Eve Online Fanfest: Renovation und Ambulation erneuern Eve

Im Fokus des Fanfest standen zwei Themen: "Renovation" und "Ambulation". Letzteres ist die nächste große Erweiterung, mit der die Piloten aus ihren Pods befreit werden. Renovation geht auf allerhand Verbesserungen ein, welche die Grundlage für Eves Zukunft legen. Dazu gehört natürlich die lang angekündigte grafische Grundrenovierung, die auf den Namen "Trinity" hört:

Trinity ist jedoch mehr als nur ein grafisches Update. In die Erweiterung, die zwischenzeitlich "Kali 3" bzw. "Revelations 3" hieß, fließen auch zahlreiche spielerische Neuerungen ein: neue Schiffe, neue Missionen, viele Fehlerbehebungen und neue Gegenstände. Außerdem wird der Sprachchat, der zusammen mit Vivox in das Spiel integriert wurde, fortan kostenlos zur Verfügung stehen. Dank neuem Interface soll zudem die Bedienung einfacher werden. Trotz zahlreicher Neuerungen, die selbst den Rahmen einiger Präsentationen gesprengt haben, zog die neue Grafikengine die meiste Aufmerksamkeit auf sich.
Dass "Factional Warfare" eigentlich dieses Jahr in der nächsten Erweiterung die jeweiligen Fraktionen aufeinander hetzen sollte, fiel unter den Tisch. Die Erweiterung kommt wohl erst später.
Bei CCP ist man sich auf dem Fanfest wie üblich nicht zu schade, den ein oder anderen, mehr oder weniger geschmacklosen Witz zu reißen. Während letztes Jahr Jessica Alba für die neue Grafikengine herhalten musste, wurden diesmal Jennifer Aniston und Angelina Jolie als Vergleich herangezogen. Die beiden Damen stehen für die (alte) Trinity-I-Engine bzw. die neue Trinity-II-Engine. Ganz im Sinne von Brad Pitt: "you can play both" - man kann mit beiden spielen.

In einem kurzen Test lief der Mac-Client auf einem Mac Pro unter MacOS X 10.5 alias "Leopard" zuverlässig. Hier und da waren noch kleine Fehler auszumachen, vor allem im Fenster-Modus, doch insgesamt war das Spielgefühl von der Windows-Version nicht zu unterscheiden, sieht man von Unterschieden im Betriebssystem ab. So konnte Golem.de gut die Vorteile von Leopards Spaces ausnutzen. Das Spielen mit mehreren Clients macht unter MacOS X viel Spaß und das Umherschieben der laufenden Eve-Online-Clients zwischen den Bildschirmen stellte kein Problem dar.
Das Thema DirectX 10 hat mit Trinity II zunächst nichts zu tun. Nähere Details gab es nicht und wann es so weit ist, wusste auch niemand, CCP arbeitet jedoch daran. Genauso wird an weiteren grafischen Updates gearbeitet, die Altlasten über Bord werfen sollen. Ganz komplett wird das Grafik-Update nicht sein. So überlegen die Entwickler noch, wie sich die Hintergrundgrafiken renovieren lassen - und haben zudem das Problem, dass man nicht mehr weiß, wie diese damals erstellt wurden. Es ist also durchaus möglich, dass der Weltraum in naher Zukunft etwas anders aussehen wird. Die Entwickler erwarten zudem, dass mit der neuen Engine die kreative Abteilung von CCP Games weitere Möglichkeiten entdecken wird, um Eve Online noch schöner erscheinen zu lassen.

Trinity II legt auch den Grundstein für das nächste große Projekt, das auf den Codenamen Ambulation hört. Die Piloten steigen endlich aus ihren Raumschiffen aus und laufen in Raumstationen herum. Das Ambulation-Projekt nahm langsam Gestalt an, auch wenn es von der Veröffentlichung noch weit entfernt ist. Derzeit läuft das Projekt auch nur unter der Trinity-II-Engine und auf eine GeForce 8800 hin optimiert, die bis zur Veröffentlichung von Ambulation sicher schon einige Nachfolger sehen wird. Eine Unterstützung der alten Trinity-Engine ist ebenfalls geplant, auch wenn die Arbeiten daran noch nicht sonderlich weit sein können. Gezeigt wurde nur neueres Material.

Ambulation soll zunächst nur als kleine Spielergänzung veröffentlicht werden und auch niemandem aufgezwungen werden. Es ist eher als Grundgerüst zu verstehen, das anfangs wenig spielerische Inhalte bietet. Vergleichbar mit Eve Online vor mehr als vier Jahren , das damals ebenfalls nur ein grobes Gerüst war und mit dem heutigen Spiel kaum zu vergleichen ist. CCP will nach der Veröffentlichung dann auf die Wünsche der Spieler eingehen und entsprechend mehr Spielerisches auf Stationen ermöglichen.
Zunächst wird sich Ambulation wohl auf Firmenbüros, Shops und dergleichen beschränken. In den Shops können sich Spieler einkleiden. Wer übrigens seine Kleidung aufs Schiff mitnimmt und dieses oder gar sein Leben verliert, der hat auch seine Kleidung verloren und wacht mit Standardklamotten in seinem Klon wieder auf. Hier bilden sich gänzlich neue Wirtschaftszweige und mit einer Übersättigung des Kleidermarktes muss nicht gerechnet werden. Wer in den Kampf ziehen will, der sollte seine Ausgehuniform vielleicht lieber im Firmenbüro lassen.
Auch technisch wird sich die Stationsinteraktion vorerst vom eigentlichen Spiel unterscheiden. Wer eine Station betritt, wechselt vom Spieler unbemerkt den Server. Man kann also nicht aus dem Fenster schauen und Kampfhandlungen direkt verfolgen, diese Möglichkeit kommt vielleicht erst später. Als Zeitraum für die Veröffentlichung von Ambulation wurde grob das Jahr 2008 genannt.
Sobald Ambulation veröffentlicht wird, müssen die Spieler neue Avatare erzeugen; inwiefern man sich an die alten Avatare anlehnen kann, steht noch nicht komplett fest. Mehr oder weniger übertriebene Kleidung oder Kopfbedeckungen, die in die Höhe gehen und mit denen kein normaler Spieler herumlaufen würde, sollen nicht mehr möglich sein.
Da das Wirtschaftssystem in Eve Online mittlerweile sehr kompliziert ist, berichtete der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Eyjólfur Guðmundsson vom derzeitigen Status der Eve-Wirtschaft und den Auswirkungen von CCPs Änderungen auf diese. Ein Quartals-Newsletter soll in Kürze detaillierte Berichte geben, der erste soll in Kürze erscheinen. Einen Vorgeschmack gab Guðmundsson schon einmal in Form einer Präsentation.
Fortschritte gibt es auch bei der geplanten Spieler-Demokratie, die auf dem Fanfest diskutiert wurde. CCP will ein anonymes Wahlverfahren bieten. Jeder, der einen Account besitzt, kann eine Stimme abgeben; wer mehrere Accounts hat, dementsprechend mehr. Eine Kontrolle seitens CCP soll es nicht geben. Will ein Spieler also andere Stimmen kaufen, darf er dies durchaus machen. Da das System jedoch anonym ist, kann der Käufer dies im Nachhinein nicht verifizieren.
Um weiter zu expandieren, ist CCP für den deutschen Markt zudem eine Partnerschaft mit Web.de eingegangen. Bis Ende des Jahres wird Web.de auf seinem Games-Portal(öffnet im neuen Fenster) Eve Online hierzulande zusätzlich unterstützen. Dem Ziel der "Weltherrschaft" will man bei CCP jedoch nicht mehr näherkommen, stattdessen ist jetzt das Universum das hochgesteckte Ziel. Zuvor muss Eve Online jedoch das Onlinespiel Second Life überholen. Wie der CEO von CCP Games kleinlaut zugeben musste, liegt das Spiel doch deutlich vor Eve Online bei der Anzahl der gleichzeitig eingebuchten Spieler auf demselben Server.
Die bestehende Architektur wird auch auf Seiten der Software an High-Performance-Computing (HPC und MPI(öffnet im neuen Fenster) ) angepasst und größere Handelssysteme (das mit zeitweise mehr als 700 Spielern bevölkerte Jita) oder Flottenkämpfe sollen besser gehandhabt werden. Das berühmt-berüchtigte Jita-Sonnensystem läuft derzeit aus technischen Gründen nur auf einer CPU. In Zukunft sollen Markttransaktionen, Stationen, Inventar-Verwaltung und anderes abgekoppelt werden können - je nach Bedarf. Die Aufgaben werden dann von einzelnen Recheneinheiten übernommen.
Angepasste Spielinhalte, die sowohl den westlichen als auch den asiatischen Spieler ansprechen, sollen ebenfalls für mehr Spieler sorgen. Serenity befindet sich nach dem anfänglichen Ansturm nun dort, wo der alte Server Tranquility vor vier Jahren war: Die Gelegenheitsspieler sind verschwunden und es tauchen mehr und mehr Spieler auf, die dem Spiel treu bleiben und über das Spiel sprechen. Eve Online ist, so Associate Producer Arend Stührmann mit einem zwinkernden Auge, das MMO nach dem eigenen ersten "Fisher-Price-MMO".
Dass die Chinesen gerne Eve Online spielen, zeigen auch die rund 2.000 Spieler, die sich auf dem westlichen Server tummeln. Wer jetzt denkt, dies sind alles so genannte Goldfarmer, liegt falsch. Goldfarmer gibt es auch in anderen Teilen der Welt, so auch in Europa und den USA. In China haben diese Spieler einen besonderen Status innerhalb der chinesischen Eve-Community, den sie durch die Kenntnisse der "anderen" Welt haben.
Wer gehofft hatte, etwas zu CCP White Wolfs "World of Darkness" zu hören, wurde enttäuscht, es herrschte verordnete und eiserne Funkstille. Nur selten hörte man etwas von "Dem Projekt" , das keiner benennen wollte. Immerhin konnte man aus einigen Aussagen etwas ableiten. Das Ambulation-Projekt wird wohl die Grundlage für World of Darkness sein und verspricht damit schon einmal eine sehr ansprechende Optik, und CCP Games plant auch, in Zukunft mit Transgaming zusammenzuarbeiten. World of Darkness für den Mac oder Linux ist damit zumindest nicht ausgeschlossen, bestätigen wollte dies jedoch niemand.
Andere White-Wolf-Produkte waren ebenfalls nur am Rande zu sehen. Das Eve-Online-Fanfest soll bewusst den Fokus auf Eve Online setzen, selbst das Eve Trading Card Game war nur gelegentlich ein Thema, trotz eines stattfindenden EVE-CCG-Turniers.
Abgeschlossen wurde das Fanfest wie üblich mit einer großen Party und viel Bier. Außerdem spielte die CCP-eigene Dev-Band "RöXöR" auch dieses Jahr wieder live und verblüffte bei annähernd gleicher Besetzung mit einer deutlich verbesserten Vorstellung. Vor zwei Jahren musste die Band noch mit viel Humor "ertragen" werden, letztes Jahr war das Resultat durchaus annehmbar und dieses Jahr rockte die Band sprichwörtlich das Haus.

Da das Fanfest bereits dieses Jahr fast aus den Nähten geplatzt ist, wird in naher Zukunft unter Umständen ein neuer Ort gebraucht, die Laugardsalshöllin, unweit des letztjährigen Fanfest-Veranstaltungsortes, war mit gut 2.000 Eve-Spielern gut gefüllt und sorgt in Island auch außerhalb der Touristensaison für eine höhere Anzahl an Gästen. Die Icelandair-Packages waren überraschend früh ausverkauft.
Für das Jahr 2009 soll Hilmar "Hellmar" Pétursson wohl bereits auf das große Icelandic National Concert and Conference Center von Reykjavik schielen, welches im September 2009 fertig werden soll. Es gibt jedoch kaum Arbeitskräfte in Island bei einer Arbeitslosigkeit von unter einem Prozent und so besteht die Möglichkeit, dass der Bau nicht rechtzeitig fertig wird, so wie CCPs eigenes Bürogebäude, das erneut ein Stockwerk spendiert bekommt, um weiter zu expandieren und nicht planmäßig fertig wird. Das für Festländer gewöhnungsbedürftige Wetter hilft der Situation ebenfalls nicht weiter, genausowenig der Umstand, dass die ehemals armen Isländer mittlerweile im Geld schwimmen, wie man hier und da zu hören bekam.



