Interview: Ein Filter ist mir lieber als ein Avatar
Netzeitung.de: In Ihren jüngsten Romanen haben Sie sich intensiv mit den Naturwissenschaften beschäftigt, etwa mit Isaac Newton. Der erfolgreichste deutsche Roman des vergangenen Jahres, "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann, setzt ebenfalls auf Gelehrte als literarische Helden: den Naturforscher Alexander von Humboldt und den Mathematiker Carl Friedrich Gauss. Welcher Wissenschaftler unserer Zeit ist für Sie der wichtigste?
Stephenson: Ich halte Roger Penrose für einen der wichtigsten Wissenschaftler unserer Epoche. Seine Arbeit als Mathematiker und Physiker wird von Fachleuten sehr geschätzt. Er versucht, verschiedene Perspektiven in einem Bild zu vereinen. Einige Aspekte seiner Arbeit sind, milde ausgedrückt, kontrovers. Aber genau das macht sie so wichtig.
Netzeitung.de: In seinem Buch "Computerdenken" behandelt Roger Penrose die Frage, ob Maschinen ein Bewusstsein erreichen können. Ist dies noch eine aktuelle Frage?
Stephenson: Auf einer gewissen Ebene ist es eine triviale Frage. Wenn wir eine Maschine bauen können, die in jeder Hinsicht dem menschlichen Gehirn ähnelte, würde sie Bewusstsein zum gleichen Zweck erlangen wie wir. Die eigentliche Frage ist, ob die Computer, die wir jetzt haben, Bewusstsein entwickeln können. Wenn man diese Frage stellt, tauchen Probleme auf, die Philosophen bereits in den zwanziger Jahren im Wiener Kreis diskutierten; und von da rückwärts bis zu den Platonikern und Sophisten. Das ist faszinierend, wenn man sich für Philosophie und Metaphysik interessiert, aber ich halte es nicht für das zentrale Problem unserer Zukunft.
Netzeitung.de: Die Epoche des Cyberpunk gilt als beendet. Dieser Tage wird sie als Retro-Phänomen wiederbelebt. Es scheint, als würden die Computer-Freaks und Comic-Nerds der Achtziger mit ihrer Begeisterung für Science Fiction heute den Mainstream prägen. Können Sie sich vorstellen, wieder Science Fiction zu schreiben?
Stephenson: Ja. Ich tue es gerade.
Netzeitung.de: Verraten Sie, woran genau Sie schreiben? In Deutschland warten wir noch auf den letzten Band der Barock-Trilogie.
Stephenson: Es ist noch zu früh, darüber zu reden. Aber einige der in unserem Gespräch behandelten Fragen werden womöglich darin auftauchen.
Neal Stephenson, 1959 geboren, ist einer der wichtigsten Verteter des literarischen Cyberpunk. In seinem Roman "Snow Crash" (1992) werden erstmals Avatare beschrieben, virtuelle Charaktere in einem dreidimensionalen Netz. Zuletzt arbeitete er an einem Barock-Zyklus. Die ersten Bände ("Confusion", "Quicksilver") sind im Goldmann-Verlag erschienen.
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Meiner Einschätzung nach wird es nie KI geben die auch nur im entferntesten an die des...
Hatte man in den anderen Ultima Teilen schon Avatare die auch so genannt wurden und wo...
ROFL Dann halt auch du dich daran bitte dran. Wir haben deine Meinung jetzt alle...
seh ich ganz anders. Ein guter schluss ist vielleicht ein schöner Abschluss. aber das...