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WLAN-Rekord: 279 Kilometer ohne Verstärker

Parabol-Antennen an Linksys-Router. In Venezuela haben Netzwerktechniker einen neuen inoffiziellen Weltrekord für die Reichweite von handelsüblicher WLAN-Hardware aufgestellt. Sie überbrückten in den Anden 279 Kilometer mit einer stabilen Richtfunkverbindung, ohne das Signal aktiv zu verstärken.
/ Nico Ernst
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Zum Einsatz kamen dabei zwei handelsübliche Router des Typs WRT54G von Linksys, da sich deren Linux-Firmware austauschen lässt. Für das Experiment wurde einer der Router mit Open-WRT, der andere mit DD-WRT ausgestattet. So diente das eine Gerät als Access Point, das andere als Client. Die Tester hatten zuvor mit WLAN-Steckkarten experimentiert, fanden aber sowohl die Funkleistung als auch die Open-Source-Firmware des Linksys-Routers besser geeignet.

Da der Rekordversuch innerhalb der gesetzlichen Bestimmungen Venezuelas stattfinden sollte, wurde die Sendeleistung der Router nicht in die Höhe getrieben, sie blieb bei 100 Milliwatt. Bei ersten Tests stellten die Rekordjäger fest, dass bei den maximal möglichen 200 Milliwatt des Linksys die Signalqualität abnimmt. Selbst bei 100 Milliwatt konnten sie aber noch einen Signalgewinn von 5 dBi gegenüber den besten ihnen bekannten Steckkarten von Orinoco messen.

Für die lange Strecke hatte man zuvor einen nötigen Gewinn von rund 30 dBi errechnet. Der noch fehlende Pegel wurde über zwei geborgte Parabolantennen (eine Offset, eine linear) von rund 2,4 Metern Durchmesser erreicht. Statt der Satelliten-LNBs kamen für WLAN geeignete so genannte Yagi-Feeds zum Einsatz.

Mittels GPS, Sichttests an einem klaren Tag und Google Earth suchten die Techniker die beste Strecke aus. Sie kamen auf zwei Punkte in den Anden nahe den Orten El Baul und Pico del Águila. Beide liegen mehr als 4.000 Meter über dem Meeresspiegel und bieten eine völlig freie Sichtverbindung. Bei ersten Kurztests hatte sich herausgestellt, dass auch Hochnebel oder gar Wolken die Verbindung unmöglich machen würden.

Am 13. April 2006 starteten die WLAN-Forscher deshalb das Experiment am frühen Morgen. Um die Antennen auszurichten, wurden zunächst ein Signalgenerator und ein Spektralanalysator angeschlossen. Mit den Routern ergab sich ein unerwartetes Problem: Die WLAN-Protokolle konnten keine Verbindung herstellen, da allein die Luftstrecke schon eine Millisekunde zur Überbrückung brauchte. Das ließ sich aber dank der offenen Firmware der Router beheben. Als die Verbindung stabil war, übertrugen die Tester mehrere PDF-Dokumente mit Geschwindigkeiten zwischen knapp 6 und 8 Kilobyte pro Sekunde - der Versuch war geglückt. Die Ping-Zeiten zwischen den beiden Laptops betrugen dabei trotz einer Punkt-zu-Punkt-Verbindung meist ebenfalls rekordverdächtige 5 Millisekunden, mit Ausreißern von bis zu knapp drei Sekunden. Ihr Experiment haben die Tester in einer PDF-Datei(öffnet im neuen Fenster) ausführlich dokumentiert.

Als offizieller Rekord kann der Test nicht gelten, denn die Vergabe dieses Titels(öffnet im neuen Fenster) beanspruchen die Veranstalter der Hacker-Konferenz Defcon in den USA für sich. Dort wurden 2005 stattliche 201 Kilometer überbrückt - auch ohne Verstärker. Lässt man die gesetzlichen Bestimmungen außen vor, sind auch 310 Kilometer möglich. Dies hatten schwedische Forscher bereits 2002 mit 6-Watt-Verstärkern erreicht, um einen Ballon in der Stratosphäre anzupingen.


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