Interview: Ownloads - Eine Chance für Video-Downloads?

Golem.de: Was gibt es Neues bei in2movies?
Brunner: Es gibt eine Menge zu erzählen. Wir gehen jetzt stärker in die Kommunikation, wir haben ja in der Betaphase nicht mit unseren Kunden kommuniziert. Wir werden jetzt den Kunden nicht beibringen, was Download to Own ist gegenüber Video on Demand, sondern wir machen das ganz einfach, wir sagen, bei uns gibt es den Ownload und damit auch den Ownload-Store. Das ist sozusagen Kernpunkt unserer Kommunikation, Download to Own.
Golem.de: Ownload ist ein weiterer Anglizismus, aber nur ein Wort.
Golem.de: Es lässt sich aber auch weiterhin der Windows Media Player nutzen, oder?
Brunner: Genau, Sie müssen unsere Software nicht nutzen, Sie können die Filme ganz normal über den Windows Media Player abspielen.
Golem.de: Wie sieht es mit der Integration in die Windows Media Center Edition aus? Wird es eine in2movies-Oberfläche dafür geben? Was ist mit Intel Viiv?
Brunner: Gibt es. Gehen Sie mal auf den Intel-Stand, da können Sie das sehen - das ist jetzt für die Messe ganz frisch. Wir sind auch zertifiziert für Intel.
Golem.de: Wie wollen Sie versuchen, neue Kunden zu gewinnen? Was erhoffen Sie sich durch die Partnerschaft beispielsweise mit dem Verleihdienst Amango?
Brunner: Es gibt einen Client von Amango "powered by in2movies", das ist unsere Software angepasst für Amango. Die haben natürlich eine sehr spezifische Zielgruppe und deswegen sind sie für uns ein interessanter Partner. Wenn wir als kleine Firma alleine so einen Markt bedienen, müssten wir viel mehr trommeln, das heißt, wenn wir mit anderen Partnern zusammenarbeiten, glauben wir, dass sich der Markt schneller entwickelt.
Golem.de: Was ist mit den Inhalten? In der Startphase blieb das Angebot weitgehend statisch, während man als Kunde immer wieder neugierig in der in2movies-Software nachschaute, ob es was Neues gibt.
Brunner: Ja, das war die Betaphase, wir haben in der Betaphase das Angebot nicht weiter ausgebaut. Wir haben aber gemerkt, dass die Leute schauen, was es Neues gibt. Wir haben also eine Bindung der Leute an den Client, was schon eine schöne Sache ist. Jetzt haben wir das Angebot ausgeweitet, im April hatten wir ca. 300 Titel, nun sind es rund 800. Da sind Spielfilme und TV-Serien, das war jetzt ein erheblicher Sprung, es wird noch mehr werden.
Golem.de: Haben Sie schon überlegt, mehrsprachige Videos zum Download anzubieten? Mit Originalton und Übersetzung?
Brunner: Ja, aber dadurch, dass in Deutschland 95 Prozent der DVD-Nutzer lediglich die deutsche Sprachfassung wünschen, fangen wir erstmal damit an. Sicherlich, zu den fünf Prozent gehören ganz viele von den Menschen, mit denen wir hier immer wieder reden. [Anm. der Red: gemeint sind Journalisten] Wenn wir die entsprechende Größe haben, wird das sicherlich etwas sein, das kommt. Aber momentan stellen wir natürlich etwas breiter auf. Weil wir auf Grund der Rechtebasis ja auch ein Angebot für den deutschsprachigen Raum sind.
Golem.de: Vermutlich ist es nicht so einfach, die entsprechenden Lizenzen zu erwerben? Muss mit jeder einzelnen Länderabteilung geredet werden?
Brunner: Ja, es geht um die Sprachfassungen. Das eine sind jetzt die Ländergrenzen und das andere die Sprachfassungen. Die gleiche Frage stellt sich beim Bonusmaterial. Da kommt es einfach darauf an, dass wir eine kritische Masse haben. Wir müssen den Leuten erst verständlich machen, dass es Ownloads gibt und da verwenden wir unsere Kraft drauf. Dann, wenn wir eine Masse haben, werden sicherlich gewisse Features folgen.
Golem.de: Wie sieht es denn mit der Bildqualität aus? Im Vergleich zur DVD sehen die in2movies-Filme wegen ihrer niedrigeren Auflösung nicht so gut aus.
Brunner: Sie haben natürlich immer einen Trade-Off zwischen der Auflösung, den verfügbaren Bandbreiten in den Haushalten, der Zeit, die man braucht um Videos herunterzuladen - und mit diesen Trade-Offs müssen Sie umgehen. Wir denken, wir haben eine vernünftige Dateigröße die man mit den heute im Markt verfügbaren Anschlüssen auch nutzen kann. Zugleich können die Leute mit der Auflösung zufrieden sein. Man kann auch am Encoding noch arbeiten und an dieser Stelle wollen wir uns ständig weiterentwickeln, denn die Bandbreitenlandschaft da draußen wird sich natürlich verändern.
Golem.de: Zum Beispiel durch den VDSL-Markt? Was ist mit hochauflösenden Videos?
Brunner: Technisch haben wir da keine Beschränkungen, insbesondere weil HDTV jetzt auch schon in der Plattform möglich ist. Momentan kommt natürlich hinzu, dass auch das bisherige HD-Angebot noch relativ begrenzt ist. Wir werden warten bis es ein verfügbares Sortiment gibt, das auch attraktiv genug ist. Wie gesagt, technisch ist das kein Problem.
Golem.de: Als Endkunde fragt man sich doch, wo denn nun die Angebote sind, welche die Nachfrage decken - seien es hochauflösende Filme, Filme abseits des Mainstreams oder gerade in den USA angelaufene Serien. Aber all das ist auf Grund der getrennten Märkte wohl nicht so einfach.
Brunner: Ja, den Markt aufzubauen hat viele, viele Komponenten. Aber genau aus diesem Grund sind wir auch gestartet - wir möchten eben eine legale Alternative bieten und da muss man sich schrittweise fortbewegen.
Golem.de: Können Sie denn schon sagen, wie viele angemeldete in2movies-Kunden es derzeit gibt?
Brunner: Also, über die Betaphase hinweg sagen wir derzeit natürlich nichts. Wir merken, dass der Dienst regelmäßig genutzt wird.
Golem.de: In2movies entlastet die eigenen Server etwas, indem bereits von Nutzern heruntergeladene Filme per Peer-to-Peer-Technik auch als zusätzliche Download-Quellen für andere Interessenten dienen können. Wer seine Bandbreite zur Verfügung stellt, erhält dafür als Belohnung Punkte, die wiederum für Filme eingelöst werden können. Hat sich seit dem Start etwas daran geändert?
Brunner: Nein. Das Punkte-System existiert und wird auch genutzt. Wir merken auch, dass viele der Leute, die den Dienst heute nutzen, mit Punkten bezahlen. Das System wird also tatsächlich genutzt, angenommen und ist sicherlich auch einer unserer der Vorteile.
Golem.de: Ich hatte das Gefühl, dass die Höhe der verdienten Punkte etwas niedrig ist - der Anreiz, den Client und den Rechner laufen zu lassen, hat für mich nicht ausgereicht. Es erinnerte mich ein bisschen an die Kritik an den Happy Digits der Telekom, bei denen nach einigen Jahren reger Nutzung dann - böse gesagt - der erste Tennisball verdient ist.
Brunner: Ja und nein. Das System wird von den Leuten fleißig genutzt. Es gibt ja zwei Varianten: Zum einen kann man Filme empfehlen und dafür Punkte kassieren. Zum Zweiten kann man eben einen Upload bereitstellen. Das ist das Geben-und-Nehmen-Prinzip. Wir merken schon, dass dies angenommen wird.
Golem.de: Andererseits will in2movies ja auch Geld verdienen ...
Brunner: Genau.
Golem.de: In2movies wirbt damit, dass die Filme behalten werden können. Wie sieht es denn mit dem Brennen auf herkömmliche DVDs aus, Stichwort "Download-to-DVD"? In den USA geht es da ja gerade los.
Brunner: Strategien für derartige Themen werden natürlich auch von Studios zentral festgelegt. Das ist nichts, was hier in Deutschland entschieden wird. Man hat sich gerade auf diesen CSS-Standard geeinigt und ist jetzt eigentlich in der Umsetzungsphase. Da müssen wir natürlich abwarten. Wir beobachten das natürlich. Ich würde mal sagen, dass im ersten Quartal nächsten Jahres ein System steht, was dann natürlich auch erst implementiert werden muss. Sobald das System steht, müssen wir es auf den Client kriegen. Wir halten das für interessant. Download-Musik lässt sich ja heute schon brennen und das wird sicherlich auch im Videobereich kommen.
Golem.de: Wann könnte es dann losgehen mit Download-to-DVD bei in2movies? Schon in der ersten Jahreshälfte 2007?
Brunner: Also, ich würde sagen, das wird 2007 losgehen. Aber das sind eigentlich Prozesse, bei denen man klassischerweise überhaupt nicht sagen kann, wie schnell es geht. Die Studios setzen sich in irgendwelchen Verbandsgeschichten zusammen und es eben dann auch noch funktionieren. Ich denke aber, das wird im nächsten Jahr kommen.
Golem.de: Fragt sich nur, ob nun neue Brenner gebracht werden oder nicht, um die CSS-DVD-Rohlinge zu beschreiben.
Brunner: Ich bin kein Technikprofi, nageln Sie mich nicht fest. Soweit ich weiß wird man entweder nur ein Software-Update brauchen, eventuell aber gar nichts an den Brennern ändern müssen. Man arbeitet offensichtlich an der Technik. Allerdings wird es neue Rohlinge geben.
Golem.de: Gut, sagen wir, ich habe zwei, drei Filme - und irgendwann startet dieses Download-to-DVD, darf ich dann die schon gekauften Filme auch als normale Spielfilm-DVD brennen?
Brunner: Also, es wird sicherlich noch mal ein neues Recht sein, das ist richtig, ja. Wie das genau ausgestattet wird und wie die ganzen Lizenzbedingungen aussehen, werden wir noch sehen. Die Technik muss entstehen und Lizenzbedingungen müssen geklärt werden, natürlich auch mit denjenigen, die dann die entsprechenden Sicherheits- und Brennsysteme anbieten werden. Auch das ist natürlich ein offener Punkt.
Golem.de: Gut, überspitzen wir es: Ich bin Premium-Kunde und habe 20, 30, 40 Filme bei in2movies heruntergeladen und gekauft. Dann kommt Download to DVD, was nun? Darf ich dann das bereits gekaufte auch Brennen oder muss ich es neu kaufen? Werde ich für einige Extra-Punkte die fehlenden Rechte nachkaufen können?
Brunner: (lacht): Das ist eine sehr gute Anregung, die ich gleich mal mitnehmen werde. Da gibt ist natürlich ein Problem. Wie gesagt, wir müssen abwarten, wir haben ja leider immer alle möglichen Restriktionen, aber das sind genau die Dinge, die geklärt werden müssen.
Golem.de: Wo soll die Reise hingehen mit in2movies?
Brunner: Wie es langfristig ausschaut? Wir hoffen natürlich, dass "Ownloaden" etwas wird, was so selbstverständlich ist wie heute Musikdownloads. Gestern habe ich gesehen, dass 76 Prozent aller Deutschen Musicload kennen, warum sollte es nicht bald so sein, dass man eben auch das Ownloaden kennt? Noch selbstverständlicher ist digitale Fotografie, da hat sich ein ganzer Markt ja schon umgestellt. Es wird im Filmbereich sicherlich nicht so schnell gehen. Wir werden ein Zusatzgeschäft aufbauen und wollen im DVD-Geschäft eine neue Zielgruppe ansprechen. Genau die Menschen, die keine Zeit haben und vielleicht auch heute nicht in den Media Markt gehen, um sich diese DVD auszuwählen und sie lange rauszusuchen.
Und es ist eine Zielgruppe, die etwas älter ist, die auch gut bezahlt wird. Insofern hoffen wir, dass wir damit relativ bald eine breite Gruppe haben. Wir sind früh im Markt, wir haben mit Download oder Ownload einen Vorteil und deswegen hoffen wir natürlich schon, dass wir diesen Markt auch sehr positiv beeinflussen können und mit unseren Peer-to-Peer-Partnern gemeinsam in diesem Markt sehr stark sind.
Golem.de: Ist denn geplant, auch mal direkt mit Künstlern oder unabhängigen Filmern zusammenzuarbeiten, beispielsweise Kurzfilm-Pakete zu verkaufen?
Brunner: Noch haben wir keine Kurzfilme, aber ich habe mal ein Kurzfilmportal gegründet. Insofern: Für so was schlägt mein Herz. (lacht) Dadurch, dass wir eben eine Peer-to-Peer-Plattform sind und breit streuen können, können wir natürlich langfristig ein sehr breites Angebot machen. Das ist wiederum ein Vorteil gegenüber der zentralen Streamingtechnologie, die alles zentral auf Servern hat, einen Cachingserver braucht und so weiter. Den in2movies-Dienst möchten wir auch durchaus in Richtung Filmkompetenz entwickeln und deswegen denken wir auch genau über Spezialitäten nach und nicht nur über die großen Blockbuster. Kurzfilm ist ein schönes Thema, weil es ein Markt ist, in dem ich mich selber lange getummelt habe, es gibt eine sehr dezidierte Kurzfilmgemeinde in Deutschland. Diese Leute gehen auf Kurzfilmfestivals und treffen sich. Aber Kurzfilme auf DVDs gibt es relativ wenige, weil das nicht die Zielgruppe ist, die man mit einer DVD erreicht.
Golem.de: Das Berliner Stadtmagazin Tipp hatte mal eine DVD mit Kurzfilmen anlässlich eines Filmfestes beigepackt.
Brunner: Es gibt tolle Filme. Dieselben Filmemacher, die am Anfang ihrer Karriere Kurzfilme machen, sind es, die später in Deutschland TV-Serien und TV-Movies und große Filme machen. Florian Henkel von Dallersmark zum Beispiel, der jetzt "Das Leben der anderen" gemacht hat, von dem stammt ein Dreiminutenfilm namens Dobermann, ein ganz fantastischer Film.
Golem.de: Ist in2movies zufrieden mit dem DRM-System von Microsoft?
Brunner: Ja, würde ich sagen. Das ist der Marktstandard, die Leute kennen das System aus dem Musikbereich. Natürlich kann man an dem in2movies-System - wie immer wenn man neu in einen Markt geht und entwickelt - noch ganz, ganz viel verbessern. Und das werden wir eben kontinuierlich tun. Aber wir haben jetzt eine Version, mit der wir gut in den Markt gehen können und - wir haben sie eben diesbezüglich auch noch mal auf Herz und Nieren geprüft und viel an Kleinigkeiten verbessert.
Golem.de: Wird es irgendwann auch den großen in2movies-Shop geben, wo es nicht nur Filme, sondern auch Musik gibt?
Brunner: Ausschließen kann man nichts. Aber, wie gesagt, wir konzentrieren uns ganz bewusst auf den Filmmarkt, denn das ist neu.



