briten waren mit der eigenen datenbeherrschenden Kartographie-Behörde ( Ordnance Survey(öffnet im neuen Fenster) ) unzufrieden und starteten daher vor mehr als drei Jahren mit OpenStreetMap ein freies Kartographierungsprojekt. Mittlerweile kann das Projekt 20.000 registrierte Nutzer vorweisen, von denen rund 10 Prozent täglich aktiv sind. Die Nutzerzahlen steigen zudem exponentiell.

Neben den Briten sind auch deutsche Nutzer recht aktiv. So soll nach Cambridge in Großbritannien Karlsruhe die zweite Stadt gewesen sein, die als vollständige OSM-Stadt angesehen werden kann. Beide Städte sollen den Google-Maps-Äquivalenten im Bereich Detaillierreichtum und Aktualität überlegen sein. Dank freier Regeln kann der Status der Vollständigkeit jedoch nie erreicht werden. Es steht jedem frei, zusätzliche Daten einzutragen, sei es etwa eine Telefonzelle, eine Sehenswürdigkeit oder auch einen Baum.

Frederik Ramm, der an der Karte von Karlsruhe arbeitete, erläuterte, dass die "Standardophobia" insbesondere bei deutschen Nutzern für Kopfzerbrechen sorge. Hierzulande will man korrekt entlang definierter Regeln arbeiten. Ob die eingegebenen Daten tatsächlich nutzbar werden, hängt vom interpretierenden Programm ab, welches jeder im Zweifelsfall auch einfach selbst schreiben kann. Wer jedoch will, dass seine Daten in den Kartenrenderern angezeigt werden, der wird sich an dessen Interpretationsfähigkeiten orientieren.

An einem deutlichen Beispiel zeigte Ramm, dass der kommerzielle Kartendienst von Google durchaus einige Löcher in seinem Kartenmaterial hat und OpenStreetMap mit seinen Ansätzen deutliche Vorteile bieten kann: die britische Insel Isle of Man(öffnet im neuen Fenster) zwischen England, Schottland und Irland ( Googlemaps(öffnet im neuen Fenster) , OpenStreetMap(öffnet im neuen Fenster) ). Gerade im Heimatland von OpenStreetMap kann das Projekt seine Vorteile durch eine große aktive Nutzerbasis ausspielen.

Während Google Maps gerade einmal die Stadt Douglas der Insel kennt, wird im OpenStreetMap-Projekt bereits die ganze Insel im Detail dargestellt. Selbst eine Schifffahrtslinie von Douglas nach Liverpool ist eingezeichnet. Daten, die sonst eher in regional beschränkten Karten zu finden sind. Google stellt dafür bereits detaillierte Satellitenaufnahmen und Höhendaten zur Verfügung, die OpenStreetMap noch nicht besitzt. Das OpenAerialMap-Projekt arbeitet zumindest an der Schließung einer dieser Lücken.

Mit dem Erfolg und den steigenden Nutzerzahlen zeigen sich aber auch Probleme, die andere freie Projekte wie die Wikipedia ebenfalls haben. So gab es in OpenStreetMap bereits den ersten, vermutlich politisch motivierten 'Edit-War'(öffnet im neuen Fenster) . Dabei diente die in eine türkische und eine griechische Seite aufgeteilte Insel Zypern(öffnet im neuen Fenster) als virtueller Schauplatz.

Wie mit solchen Problemen umgegangen werden soll, ist noch unklar. Das OpenStreetMap-Projekt schielt auf die Wikipedia für möglicherweise anwendbare Lösungen. Eine Straße oder Stadt nach einer Vandalismus-Attacke einfach auf eine alte Version zurückzuändern, funktioniert allerdings bei OpenStreetMap nicht. Die Daten sind direkt miteinander verbunden, so dass gleich der ganze Planet zurückgestuft werden müsste - in der Praxis kaum machbar.

Die größten Lücken gibt es vor allem dort, wo sich noch keine ausreichend große Nutzerbasis gebildet hat. So läuft etwa seit einiger Zeit der Import der "Tiger"-Daten der USA, es fehlen jedoch Nutzer, die sich um die Daten weitergehend kümmern. Die frei verfügbaren, weil vom Steuerzahler bezahlten staatlichen Kartendaten müssen korrigiert und vervollständigt werden.

Letztendlich kann mit dem Projekt vieles realisiert werden, was die Nutzer haben wollen. So gibt es bereits Fahrradkarten ( Cambridge Cycling Campaign(öffnet im neuen Fenster) ) basierend auf dem OSM-Projekt und in Zukunft könnte laut Ramm die Möglichkeit bestehen, Routingsoftware zu erstellen, die abseits der StVO arbeitet ("Custom Routing"). Bisher arbeiten Navigationsgeräte auf Basis derartiger Regelsätze mit einer Orientierung auf Kraftfahrzeuge.

Routing-Software war zudem wegen großer Lücken im Kartenmaterial bis vor kurzem eher uninteressant. In vielen Gebieten hat das Material mittlerweile ausreichende Vollständigkeit erreicht, so dass Routenplanung stärker in den Mittelpunkt rückt. Neben den noch jungen Routing-Projekten kann sich der Nutzer von OSM in Zukunft noch an 3D-Gebäuden, Höhendaten, dem Abonnieren von Regionen oder der Unterstützung von kleinen Geräten wie PDAs freuen. Überlegungen zu diesen Unterprojekten gibt es bereits und an einigen wird sogar schon gearbeitet.


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