Gillmor: Journalismus wird zum Gespräch

Blogs in Frankreich gleichauf mit traditionellen Medien

Durch das Internet kann jeder Bürger zum Journalisten werden. Davon zumindest sind der amerikanische Journalist Dan Gillmor und der Blogger Luic le Meur überzeugt.

Artikel veröffentlicht am , nz

Weblogs sind nur der Anfang. Weil immer mehr Menschen immer mehr Informationen ins Internet stellen, hat sich die traditionelle Medienlandschaft bereits verändert, sagt der amerikanische Journalist Dan Gillmor. Auf dem Digital Lifestyle Day (DLD06) in München sprach er und andere Protagonisten der Szene über das, was sich im englischen Sprachraum bereits als "Citizen Journalism" etabliert hat. Gillmor sagte, er sei davon überzeugt, dass künftig immer mehr Menschen "Informationen sammeln, sagen was wichtig ist und ihre Meinung öffentlich machen".

Bislang spielt sich dieser "Bürgerjounalismus" vor allem in Blogs ab. Ein gutes Beispiel dafür präsentierte der französische Blogger und Europa-Chef des Blog-Services Six Apart, Luïc le Meur. Er sagte, bei den Unruhen in Frankreich vor einigen Monaten seien Blogger die einzige richtige Nachrichtenquelle gewesen. So hätten Blogger bereits einen enormen Einfluss auf die öffentliche Meinung.

Auch die Debatte um die Europäische Verfassung in Frankreich wurde von Bloggern wesentlich beeinflusst. Le Meur sagt, vor der Abstimmung in Frankreich hätten die meisten traditionellen Medien positiv über die Verfassung berichtet, die Blogger aber hätten die Stimmung in der Bevölkerung wesentlich besser wiedergegeben: Sie waren mehrheitlich gegen das europäische Verfassungswerk.

Le Meur selbst wurde während der Unruhen in Frankreich als erster Blogger von Innenminister Nicolas Sarkozy empfangen. Der wollte den Protagonisten kennen lernen und erfahren, wie Blogs funktionieren. Le Meur drehte ein Video von dem Treffen und stellte es ins Internet: Etwa 100.000 Menschen sahen es an. Tatsächlich gibt es in Frankreich im Gegensatz zu Deutschland bereits wesentlich mehr aktive Blogger und Webleser. Nach Schätzungen bloggen mindestens vier Millionen Franzosen, die meisten von ihnen sind jünger als 25 Jahre alt. Laut le Meur lesen inzwischen genauso viele Franzosen Blogs wie traditionelle Zeitungen.

Der Amerikaner Gillmor geht aber davon aus, dass "Bürgerjournalismus" nicht auf Blogs beschränkt bleiben wird. Im Internet werde es künftig immer mehr Zeitungen geben, die nur von Bürgern geschrieben werden, sagt er. Er selbst hat in Kalifornien die Zeitung "Bayosphere" gestartet, mit der er die Menschen dazu bringen will, selbst zu Journalisten zu werden. In Korea gibt es bereits ein ähnliches Netzwerk - dort schreiben mehr als 40.000 Nutzer bei "Ohmy News".

"Der Journalismus wird sich radikal verändern", sagt er. Bislang sei man aber ganz am Anfang. Man brauche noch bessere Tools, müsse Wichtiges von Unwichtigem trennen können. Für den Journalismus sei dies eine große Chance, sagt er. "Journalismus wird durch das Internet zu einem großen Gespräch."

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