Eine Familie: Parallels, Virtuozzo und OpenVZ
Entsprechende Gerüchte, dass die Virtualisierungsanbieter Parallels und SWsoft zusammengehören, tauchten bereits 2006 auf. Verschiedene Tatsachen untermauerten dies, so liegen die beiden Firmensitze beispielsweise nicht weit auseinander. Obwohl beide Firmen ihren Sitz im US-Bundesstaat Virginia haben, befinden sich außerdem die jeweiligen Entwicklungslabors in Russland - und auch die CEOs beider Firmen sind Russen. SWsofts CEO Serguei Beloussov wirkte zudem bei der Gründung des Backup-Anbieters Acronis mit. 2004 gaben Acronis und SWsoft dann eine Partnerschaft bekannt, die die Integration der Datensicherungslösungen in SWsofts Virtualisierungsprodukte zur Folge hatte. Auch Parallels sollte er mit seiner S&W Group mitfinanziert haben, hieß es. Fortune(öffnet im neuen Fenster) berichtet nun, SWsoft habe Parallels vor drei Jahren gekauft.
SWsoft bietet Server-Virtualisierung auf Betriebssystem-Ebene an. So lässt sich ein physischer Server in mehrere virtuelle aufteilen, die alle den Host-Kernel nutzen. Die Basis dieses Virtuozzo genannten Produktes wird im Rahmen des OpenVZ -Projektes als Open Source ebenfalls von SWsoft gepflegt. Zudem gibt es Systemverwaltungswerkzeuge wie Confixx, womit das Produktportfolio hauptsächlich auf Hosting-Anbieter abzielt. Parallels hingegen ist derzeit noch Anbieter von Virtualisierungslösungen für den Desktop, wobei die Hardware teilweise nachgebildet wird. Unter Linux, Windows und MacOS X lassen sich somit Gastsysteme in einem Fenster starten - eine vergleichbare Lösung ist VMware Workstation.
Zwar deutete schon einiges auf eine Zusammengehörigkeit der beiden Unternehmen hin, bestätigt wurde dies jedoch bisher nicht. Auf eine Anfrage von Golem.de im November 2006 gab es lediglich die Antwort "SWsoft und Parallels sind verschiedene Firmen" - was so gesehen natürlich auch richtig ist. Details zu den Hintergründen waren jedoch nicht zu erfahren.
Nun aber haben beide Unternehmen den tatsächlichen Sachverhalt bekannt gegeben und am heutigen 22. Januar 2007 die SWsoft- und Parallels-Mitarbeiter in einem Brief informiert, der Golem.de vorliegt. Parallels und SWsoft seien in ihren Marktsegmenten weiter gewachsen und erfolgreich, heißt es darin. "Auf Grund der wachsenden Synergien zwischen den beiden Firmen haben wir uns entschlossen, öffentlich bekannt zu geben, dass Parallels von SWsoft geführt wird [...]" , steht darin weiter. Beide Unternehmen sollen auch in Zukunft unter den bisherigen Namen auftreten und auch unabhängige Webpräsenzen haben, doch nun könne man offen mit Partnern, Kunden und externen Anspruchsgruppen über die Stärken aller Produkte der beiden Unternehmen sprechen.
Man glaube an die Vorteile der unterschiedlichen Virtualisierungsansätze, doch beide könnten Seite an Seite arbeiten, um so die maximale Leistung zu erzielen. Beide Firmen werden nun weitere Produkte ankündigen, darunter eine - schon länger in Aussicht gestellte - Server-Edition von Parallels sowie - bisher nur dürftig beschriebene - Verwaltungswerkzeuge für die Virtualisierungslösungen von SWsoft, Parallels und anderen Herstellern. "2007 wird ein sehr spannendes Jahr für uns alle. Lasst uns hart zusammenarbeiten, um unsere gemeinsamen Ziele zu verfolgen" , heißt es abschließend. Unterzeichnet ist der Brief von SWsoft-CEO Serguei Beloussov sowie Parallels-Chef Nick Dobrovolskiy.
Laut Fortune plant Parallels außerdem, auch MacOS X als Gastsystem zu unterstützen. Dies düfte so einfach allerdings nicht sein. Konkurrent VMware wies beispielsweise schon früher darauf hin, dass dies technisch durchaus schon jetzt möglich sei . Bisher erlauben Apples Lizenzbedingungen den Einsatz des Betriebssystems allerdings ausschließlich auf Apple-Systemen. Srinivas Krishnamurti, Director für Product Management und Business Development bei VMware, sagte gegenüber Golem.de auf der VMworld im November 2006, dass Apple sich bisher nicht interessiert gezeigt hatte, den Einsatz von MacOS X innerhalb virtueller Maschinen zuzulassen.
Damit ist auch klar, dass die beiden Firmen nun bekannt geben mussten, dass sie zusammengehören. Schließlich werden sie so ihre jeweiligen Produkte gegenseitig bestmöglich unterstützen und damit im Prinzip Lösungen aus einer Hand anbieten, die sie ihren Kunden dann auch gegenseitig empfehlen können. Ohne eine offizielle Zusammengehörigkeit hätte dies so nicht funktioniert, lassen sich die Produkte so doch erst richtig integrieren. Fakt ist auch, dass dadurch die Firmen - vor allem in Verbindung mit Acronis - mit diesem Hintergrund ein ganz anderes Kaliber erlangen und so auch ein ganzes Stück weiter an die große Konkurrenz, namentlich vor allem VMware, heranrücken werden. Schließlich kann so ein vielseitiges Virtualiserungspaket angeboten werden, das gleich mehrere Bereiche abdeckt und auch Backup-Software integriert. Während Parallels also mit einer Server-Edition weg von der reinen Desktop-Lösung kommt, kann SWsoft wiederum neben dem reinen Shared-Hosting-Bereich auch andere Server-Einsatzbereiche in Firmen erschließen.
Konkrete Ankündigungen werden sicher nicht lange auf sich warten lassen und zeigen, wohin der Weg der Unternehmensgruppe führen wird.



