Technische Informatik soll aus Mannheim verschwinden
Hochschulrat beschließt Schließung des ausgezeichneten Instituts
Wie der Universitätsrat der Mannheimer Hochschule beschlossen hat, soll der Zweig "Technische Informatik" geschlossen werden. Das Gremium folgte damit einem Vorschlag des Rektors der Universität, der eine "Profilbildung" anstrebt, die sich offenbar mehr auf Wirtschaft ausrichtet. Die Studenten laufen gegen die Entscheidung Sturm.
In einer Tagung des Universitätsrats, die nicht am Standort der Hochschule, sondern im 100 Kilometer entfernten Frankfurt abgehalten wurde, kam das Gremium zu dem folgenschweren Entschluss. Es folgte einem Vorschlag des Rektors der Hochschule, und dieser "sieht eine Fortsetzung der in den 90er-Jahren begonnenen Profilbildung der Universität Mannheim vor", wie die Hochschule in einer Pressemitteilung verlauten lässt.
Teil dieser Profilbildung ist die Einrichtung eines Instituts für Wirtschaftsinformatik, dem die Bereiche Technische Informatik und Philosophie weichen sollen. Rektor Professor Dr. Hans-Wolfgang Arndt erklärt die Maßnahmen im Umfeld der aktuellen Diskussion um Elite-Universitäten so: "Es beginnt sich eine Spitzengruppe vom breiten Mittelfeld abzusetzen. Als vergleichsweise kleine Hochschule haben wir nur dann eine Chance, in dieser Spitzengruppe zu bleiben und unsere Position international auszubauen, wenn wir uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren."
Diese Kompetenz heißt in Mannheim offenbar "Wirtschaft". Die Studenten der Technischen Informatik werfen Rektor Arndt bereits seit längerem vor, Fördermittel des Landes Baden-Württemberg für die Technische Informatik (TI) vor allem in andere Wissenschaftsgebiet zu stecken. Der Zweig TI war erst 1996 in Mannheim eingerichtet worden und sollte mit 2 Millionen Euro jährlich gefördert werden. Seit 2004, so behauptet die Initiative "Rettet die TI aus Mannheim", sollen diese Gelder in den allgemeinen Hochschulbetrieb in Mannheim geflossen sein. Diese Maßnahme sei zwar legal, aber "moralisch äußerst fragwürdig", stellen die Studenten fest.
Auf besonderes Unverständnis stößt die Entscheidung gegen TI in Mannheim, da erst in der vergangenen Woche drei der sieben TI-Lehrstühle durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet wurden. In der so genannten "Exzellenzinitiative" wurden dem Exzellenzcluster "Zelluläre Netzwerke" unter Führung der Universität Heidelberg Fördermittel von bis zu 39 Millionen Euro zugesagt. Drei der sieben Lehrstühle der TI in Mannheim sind an diesem Cluster beteiligt, der verteiltes Forschen ermöglichen soll.
Neben den sieben Professoren wären von einer Schließung der TI in Mannheim rund 250 Studenten betroffen. Sie fordern eine Erhaltung des Wissenschaftsstandorts oder eine Angliederung der Fakultät an eine andere Universität. Mit dieser "Türschildlösung", so die Studenten, könnte das Institut für Technische Informatik beispielsweise in Mannheim bleiben, aber verwaltungstechnisch der Karlsruher Universität angehören.
Konkrete Pläne zu einer Abwicklung der TI in Mannheim liegen noch nicht vor. Sie sollen jetzt von der Universität entwickelt werden. Zudem muss der Schließung der TI noch der Senat der Hochschule zustimmen, der am 9. November 2006 zusammentritt.
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Lesen hilft ;-) Ich zitiere mich selbst: "Es ist natürlich von der Qualität der Uni/FH...
Hmm tja, was genau machen die dann eigentlich, dass sie sich "Technisch" und...
"Design and programming are human activities; forget that and all is lost." - Bjarne...
Und da das Abitur in D so einfach ist, dass es jeder bekommt, folgt aus obigem, dass...