Urheberrechtsökonomie: Was verdienen Autoren?
Golem.de: Sie haben die Rolle der Verwertungsgesellschaften bei der Verteilung von Einkommen für Autoren genauer untersucht. Was sind ihre Erkenntnisse?
Kretschmer: Zunächst einmal ist der Beitrag der Verwertungsgesellschaften zum Einkommen der Autoren ein verhältnismäßig geringer. Das ist auch klar, weil es Einnahmen aus so genannten Zweitverwertungsrechten sind, das heißt für Rechte, über die kein Vertrag mit dem Verlag oder dem Produzent abgeschlossen wird. Es sind zum Beispiel Einnahmen aus der Vergütung für das Kopieren in Schulen und Universitäten oder für Zweitsendungen im Radio und im Fernsehen. Die Beträge liegen im Durchschnitt unter 500,- Euro. Was aber sehr interessant ist, ist, dass die Einkommensschere bei den Auszahlungen der Verwertungsgesellschaften zwischen den bestverdienenden und den weniger gut verdienenden Autoren größer ist bei den Honorarzahlungen. Das heißt, die Bestseller werden von den Verwertungsgesellschaften besser bedient als die geringverdienenden Mitglieder. Das hat uns überrascht.
Golem.de: Eine letzte Frage. In ihrer Studie schreiben Sie, dass Sie festgestellt haben, dass weibliche Autoren deutlich weniger verdienen als männliche. Haben sie dafür eine plausible Erklärung?
Kretschmer: Nein, das habe ich überhaupt nicht. Es ist ja so, dass im Gesamtbild aller Beschäftigten Frauen weniger verdienen als Männer. In Großbritannien sind es, glaube ich, durchschnittlich 12 Prozent weniger. Die Zahl für den deutschen Sprachraum kenne ich nicht. Die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen ist bei Schriftstellern noch weitaus größer, die hauptberuflich ihr Einkommen aus der schriftstellerischen Tätigkeit beziehen. Professionelle Schriftsteller sind jene, die mindestens 50 Prozent ihres Einkommens mit der schriftstellerischen Tätigkeit erwirtschaften. Schriftstellerinnen verdienen nur zwei Drittel dessen, was ihre männlichen Kollegen verdienen. Ich habe keine plausible Erklärung dafür.
[das Interview führte Robert A. Gehring]
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Was ist mit Dieter Bohlen? Bekommt der nicht weniger ab als er eigentlich verdient...