AMD-Interview: "Wir können unsere Treiber nicht offen legen"
Wir treffen den in Kanada lebenden Griechen kurz vor der CeBIT 2007 in einem Münchener Hotel. Eigentlich will Makedon über den aktuellen Stand der Vista-Treiber von AMD informieren, da diese jedoch - anders als bei Nvidia - schon recht gut funktionieren, steht schnell Linux im Mittelpunkt des Gesprächs.
Laut Terry Makedon widmet sich ATI (und inzwischen AMD) seit zwei Jahren verstärkt der Entwicklung von Grafiktreibern für das freie Betriebssystem. Das sei aber ein ständiges Ressourcen-Problem: "Wenn man eine bestimmte Anzahl an Programmierern hat, muss man festlegen, wer was tut. Wir haben die Arbeit dieser Leute anhand der Marktanteile verteilt. Wenn wir also annehmen, dass 95 Prozent des Marktes mit Windows und MacOS arbeiten oder vielleicht sogar sechs, sieben oder acht Prozent des Marktes mit Linux, dann entspricht das dem Anteil der Leute, die wir für Linux beschäftigen."
Und auch dabei liegt der Schwerpunkt für die Grafikabteilung von AMD nicht beim privaten Einsatz. Terry Makedon weiter: "Der Fokus unserer Linux-Entwicklung liegt bei Workstations und dem professionellen Einsatz. Wir setzen keinen Schwerpunkt bei Spielen unter Linux, weil für uns der Marktanteil das nicht rechtfertigt."
Die Treiber offen zu legen, so dass andere Programmierer die bisher schwachen 3D-Funktionen der ATI-Chips unter Linux verbessern könnten, ist für Makedon keine Alternative. Der AMD-Manager nennt dafür zwei Gründe, einen dafür hat sein Unternehmen gar nicht selbst in der Hand: "In unseren Treibern gibt es viel proprietäre Technik, die von anderen Unternehmen stammt, wie zum Beispiel Kompressionsalgorithmen. Diese Unternehmen würden uns sicher nicht erlauben, diesen Code freizugeben."
Der zweite Grund, warum AMD seine Treiber nicht freigeben will, ist schlicht die Angst vor der Konkurrenz. Makedon: "Wir befinden uns in der Situation, dass es zwei Hauptkonkurrenten im Grafikmarkt gibt. Würden wir unsere Treiber für die Open-Source-Community offen legen, würden wir damit auch unsere gesamte proprietäre Technologie veröffentlichen. Das wäre das Gleiche, als ob McDonalds das Rezept für seine Sauce des BigMac freigeben würde - es ist einfach nicht wirtschaftlich vertretbar, das zu tun."
Selbst die Möglichkeit, anderen Programmierern den Quelltext nach Unterzeichnung einer Vertraulichkeitsvereinbarung (NDA) zur Verfügung zu stellen, wie Intel das für seine in den Chipsatz integrierte Grafik vorgemacht hat, sei für AMD kein gangbarer Weg, so Makedon: "Wir glauben nicht, dass Intel so viel 3D-Intelligenz in seinen Treibern hat wie Nvidia oder AMD. Selbst wenn nur ein kleiner Teil unserer Technik an die Konkurrenz oder den freien Markt geht, würde uns das in eine sehr schwierige Situation bringen, wenn nicht gar aus dem Geschäft werfen." Makedon wies jedoch darauf hin, dass man den 2D-Teil der ATI-Treiber bereits als Open Source veröffentlicht hat und derzeit überlegt, das auch für andere Teile wie die Installationsroutinen zu tun.
Die 3D-Funktionen selbst offen zu legen, ist für Terry Makedon aber "off limits" , wie der AMD-Manager ausdrücklich betonte: "Ich werde nicht 'niemals' sagen, aber für die absehbare Zukunft, sagen wir: Die nächsten sechs bis zwölf Monate ist das sicher keine Richtung, die wir einschlagen werden." Makedon wies jedoch darauf hin, dass die Absage an offene 3D-Treiber für AMD keine politische Entscheidung ist, es fehle schlicht noch der richtige Ansatz, das zu tun: "Wir wollen natürlich auch mit der Linux-Community reden, um den Code offen zu legen. Wenn uns das hilft, unsere Produkte besser zu machen und uns nicht in rechtliche Schwierigkeiten bringt oder unsere Geschäftsgeheimnisse verrät - dann gerne."
AMD will seine Linux-Treiber aber zunächst konsequent selbst weiterentwickeln. Als nächster Schritt steht das "Catalyst Control Center" (CCC) an, mit dem man unter Windows bereits alle 3D-Funktionen des Treibers einem Feintuning unterziehen kann. Laut Terry Makedon soll das CCC für Linux bis Mai 2007 erscheinen.



