Vorschau: Pirates of the Burning Sea - MMORPG auf hoher See

Auf einer Pressetour stellte Russel "Rusty" Williams (CEO des Entwicklungsstudios Flying Lab Software) in Hamburg der versammelten Presse sein Online-Rollenspiel "Pirates of the Burning Sea" vor, das genauso wie Bounty Bay Online (BBO) auf hoher See spielt.
Auffallend ist zunächst das unverbrauchte Szenario: Statt in einer Fantasy-Welt spielt Pirates of the Burning Sea auf hoher See und in der Karibik im Jahre 1720. Im Spiel stehen vier Fraktionen zur Verfügung: Piraten, Spanier, Engländer und Franzosen. Diese wiederum können - in Abhängigkeit von der Fraktion - verschiedenen Klassen angehören: Freibeuter, Piraten, Offiziere und Händler. Wie in anderen Online-Rollenspielen üblich, lassen sich diese recht stark modifizieren. An Fantasyspiele kommt Pirates of the Burning Sea naturgemäß nicht heran, da man auf Menschen beschränkt ist. Einige Anpassungen soll es zudem erst später geben: Wer statt einem Bein lieber ein Holzbein haben will, der kann sich dies in einer Mission verdienen, so das echte dabei abhanden kommt. In der Karibik stehen etwa 80 Häfen mit angeschlossener Stadt zur Verfügung, die mit 63 unterschiedlichen Schiffen angefahren werden können. Die meisten Häfen sind mehr oder weniger unter der Kontrolle der Spieler bzw. der jeweiligen Fraktion, der sie angehören. Die Fraktionsangehörigkeit bestimmt den Handel, die Produktion, aber auch die Spieler-gegen-Spieler-Kämpfe, sofern ein Hafen in eine politisch instabile Phase eintritt, die durch von Spielern ausgelöste Unruhen eingeleitet wird.

Pirates of the Burning Sea verspricht eine funktionierende Wirtschaft mit einer vom Spieler kontrollierten Produktionskette. Die Wirtschaft hat zudem direkten Einfluss auf das Machtgefüge in der Karibik. Meist hat ein Spieler auch direktes Interesse daran, dass der Hafen in der Hand der eigenen Fraktion bleibt. Gehört der Hafen einer anderen Fraktion, müssen ansonsten steuerliche Abgaben geleistet werden. Gleichzeitig soll eine regionale Exklusivität verschiedener Materialien für ordentlichen Zündstoff und florierenden Handel sorgen.
Befindet sich ein Hafen in einem Zustand, der einem Kriegsgebiet gleicht, wird die Umgebung zu einem PvP-Areal. PvP-Areale können sich dabei überlappen. Während des Spiels sollen später auf dem Server zwischen 20 und 30 Prozent der besegelbaren Fläche für das PvP freigegeben sein. So wird kein Spieler gezwungen, an kriegerischen Handlungen direkt teilzunehmen, der Kapitän eines Handelsschiffs wird ohne Geleitschutz derartige Gebiete wohl eher umsegeln wollen. Spieler, die unbedingt ihre Kanonen einsetzen wollen, können einfach auf der Karte nachschauen, wo gerade Gefechte stattfinden.
Es soll dabei nicht möglich sein, dass eine Fraktion Kontrolle über alle Häfen erlangt. Bei den Seemächten bestimmen vereinzelt Friedensverträge in der fernen Heimat Europa den Besitz eines Hafens. Die Heerscharen von Piraten, die auf einem Server sind, können Städte zudem nur kurzzeitig erobern. Nach drei Tagen der Plünderung und des Genusses diverser alkoholischer Spezialitäten ziehen die Piraten mit Kopfschmerzen wieder ab und verdienen so Punkte für die eigene Fraktion, die ab und an einen Server-Sieg bestimmen kann.
Seekämpfe sind der sicherlich interessantere Teil des Spiels und sehr schön anzusehen. Die Besatzung der Schiffe ist durchaus beschäftigt. So sieht man den ein oder anderen Matrosen auch mal den Mast hochklettern, während man mit dem Manövrieren beschäftigt ist. Zur Manövrierung und zur Bestimmung des Schussbereichs gibt es für Anfänger Hilfen, die zeigen, in welche Richtung der Wind bläst und welchen Feuerradius die Waffen haben. Wer etwas länger spielt, kann auch ohne Hilfe anhand der Segelstellung ausmachen, von wo der Wind bläst und schießt in Gefechten je nach Situation auf Segel, Besatzung oder den Rumpf.
Das Entern von Schiffen ist insbesondere für Piraten interessant, denn die "dürfen" das Schiff dann behalten. Übernommene Schiffe verlieren Piraten jedoch auch sofort, wenn sie versenkt werden. Verliert man ein normales Schiff in einer Schlacht, bedeutet dies im Übrigen nicht den vollständigen Verlust. Der Spieler verliert das Schiff erst, wenn er zu häufig die Segel streichen musste. Bei Pirates of the Burning Sea ist der Untergang also verschmerzbar. Russel Williams ergänzte hierzu noch, dass man bei Flying Labs nicht viel von schmerzhaften Verlusten hält.
Ebenfalls nicht ganz üblich ist der Umstand, dass es zwar klassische Level für die Charaktere gibt, diese jedoch im Kampf weniger Einfluss haben als bei anderen Online-Rollenspielen. Wer als hochstufiger Charakter ein besonders großes, aber schwerfälliges Schiff auf See bewegt, kann zwar vergleichsweise viel austeilen, hat jedoch mangels Manövrierfähigkeit Probleme, gegen kleinere Schiffe zu bestehen, die einfach in tote Feuerwinkel segeln oder direkt auf das Achterdeck schießen, welches der schwächste Teil eines Schiffes ist.
Während der Seekampf und die Seebewegung recht ansehnlich gestaltet wurden, geht es zu Lande nicht ganz so beeindruckend zu. Die Animationen der Charaktere wirken etwas unnatürlich, Selbiges gilt für die Kampfsequenzen, bei denen die Gegner nicht ganz flüssig auf einen zukommen oder einfach auftauchen. Zum Teil ist dies technischen Problemen der Beta anzulasten, die bis zur Veröffentlichung hoffentlich noch verschwinden, zum Teil liegt dies aber auch daran, dass der Landteil erst sehr viel später entwickelt wurde. Die Kämpfe selbst laufen bei weitem nicht so spektakulär ab wie auf der See. Drei Kampfstile stehen zur Verfügung, die sich auch ergänzen sollen und müssen. Im PvP soll die Stufe eines Charakters - wie im Seekampf auch - ebenfalls relativ wenig ausmachen.
Pirates of the Burning Sea macht sehr starken Gebrauch von Instanzen, was dem ein oder anderen Spieler sicher nicht gefallen wird, durch welche aber detailliertere Grafik ermöglicht wird. Gleich die ersten Missionen führen einen in eine Instanz, in die man über den Dockarbeiter "teleportiert". Ein Hinsegeln zum Ziel entfällt in so einem Fall komplett.
Einerseits erspart dies die üblichen Märsche durch die Welt, andererseits geht dadurch auch ein wenig Stimmung verloren. Neben instanzierten Missionen sind die Städte, Gebäude, Seekämpfe, Entermanöver und die hohe See jeweils eigene Instanzen - getrennt durch kurze, aber häufige Ladezeiten. Einlaufende Schiffe wird man vom Hafen aus nicht sehen, das hat schon bei der Konkurrenz von Bounty Bay Online nicht gefallen.
Pirates of the Burning Sea hinterließ einen guten, aber nicht überragenden Ersteindruck. Dabei versucht sich das Spiel daran, gleichzeitig einen leichten Einstieg zu gewähren und eine entsprechende Spieltiefe zu bieten, die den Segelveteranen oder den ambitionierten Händler ansprechen könnte. Dazu muss jedoch die Serverpopulation erst einmal entsprechend reifen. Auch das Ziel der freien Wirtschaft, das politische System und der Umstand der überwindbaren Levelgrenzen verspricht ein Spiel abseits des monotonen Farmens und des schnellen "Hochlevelns".
Ob die hochgesteckten Ziele des Spiels erfüllt und die technischen Probleme des Spiels bis zur Veröffentlichung noch gelöst werden können, muss erst noch ein Test zeigen. Aufgrund des Betastatus ist der ein oder andere Fehler noch nachvollziehbar und zu erwarten. Wer sich an dem Spiel versuchen will, kann sich für die kürzlich gestartete offene Beta anmelden(öffnet im neuen Fenster) , insgesamt stehen für den deutschen Sprachraum rund 10.000 Zugänge zur Verfügung. Ein wenig Geduld braucht es jedoch beim Herunterladen des Spiels, immerhin müssen fast 5 GByte durch die Leitung geschickt werden und die Update-Server des Spiels sind derzeit etwas fehleranfällig.
Pirates of the Burning Sea soll als Abonnement-Spiel am 22. Januar 2008 für Windows-PCs erscheinen.



