Spieletest: Pro Evolution Soccer 4 - Erneut die Referenz?
Spiel zunächst für PlayStation 2 erhältlich; Xbox und PC folgen. Seit Jahren schwören unzählige Videospieler auf die Pro-Evolution-Reihe von Konami - zuletzt konnte kein anderes Fußballspiel auch nur annähernd mit dem hohen Realismusgrad und dem grandiosen Ballgefühl dieser Serie mithalten. Die Verkaufscharts führte nichtsdestotrotz meist der Fifa-Konkurrent aus dem Hause Electronic Arts an; vor allem Einsteiger greifen weiterhin auf Grund des schnellen Einstiegs und der offiziellen Fifa-Lizenz lieber zu diesem Titel. Genau an diesen Punkten setzten die Entwickler von Pro Evolution Soccer 4 allerdings an, um sich auch verkaufstechnisch endlich die Krone aufsetzen zu können.
Eines der größten Mankos an Konamis Fußballspielen waren seit jeher die mangelnden Lizenzen. Pro Evolution Soccer 4 wartet nun zumindest mit einigen Original-Ligen auf - so sind nun die Profimannschaften aus Holland, Italien und Spanien mit den bekannten Original-Namen vertreten. Als Spieler ist man so nun in der Lage, mit Mannschaften wie Ajax Amsterdam, Juventus Turin oder Real Madrid Freundschaftsspiele auszutragen oder gleich um die Meisterschaft zu kämpfen. Wer mit seinem deutschen Lieblingsverein antreten will, muss allerdings leider weiterhin auf den (sehr leistungsfähigen) Editor zurückgreifen und Namen der Clubs, Spieler und Stadien per Hand ändern.
Kleinere Fortschritte gab es auch bei der ohnehin schon recht sehenswerten Präsentation: Die Animationen wirken nun noch realistischer und flüssiger, was vor allem bei Aktionen wie Fouls, Einwürfen oder Sprints über längere Etappen positiv auffällt. Eine andere Neuerung erblickt man bereits in den ersten Spielsekunden: Ab sofort ist auch der Referee jederzeit höchstpersönlich auf dem Feld zu sehen, die Pfeife aus dem Off ohne körperliches Gegenstück auf dem Spielplatz hat also ausgedient.
Spielerisch gab es sicherlich kaum noch etwas zu optimieren; die Veränderungen sind hier daher auch eher im Detail zu suchen. Unter anderem ist es jetzt etwas einfacher, sich den Ball ein paar Meter vorzulegen; durch einen Stopp bei der Annahme lässt sich zudem leichter ein wenig das Tempo aus dem Spiel nehmen oder der Gegenspieler mit einer Finte austricksen. Neue Freistoß- und Einwurfvarianten sorgen für zusätzliche Abwechslung bei den Standardsituationen. Die KI des Gegners ist auf dem bekannt hohen Niveau konstant geblieben, auch die Torwarte halten nun auch fast immer alles, was auch ihre Ebenbilder halten müssten.
Neben der sehenswerten Grafik gibt auch der Sound keinen Grund zur Klage: Die Stadiongeräusche sind immens atmosphärisch, und auch die Effekte - etwa bei einem Pfostenschuss - überzeugen. Geschmackssache ist sicherlich erneut der (deutschssprachige) Kommentar, die hier verwendeten Platitüden nerven auf Dauer dann doch; allerdings können in diesem Punkt auch andere Fußballspiele kaum Besseres bieten.
Pro Evolution Soccer 4 ist für die PlayStation 2 im Handel erhältlich; Umsetzungen für den PC und die Xbox sind so gut wie fertig gestellt und sollen ab November verfügbar sein.
Fazit: Konami hat es einmal mehr geschafft und ein ohnehin schon nahezu perfektes Fußballspiel noch einen Ticken besser gemacht. Die zusätzlichen Spieloptionen und der Referee sorgen für noch mehr Spielspaß, die Original-Lizenzen für immerhin drei Länder schwächen einen der wenigen häufig an diesem Spiel geäußerten Kritikpunkte spürbar ab. Auch 2004 führt somit kein Weg an Pro Evolution Soccer vorbei - trotz der spürbaren spielerischen Verbesserungen, die der EA-Konkurrent in diesem Jahr erfahren hat.