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Radeon X1950: Schneller, leiser - und billiger

Drei neue Grafikkarten auf der Games Convention vorgestellt. ATI hat seine Grafikkarten auf Basis der Prozessoren RD580 und RV530 kräftig überarbeitet. Die drei Radeon-Modelle X1950 XTX, X1650 und X1300 bieten allesamt mehr Leistung zu kleinerem Preis, und vor allem das neue Spitzenmodell überzeugt nun durch einen leiseren Kühler - allerdings hat sich die Leistung nur wenig erhöht, obwohl der Speichertakt kräftig angehoben wurde.
/ Nico Ernst
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Die GPU auf der neuen Highend-Karte trägt den Namen "RD580+", was schon andeutet, dass es sich nicht um eine komplette Neuentwicklung handelt. Vielmehr stellt die neue Generation den üblichen "Refresh" der Chips dar, den die Hersteller von Grafikprozessoren zwischen zwei Designs vornehmen. So wird auch der Kern der X1950 weiterhin bei TSMC mit 90 Nanometern Strukturbreite hergestellt und beherbergt 8 Vertex-Shader, 16 Pixel-Pipelines und 48 Pixel-Shader. Auch die Speicherarchitektur mit einem Ringbus-Controller mit insgesamt 512 Bit Breite blieb unverändert, ebenso wie die Speichermenge mit 512 MByte. Diese Controller unterstützen jetzt jedoch GDDR-4-Speicher.

Die Nennspannung von GDDR-4 beträgt 1,5 Volt gegenüber den rund 1,9 Volt bei GDDR-3, die Kartenhersteller können hier jedoch eigene Anpassungen vornehmen. ATI verspricht sich insgesamt 30 Prozent weniger Leistungsaufnahme für den Speicher und hat deshalb den Speichertakt von 775 MHz bei der X1900 XTX auf runde 1 GHz bei der X1950 XTX angehoben. Laut ATI soll damit der gesamte Stromverbrauch einer X1950 XTX auf demselben Niveau wie beim Vorgänger bleiben. Die Messungen von Golem.de mit der Testplattform aus unserem Test des Core 2 Duo mit Intels Mainboard 975XBX, 1 GByte DDR-2-800 und Core 2 Duo 6700 bestätigen das: Mit einer X1900 XTX braucht das System bei ruhendem Desktop primärseitig, also direkt hinter der Steckdose, 144 Watt und unter Last bei 3DMark06 maximal 290 Watt. Mit einer X1950 XTX liegen die Werte bei 149 und 289 Watt. Dennoch ist der Stromverbrauch einer Spiele-Grafikkarte damit immer noch viel zu hoch.

Neues Kühlsystem

Da die 1950-Grafikkarte über 100 Watt elektrischer Leistung aufnimmt, entwickelt sie eine beträchtliche Abwärme. ATI hat sich die Kritik am lauten Lüfter der X1900 zu Herzen genommen und einen völlig neuen Kühler gestaltet. Zwar ziert sich das kanadische Unternehmen zuzugeben, dass das Design von der Schweizer Kühler-Schmiede Arctic Cooling(öffnet im neuen Fenster) lizenziert wurde, aber die Gemeinsamkeiten sind offensichtlich, wie das folgende Bild zeigt.

Darauf sind von oben nach unten die X1950 XTX, eine X1900 XTX von HIS und eine X1900 CrossFire von HIS zu sehen. Die mittlere Karte trägt den Lüfter "IceQ 3", den HIS nach eigenen Angaben selbst entwickelt hat - die ersten HIS-Kühler dieser Bauart waren noch von Arctic-Cooling entwickelt worden. Der Kühler der 1950 verfügt über eine Heatpipe und belegt zwei Slots - nach Marktforschungen von ATI haben Spieler damit kein Problem. In der Praxis ist das neue Gebläse deutlich leiser als bei der X1900, es ist jedoch nur in drei Stufen geregelt. Vor allem bei Shader-lastigen Spielen ist auch die X1950 XTX recht laut, das Geräusch ist jedoch rein subjektiv nicht so unangenehm wie bei der X1900. Auch unter Last ist hier die X1900 XTX von HIS jedoch deutlich leiser. Alle X1900- und X1950-Karten fauchen beim Einschalten kurz auf und beruhigen sich erst während des Boot-Vorgangs.

Wie ATI auf Nachfragen von Golem.de erklärte, ist es jedem Hersteller von Grafikkarten freigestellt, im BIOS der Boards eigene Lüfterdrehzahlen zu definieren. Bei 2D-Anwendungen dreht der Rotor des Referenz-Boards nur mit 1.000 U/Min und ist praktisch unhörbar. Eventuell entscheiden sich in der Serie einige Hersteller für feinere Abstufungen als die drei sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten des Referenzdesigns von ATI, zumal auch dessen höchste Stufe nur selten und dann für wenige Sekunden anspringt - gerade diese Wechsel stören aber.

Feinere Abstufungen wären insbesondere im CrossFire-Betrieb wünschenswert, wenn - wie bei unserer Testplattform - zwei Grafikkarten direkt nebeneinander stecken. Dann bleibt der Master-Karte nur sehr wenig Luft und sie regelt ihre Drehzahl entsprechend schnell hoch. Auf anderen Mainboards sind die x16-Slots jedoch häufig nicht direkt nebeneinaner positioniert.

Geringe Mehrleistung

Der Chiptakt des R580+ beträgt wie beim R580 650 MHz. Etwas mehr Leistung kann die X1950 XTX daher nur aus dem höheren Speichertakt ziehen, und der wirkt sich vor allem bei extrem hohen Auflösungen mit Anti-Aliasing und anisotropischer Filterung aus. Praxisnah ist das jedoch nicht, da die meisten Spieler - wie auch die letzte Valve-Umfrage belegt - mit Auflösungen von 1.024 x 768 oder 1.280 x 1.024 spielen, was auch bezahlbare TFTs vorgeben.

So ist der Unterschied von knapp 5 Prozent bei 1.280er-Auflösung in 3DMark06 auch zu vernachlässigen, ATI selbst gibt 7 bis 15 Prozent Mehrleistung für die X1950 XTX an. Deutlicher werden die Unterschiede, wenn man die sehr stark auf Shader setzende Szene "Canyon Flight" betrachtet.

Noch etwas mehr punkten kann die 1950, wenn man sie im CrossFire-Verbund einsetzt. Hier sind - anders als bei der X1900-Generation - die beiden Karten jetzt gleich schnell, bisher war der Chiptakt der Master-Karten immer etwas niedriger. Setzt man hier auf die maximal möglichen Filtereinstellungen von 3DMark 06, so ist das Pärchen aus zwei 1950-Karten immerhin 11 Prozent schneller als zwei 1900-Karten.

Bei echten Spielen, selbst wenn sie Shader-lastig wie das hier exemplarisch verwendete FarCry sind, ist eine X1950 XTX jedoch beinahe gleich schnell wie eine X1900 XTX - ein Upgrade lohnt sich daher eher von älteren Karten.

Allerdings ist FarCry mit seinen gut 85 fps bei maximalen Details in 1.280er-Auflösung schon an der Grenze dessen, was ambitionierte Spieler noch als flüssig empfinden. Highend-Karten sind für derartige Titel also durchaus lohnenswert, wenn man denn nicht auf Teile der beeindruckenden Grafik und leistungsfressende Filteroptionen verzichten will.

Fazit und Preise

Das stärkste Argument für die X1950 XTX ist der Preis. Obwohl es sich um ATIs neues Spitzenmodell handelt, sind die wahnwitzigen Preise von über 500,- Euro für Spielekarten nun endlich passee. ATIs unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 399,- Euro, erfahrungsgemäß werden sich viele Hersteller daran halten, einige aber auch übertaktete und teurere Versionen anbieten. Zum Vergleich: Die echte Vorgängergeneration mit der X850 lag bei Markteinführung noch bei 599,- Euro. Hier hat der harte Wettbewerb mit Nvidia samt stetig sinkender Straßenpreise offenbar auch Druck auf die Highend-Klasse ausgeübt. Ab dem 3. September 2006 soll die X1950 XTX mit 512 MByte in den Läden stehen, die CrossFire-Master-Karten dann zwei Wochen später.

Neben dem neuen Boliden hat ATI auch die Mittel- und Einstiegsklasse aufgeräumt und dort den Chip RV530 auf RV535 aktualisiert - hier sogar mit von 90 auf 80 Nanometer reduzierter Strukturbreite, was laut ATI - Karten standen zum Test noch nicht zur Verfügung - auch für sehr gute Übertaktungseigenschaften sorgen soll. Was bisher als X1600 Pro bekannt war, heißt jetzt X1300 XT und wird für 79,- Euro angeboten. Diese passiv gekühlten Karten sollen sich besonders für Media-Center-PCs eignen. Der deutlich schnellere X1600 XT firmiert jetzt als X1650 Pro und soll für 89,- Euro auf den Markt kommen. Das bedingt natürlich eine echte neue Mittelklasse im preis-/leistungsmäßig besonderen Bereich zwischen 200,- und 300,- Euro. Und so ist auch die weiterhin erhältliche X1900 XT mit 256 MByte Speicher und Ein-Slot-Kühler nun für 249,- Euro zu haben.

Nachtrag vom 23. August 2006 um 16:03 Uhr:
Anders als in diesem Artikel ursprünglich gemeldet, hat der Grafikkartenhersteller HIS seinen Kühler "IceQ 3" nicht von Arctic Cooling bauen lassen. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich um eine Eigenentwicklung, nur die ersten derartigen Kühler auf HIS-Grafikkarten stammten laut HIS von Arctic Cooling.


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