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Streit um Linux-API für Closed-Source-Treiber

Fujitsu, NEC und Hitachi wollen Schnittstelle etablieren. Wie Kernel-Entwickler Greg Kroah-Hartman berichtet, möchten Mitglieder des japanischen Open Source Development Labs (OSDL Japan) eine stabile Kernel-Schnittstelle einführen, mit der sich Closed-Source-Treiber für den Linux-Kernel einfacher entwickeln und pflegen lassen. Die Kernel-Entwickler zeigen sich von diesen Plänen nicht begeistert.
/ Julius Stiebert
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Kroah-Hartman, der unter anderem Udev und Sysfs mitentwickelt, berichtet in seinem Blog(öffnet im neuen Fenster) von diesem Engagement der drei Hersteller Fujitsu, NEC und Hitachi. Diese wollen ein stabiles Treiber-API etablieren, mit dem sich Closed-Source-Treiber einfacher für Linux entwickeln und pflegen lassen.

Derzeit lassen sich solche Treiber zwar auch unter Linux verwenden, die entsprechende Schnittstelle wird jedoch öfters geändert, so dass die Hersteller ihre Treiber nachträglich anpassen müssen. Ein stabiles API käme den Hardware-Herstellern daher entgegen, da die Pflege der Linux-Treiber für sie so mit weniger Aufwand verbunden wäre. Diese Idee hält Kroah-Hartman jedoch für Blödsinn, seine früheren Ausführungen zu diesem Thema fanden sogar den Weg in die Kernel-Dokumentation(öffnet im neuen Fenster) .

Wie er nun aber berichtet, wollen die drei Konzerne seine Haltung nicht akzeptieren, so dass er eine Einladung zu einem Treffen erhielt. Dort soll er persönlich erklären, warum sich die Kernel-Entwickler gegen eine solche Schnittstelle wehren.

In diesem Zusammenhang bekam er vom OSDL Japan auch eine Präsentation(öffnet im neuen Fenster) , in der - unter einem Turbo-Linux-Logo - unter anderem die Vorteile eines solchen APIs für Hardware-Hersteller besprochen werden. Ein Vorteil sei, dass Hersteller ihre Quelltexte nicht offen legen müssten.

Neben einer generellen Abneigung seitens der Kernel-Entwickler scheint es bei einem solchen API jedoch vor allem auch rechtliche Probleme zu geben. Denn die GNU General Public License (GPL) verbietet das Linken von GPL-inkompatibler Software mit GPL-Code. Allerdings geschieht dies bereits jetzt, beispielsweise bei den Grafikkartentreibern von ATI und Nvidia. Beim Laden solcher Module weist der Kernel daher auch darauf hin, dass diese unter einer nicht kompatiblen Lizenz stehen und den Kernel beschmutzen ("taint"). Das japanische OSDL hatte aber auch zu einem früheren Zeitpunkt bereits ein solches API gefordert(öffnet im neuen Fenster) und hält an seinen Plänen fest.

Kroah-Hartman möchte nun an dem Treffen teilnehmen, um den Herstellern zu erklären, warum ihre Forderung falsch ist. Eine Alternative bestehe darin, die Firmen in ihrem Vorhaben zu bekräftigen, ein entsprechendes API zu schaffen, sie zu animieren, Patches auf die Linux-Kernel-Mailingliste zu posten, sich zurückzulehnen und das damit ausgelöste Feuerwerk zu beobachten.


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