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AMD: Intel machte durch Monopol-Missbrauch 60 Milliarden

Massive Gewinne in den Jahren 1996 bis 2006 durch umstrittene Praktiken. Eine von AMD in Auftrag gegebene Studie einer Wirtschaftsagentur kommt zu dem Ergebnis, dass Intel durch ein De-facto-Monopol im Prozessormarkt innerhalb eines Jahrzehnts 60 Milliarden US-Dollar Gewinne erzielen konnte. Sollte dem nicht Einhalt geboten werden, sollen es in der nächsten Dekade 80 Milliarden US-Dollar sein.
/ Nico Ernst
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Diese Zahlen errechnete die ERS Group, ein renommiertes Beratungsunternehmen, das in den USA unter anderem die Kartellbehörde FTC bei den Untersuchungen der Firma Rambus und im Vorfeld des Zusammenschlusses der Ölkonzerne Exxon und Mobil beriet. Beauftragt wurde die ERS Group in diesem Fall aber von AMDs Anwaltskanzlei O'Melveny & Myers. AMD versucht damit offenbar, die zähen Ermittlungen seiner Monopolbeschwerden gegenüber Intel, die jüngst auch zu Maßnahmen der EU führten, durch bisher nicht vorhandenes Zahlenmaterial zum Ausmaß von Intels angeblichen Verfehlungen zu beschleunigen.

ERS-Direktor Dr. Michael Williams stellt folglich auch fest: "Diese Studie fragt nicht, ob Intel sich wettbewerbsfeindlich verhalten hat, sondern wie viel Intel durch die ihnen vorgeworfenen Handlungen hinzugewonnen hat." Laut ERS hat Intel im zehnjährigen Untersuchungszeitraum insgesamt 141,8 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielt, darin soll ein "angenommener Vorteil" genannter Betrag von 27,3 Milliarden US-Dollar stecken. Das entspräche 5 Prozent des Umsatzes nach Abzug der Kapitalkosten. Wie die ERS Group zu diesem glatten Anteil kommt, ist einer AMD-Veröffentlichung(öffnet im neuen Fenster) zu den Ergebnissen der Studie nicht zu entnehmen.

ERS zieht jedoch den Vergleich der Gewinnmarge von 16 Prozent bei Intel mit 498 anderen US-Unternehmen. Dabei hätten neben Intel nur Coca-Cola, Microsoft und der Genussmittel-Hersteller UST Inc. einen ähnlich hohen Wert erzielen können. Andere Firmen, die ebenfalls über starke Marken verfügen, wie etwa der Viagra-Hersteller Pfizer oder ExxonMobile, würden eine derart hohe Gewinnmarge nicht erreichen. Dass Intel in anderen Bereichen als den CPUs nicht so erfolgreich gewesen sei, spreche für eine überhöht starke Markenbindung bei den Prozessoren.

Die ERS Group gibt nicht an, wie der in der Studie zitierte "voll wettbewerbsorientierte Markt" für Mikroprozessoren geschaffen werden soll. Dafür rechnen die Finanzanalysten vor, dass US-Konsumenten innerhalb von fünf Jahren bei einem PC für 1.000,- US-Dollar 15,- Dollar sparen könnten. Dazu müsse AMDs Marktanteil von 27 Prozent auf 35 Prozent wachsen, was Intel dazu bringen würde, seinen durchschnittlichen Verkaufspreis von derzeit gut 121,- US-Dollar pro CPU auf gut 101,- US-Dollar zu senken. Dieser "Average Selling Price" (ASP) gilt in der Halbleiterbranche als Kenngröße für die Profitabilität der Produkte eines Unternehmens.

Wenn Intel nicht gestoppt würde, so die ERS Group weiter, werde der Chip-Marktführer in den nächsten zehn Jahren weitere 80 Milliarden Dollar durch unfaire Praktiken verdienen. Konsumenten würden dabei 61Milliarden US-Dollar mehr bezahlen, als sie eigentlich müssten, und auch die PC-Hersteller würden durch Intels angeblich überhöhte Preise 20 Milliarden US-Dollar mehr für ihre Produkte ausgeben müssen.


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