Spieletest: Bad Day L.A. - Terror und Frust in der Großstadt

Die Folge des Ganzen ist natürlich völliges Chaos: Die Straßen sind übersät mit brennenden Autos und brennenden Menschen, überall liegen Verletzte und Tote herum, und dank des Giftgases hat sich ein beträchtlicher Anteil der Bürger auch noch in wildgewordene Zombies verwandelt - wer also nicht ohnehin schon blutend oder tot darnieder liegt, geht mit diversen Waffen auf seinen Nächsten los. Mittendrin in diesem Chaos steckt der farbige Obdachlose Anthony, der - vom Spieler gesteuert - völlig ungewollt zum Held der Katastrophe avancieren soll und beständig von Feuerwehrleuten, Polizisten, Marines oder einfachen Bürgern neue Aufträge erhält. Die muss er dann nicht völlig alleine erledigen, ab und zu gesellt sich noch rabiate Begleitung an seine Seite; etwa ein sich beständig übergebender Junge oder auch ein Fabrikarbeiter mit Kettensäge.
Was sich auf den ersten Blick sehr abgedreht und unterhaltsam anhört, verliert leider schon nach einer guten halben Stunde seinen Reiz - weil McGee und seine Entwickler zwar viel Zeit in das Szenario, offensichtlich aber fast gar keine in das Gameplay investiert haben. Anthonys Aufgaben sind nämlich im Grunde immer dieselben: Zombies töten oder alternativ retten, Verletzte behandeln, Terroristen ausschalten und ab und zu mal über einen Abgrund hüpfen - das war es im Grunde.
Zwar darf Anthony zwischendurch auch mal ein MG-Geschütz auf einem Lkw bedienen und minutenlang die Straßen L.A.'s von bösen Attentätern reinigen, prinzipiell wird aber immer nur - oft auch recht orientierungslos - durch die Straßen gerannt und abwechselnd per Mausklick die Schrotflinte, der Feuerlöscher, das Brecheisen oder die Bandagen-Kiste bedient. Das spielt sich dann sogar noch eintöniger als es klingt, da praktisch keine Gegner-KI vorhanden ist und von spielerischer Freiheit auch nie die Rede sein kann; künstliche Levelbegrenzungen lassen einen immer nur in sehr begrenzten Arealen agieren.
Immerhin kann die Präsentation ansatzweise überzeugen. Zwar hat die Cel-Shading-Grafik kaum Details zu bieten, wirkt dafür aber derart überzeichnet, dass sie schon wieder sehr gut zum Szenario passt. Die zahlreichen Zwischensequenzen können zumindest mit dem einen oder anderen Lacher aufwarten, zumal auch die englische Sprachausgabe den Irrwitz des Geschehens ganz gut trifft.
Bad Day L.A. ist bereits im Handel erhältlich, kostet etwa 30,- Euro und hat - obwohl das Ableben zahlreicher US-Bürger hier teilweise schon sehr derb ausfällt - wohl vor allem auf Grund der Comic-haften Aufmachung noch eine USK-Einstufung ab 16 Jahren bekommen.
Fazit:
Vor allem dank der Mitwirkung von American McGee durfte man von Bad Day L.A. einiges erwarten, das Spiel wird dem aber leider nicht mal ansatzweise gerecht - was nutzen das abgedrehte Szenario und die teils witzigen Zwischensequenzen, wenn das eigentliche Gameplay dieses Titels kaum besser ist als das von einfallslosen 10-Euro-Spielen aus der Grabbelkiste. Stupide durch die Stadt rennen und immer wieder dasselbe machen (schießen, heilen, hauen), ohne dass es in Sachen KI oder Abwechslung auch nur die kleinste Herausforderung gäbe - da fragt man sich wirklich, inwiefern Bad Day L.A. auch nur einen Deut besser ist als die von McGee so verhassten beständigen Neuauflagen bekannter Konzepte.



