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USA: Xbox 360 profitierte von Wii-Lieferengpässen

Nintendo DS führte zu Weihnachten US-Verkaufscharts für Videospiel-Hardware an. Auch wenn Nintendo und Sony Computer Entertainment sich über die erfolgreiche Markteinführung ihrer neuen Spielekonsolen Wii und PlayStation 3 in den USA freuen, so hat Microsofts Xbox 360 die Neueinsteiger im Dezember 2006 doch bei den Verkaufszahlen übertrumpfen können. Allerdings ist Microsoft immer noch weit davon entfernt, die Marktführerschaft im Videospielmarkt anzutreten.
/ Christian Klaß
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Microsoft konnte in den USA laut des US-Marktforschungsunternehmens NPD im Dezember 2006 rund 1,1 Million Xbox 360 verkaufen. Insgesamt sollen damit seit US-Markteinführung im November 2005 rund 4,5 Millionen Xbox 360 bei US-Kunden stehen. Weltweit wurden laut Microsoft rund 10,4 Millionen Xbox 360 in 37 Ländern verkauft.

Im Vergleich dazu wurden im Dezember 2006 laut NPD 604.200 Wii-Konsolen und 490.700 PlayStation 3 in den USA verkauft. Beide Hersteller konnten die Nachfrage der in den Vereinigten Staaten im November 2006 und damit etwa ein Jahr nach der Xbox 360 gestarteten "Next-Generation"-Konsolen kaum befriedigen. Bis zum Jahresende 2006 schaffte es Nintendos Wii mit 1,1 Millionen Stück, sich vor die PlayStation 3 zu setzen, die 2006 laut NPD 687.300-mal in den USA verkauft wurde.

Während Nintendo davon spricht, dass die Wii im Grunde immer ausverkauft war und die NPD-Zahlen bestätigt, scheint Sony im Weihnachtsgeschäft nicht alle PlayStation 3 losgeworden zu sein. Das Unternehmen berichtete nämlich in dieser Woche davon, bis Ende 2006 etwas über eine Million PlayStation 3 an den Handel ausgeliefert zu haben. Demnach würden noch über 300.000 Geräte im Handel stehen.

Dafür könnten zwei Faktoren gesorgt haben: Zum einen hat Nintendo mit der Wii-Konsole, deren auch für Videospiel-Einsteiger verständlichen Steuerung sowie Familienspielen der Konkurrenz die Show gestohlen, zum anderen war das Software-Angebot zum Start der PlayStation 3 in den USA eher ernüchternd und ließ wirkliche Knaller vermissen. Ähnlich sah es Ende 2006 bei der Xbox 360 aus, mit Ausnahme des Shooters Gears of War, der in Deutschland wegen seiner Gewaltdarstellung indiziert ist.

Die Spiele und das Zubehör der seit Ende November 2006 in den USA erhältlichen - oder besser gesagt: ausverkauften - Wii-Konsole haben sich laut Nintendo gut verkauft. Bis Ende Dezember 2006 wurden vom Wii-Spiel "The Legend of Zelda: Twilight Princess" alleine 900.000 Stück verkauft. Anders gesagt: 86 Prozent der Wii-Käufer haben auch ein Zelda erworben. Im Schnitt sollen Wii-Käufer in den USA drei zusätzliche Spiele gekauft haben.

Zudem wurden in den USA noch 1,5 Millionen Wii-Controller verkauft, welche die Kunden allerdings auch benötigen, wenn sie - beispielsweise mit dem beiliegenden Wii-Sports - nicht nur alleine, sondern gemeinsam vor dem Bildschirm spielen wollen.

Microsoft wegen des Xbox-360-Vorsprungs zum Marktführer zu küren wäre falsch, denn der Videospiel-Markt umfasst nicht nur die Spielekonsolen der neuen Generation, sondern unter anderem auch die sich dank Preissenkungen und des großen Software-Angebots immer noch gut verkaufenden Vorgänger.

Die Xbox 360 hat es im Dezember 2006 nicht geschafft, die technisch veraltete und günstigere PlayStation 2 (PS2) zu überholen: 1,4 Millionen Stück verkaufte Sony Computer Entertainment am Jahresende. Insgesamt gibt es seit Markteinführung 37,1 Millionen PS2 in den USA. Microsofts erste Xbox-Generation taucht hingegen in der Statistik gar nicht mehr auf, sie wurde eingestellt und wird vom Hersteller kaum noch mit Spielen bedacht.

Auch Nintendo macht den Fehler, sich fast ausschließlich auf Wii zu stürzen und den Gamecube wie gehabt zu vernachlässigen. Dass der Wii-Vorgänger durchaus noch Potenzial hat, zeigen die Verkaufszahlen der in den USA - aber noch nicht in Europa - erhältlichen Gamecube-Version von "The Legend of Zelda: Twilight Princess", die im Dezember 2006 über denen vom Wii lagen. Laut NPD-Daten wurde das neue Zelda-Spiel in dem Monat 532.900-mal für Gamecube und 519.200-mal für Wii verkauft.

Bei den Spiele-Handhelds hat Microsoft auf Grund eines weiterhin fehlenden Produkts gar nichts zu melden, hier ist Nintendo der unangefochtene Marktführer - nicht nur in den USA. Im Dezember 2006 konnte dort Nintendo rund 1,6 Millionen Nintendo DS (NDS) verkaufen, seit US-Markteinführung wechselten 9,2 Millionen Stück den Besitzer. Wii und DS setzen beide auf neuartige Eingabemethoden, was den Reiz der Systeme ausmacht und ungewöhnliche Spiele ermöglicht.

Dazu kommen dann noch 850.700 Game Boy Advance (GBA), von denen Nintendo laut NPD-Zahlen über die Jahre 35,1 Millionen Stück in den USA verkaufen konnte. Sonys deutlich leistungsfähigere, aber auch teurere PlayStation Portable, kurz PSP, konnte laut NPD im Dezember 2006 in den USA immerhin 953.200-mal verkauft werden. Insgesamt sollen seit Markteinführung 6,7 Millionen PSP in den USA verkauft worden sein.

Mit Wii, Nintendo DS und Game Boy Advance konnte Nintendo im November/Dezember 2006 mehr als die Hälfte aller verkauften Videospielsysteme in Amerika für sich verbuchen. Die Konzernzentrale in Japan korrigierte auf Grund des weltweiten Erfolgs kürzlich die Umsatzprognosen für das im März 2007 endende Geschäftsjahr nach oben. So verwundert es nicht, dass Microsoft-Gründer und -Chairman Bill Gates Nintendos aktuelle Geräte kürzlich in einem im japanischen Fernsehen ausgestrahlten Interview als "beeindruckend" und Nintendo - und nicht etwa Sony Computer Entertainment - als härtesten Konkurrenten bezeichnet.

Während Microsoft mit der Xbox 360 eher auf dem Papier als in der Realität auch Familienunterhaltung bieten will, hat das Unternehmen es anders als Sony mit der PlayStation 2 (Sing Star, Buzz etc.) und Nintendo mit der Wii noch nicht geschafft, in den Massenmarkt vorzudringen. Die vor einem Jahr noch spöttisch über die ungewöhnlichen Eingabegeräte und Partyspiele für PlayStation 2 und Gamecube redende Microsoft-Führung hat mittlerweile zwar umgedacht, das Softwareangebot für Familienunterhaltung ist aber noch dürftig.


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