Interview: Web 2.0 lässt Zombies wieder auferstehen
Golem.de: Wie sähe so ein Porno denn aus?
Friebe: Es gibt eine karge Küchensituation, wo ein Mann und eine Frau zähe Problemgespräche führen und zwischendrin wird gevögelt. Und es wird viel geraucht.
Golem.de: Haben wir noch ein wichtiges Trendthema vergessen?
Friebe: Konsum. Körperpflege- und Milchprodukte nähern sich im Supermarktregal immer weiter an, manchmal bis zur Ununterscheidbarkeit. Etwas Grundlegender sollte man noch das Prosuming erwähnen, also Produkte, die man mit Hilfe des Internets selbst erstellen oder verändern kann.
Golem.de: Mir fällt auch noch was Absurdes ein: Politik.
Friebe: Links. Gerade jetzt, da der Aufschwung anzieht und die Leute ihre nackte Existenzangst verlieren, wünscht sich die Mehrheit in Deutschland mehr soziale Gerechtigkeit und mehr Staat.
Golem.de: Was bedeutet für Sie links?
Friebe: Auf dem Kongress "9 to 5. Wir nennen es Arbeit" wird es eine Veranstaltung zur Frage "Was wäre ein linker Neoliberalismus?" geben. Deshalb hier und jetzt nur so viel: Wie mehr Freiheit in Arbeitsdingen zusammengeht mit mehr Staat, das könnte ein Ansatz sein. Ein anderer wäre, ganz banal und pathetisch, dass man gegen die Institutionen Unternehmen und Familie die Freundschaft stark macht und damit nebenbei auch noch der Bierwerbung die Freundschaft wieder entreißt. Freundschaft braucht außerdem Orte, auch öffentliche Orte, das könnten zum Beispiel die Kieze sein. Die gute alte europäische Geselligkeit in einer moderneren Form, das wäre schon mal nicht schlecht.
Golem.de: Klingt wie CSU.
Friebe: Das liegt jetzt an dem Wort Geselligkeit. Okay, bleiben wir bei Freundschaft und Loyalität, die nicht an Unternehmenshierarchien und Blutsbanden hängen.

Holm Friebe
Golem.de: Herr Friebe - lassen Sie uns über Geld sprechen. Was bedeutet es Ihnen persönlich?
Friebe: Da bin ich sehr konservativ und sicher kein klassischer Unternehmer. Ich würde nie Schulden machen, auch nicht, um eine Idee zu realisieren. So dreht man natürlich keine großen Räder. Geld ist notwendig. Und Geld ist als Anerkennung interessant, als Rückmeldung anderer Menschen, die mich für meine Arbeit damit bezahlen.
Golem.de: Beim "9 to 5"-Kongress taucht Geld erstmal nur in der Form des Geldverbrennens auf. Wollen Sie etwa die New Economy zurück? Da wurde ja wahnsinnig viel Geld verbrannt.
Friebe: Das Motto Geldverbrennen zielt auf die schöne und rätselhafte Aktion der Band KLF aus den Neunzigern. Nachdem sie mit mehreren Nummer-eins-Hits viel Geld verdienten, verbrannten sie auf einer schottischen Insel eine Million Pfund - kommentarlos, unter Ausschluss der Öffentlichkeit - und verließen das Musikgeschäft, um in die Kunst zu wechseln. Gleichzeitig gibt es einen Link zur New Economy mit ihrer Burn-Rate, dem raschen Verbrennen von Marketing-Geld, um als Firma so schnellstmöglich zu wachsen. Aber für uns ist das Geldverbrennen mehr eine Chiffre, um das Feld zwischen Ökonomie und Kunst in den Blick zu nehmen.
Golem.de: Erklären Sie das bitte genauer. Ich verstehe immer noch nicht, was an verbranntem Geld eine Chiffre sein soll.
Friebe: Im System der Kunst war die Aktion von KLF eines der ganz großen Statements. Es zeigt, dass es ums Geld allein nicht gehen kann und schlägt der buchhalterischen Logik offen ins Gesicht.
Golem.de: Geld verbrennen geht gar nicht, solange es Armut gibt. Und: Ich weiß, wie spießig das für Sie jetzt klingt.
Friebe: Man sollte die Problematik des Erfolges nicht unterschätzen. Was macht man mit Geld? Wie geht man damit um? Wie weit lässt man sich vom Erfolg in bestimmte Strukturen pressen, die man nie gewollt hat? Geld verbrennen ist eine Möglichkeit, diese Fragen zu beantworten. Wenn auch meiner Meinung nach nicht die beste.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Interview: Web 2.0 lässt Zombies wieder auferstehen | Interview: Web 2.0 lässt Zombies wieder auferstehen |
Noch schlimmer! Bei uns wurde eigens für 5 slides ein 42zoll HD-TV und ein neuer Rechner...
Das trägt man als Bohemian heutzutage so ;-) Tschüss Sven
Rowe? Das gibt´s hier schon seit Ewigkeiten, auch ohne die super coolen Amis. Nennt sich...
ich weiß, ich hab das interview echt nicht kapiert. aber trotzdem ... AUWAIA, das tut...