Interview: Das Urheberrechtssystem ist skandalös ineffizient
Golem.de: Unter anderem zusammen mit Georg Akerlof, Kenneth Arrow, James M. Buchanan, Ronald Coase und Milton Friedman schrieben Sie 2002 in einer Stellungnahme an den Obersten Gerichtshof der USA, eine Verlängerung des Urheberrechts um 20 Jahre erhöht den Wert der Rechte nur um 0,33 Prozent. Die Musikindustrie argumentiert aber, man könne mit Songs der Beatles oder von Elvis heute noch gutes Geld verdienen.
Varian: Aber was zählt, sind doch die Anreize zu dem Zeitpunkt, zu dem ein Werk entsteht. Künstler wie Elvis oder die Beatles wussten doch damals nicht, wie viel Geld man mit ihrer Musik verdienen kann. Sie hatten damals aber ganz offenbar genug Anreize, Musik zu machen. Es ist nicht sinnvoll, diese Anreize im Nachhinein zu erhöhen.
Golem.de: Mit zunehmender Dauer der Schutzfristen stellt sich aber noch ein ganz anderes Problem, es gibt "Orphan Works" (verwaiste Arbeiten), also Inhalte, deren Urheber kaum oder gar nicht zu ermitteln sind.
Varian: Absolut. Zum Thema "Orphan Works" habe ich gerade etwas veröffentlicht. [Copyright Term and Orphan Works, Anm. d. Red.] Ich halte es für einen Skandal, dass wir es hier mit einem derart ineffizienten System zu tun haben.
Golem.de: In "Copyright Term and Orphan Works" werden zwei mögliche Lösungen diskutiert: zum einen ein umfassendes Register urheberrechtlich geschützter Werke, zum anderen eine "Safe-Harbour-Regelung" - wer trotz einer ernsthaften Suche den Urheber eines Werkes nicht ausfindig machen kann, muss keine Strafe befürchten, wenn er dessen Werk ungefragt nutzt. Beide Ansätze würden das Problem der "Orphan Works" beseitigen?
Varian: Diese Lösungsansätze hat das US-Copyright-Office vorgeschlagen und ich unterstütze diese Ansicht. Die beiden Ansätze hängen aber zusammen: Gibt es eine Safe-Harbour-Regelung für Orphan-Works, dann schafft dies für Rechteinhaber einen Anreiz, ihre Werke zu registrieren. Dies macht es einfacher, einen Rechteinhaber ausfindig zu machen und erhöht dessen Chancen, für die Nutzung seiner Rechte eine Vergütung zu erhalten. Wenn also der urheberrechtliche Schutz ausgedehnt wird - was mir nicht gefällt, aber Tatsache ist -, dann ist es doch das Mindeste, die Unstimmigkeiten zu beseitigen, die eine Nutzung geschützter Werke erschweren. Technische Gründe sprechen nicht dagegen - ein solches Register lässt sich leicht schaffen, vielmehr geht es darum, Anreize zu schaffen, damit es auch genutzt wird.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Interview: Das Urheberrechtssystem ist skandalös ineffizient | Interview: Das Urheberrechtssystem ist skandalös ineffizient |
Wenn Du nichts weiter zum Thema beitragen kannst als unreifes Rumgeblöke, dann lass es...
Soviele Interessante Zusammenhänge habe ich selten in einem Interview / Artikel gelesen...
ey, benutz gefälligst nicht meinen Nic :P
Stimmt, böser Fehler meinerseit. Opt-out schafft Anreize, nicht Opt-in. :-( Ich hab das...