BUND beklagt Widerstand der Mobilfunker
E-Plus hingegen sieht fachliche Einwände nicht als kontraproduktiv
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat den Mobilfunkunternehmen Vodafone, T-Mobile, O2 und E-Plus vorgeworfen, sich gegen eine Studie des Mobilfunkforschungsprogramms des Bundesamtes für Strahlenschutz zu stemmen und fordert sie auf, ihren Widerstand aufzugeben. Von den vier Mobilfunkern kam dazu sofort die Retourkutsche: Die Vorwürfe sollen jeder sachlichen Grundlage entbehren.
Die vom Bundesamt für Strahlenschutz geplante Studie soll sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen von Mobilfunkstrahlen auf das Schlafverhalten von Anwohnern in der Nähe von Sendestationen beschäftigen. Auf den Unwillen der Mobilfunkunternehmen stößt dabei die vorgesehene zeitweise Abschaltung von Mobilfunksendern, die im Rahmen der Studie geplant ist.
E-Plus sieht in der Abschaltung einen klaren Widerspruch zu den gesetzlichen Vorgaben für eine Notrufversorgung und zudem erheblichen Nachteilen für die Mobilfunkkunden, insbesondere für diese, die nicht über einen Festnetzanschluss verfügen. Aus diesem Grunde haben die beteiligten Mobilfunkunternehmen Gegenvorschläge gemacht - nun sollen Regionen benannt werden, in denen es keine Mobilfunkversorgung gibt, dort Testsender aufgestellt und als Basis für die Forschungen herangezogen werden.
Der BUND weist allerdings darauf hin, dass die großen Netzbetreiber die gründliche Risikoforschung nicht weiter verzögern dürften. Sie hätten die moralische Pflicht, den Gesundheitsschutz ihrer Kunden ernst zu nehmen. "Wir wissen zu wenig darüber, welche Auswirkungen hoch frequente elektromagnetische Felder auf Lebewesen haben. Vor allem die langzeitlichen Gesundheitsgefahren sind nicht ausreichend untersucht. Die Industrie muss alles tun, um eine umfassende Risikoforschung zu ermöglichen. Nur wer beweisen kann, dass sein Mobilfunknetz keine Gesundheitsbeschwerden verursacht, darf es betreiben", betonte Wilfried Kühling, BUND-Experte für elektromagnetische Strahlung.
Dies zeigt den erheblichen politischen Druck, der schon heute auf dieser Studie lastet. E-Plus befürchtet nun, dass dies dazu führen könnte, dass "die strikte Einhaltung wissenschaftlicher Qualitätskriterien unterlaufen werde". In diesem Punkt weiß sich E-Plus in Übereinstimmung mit der Deutschen Strahlenschutzkommission, die einen wissenschaftlich-fachlichen Forderungskatalog zur Umsetzung der so genannten Schlafstudie aufgestellt hat. Auch T-Mobile und Vodafone fordern, dass die Studie entsprechend der Deutschen Strahlenschutzkommission erweitert wird.
"Wenn der BUND die konstruktiven Vorschläge und die berechtigten fachlichen Anmerkungen zu der Studie jetzt als Widerstand wertet und dies mit moralischen Pflichten begründet, verstärkt er den politischen Druck auf die Studie, statt zu einer Versachlichung der Diskussion um gesundheitliche Wirkungen des Mobilfunks beizutragen", klagt E-Plus in einer Pressemitteilung.
Aussteigen zu wollen scheint unterdessen keiner der Mobilfunker, T-Mobile und Vodafone bekräftigten in einer gemeinsamen Ankündigung, die Studie auch in Zukunft im vereinbarten Zeitraum bis Ende 2005 zu unterstützen. Ein Ausstieg aus dem Programm sei nicht geplant.
Unterdessen fordert der BUND neben einer ungestört durchgeführten Studie die Einrichtung eines unabhängigen öffentlichen Dokumentationszentrums zur Erfassung gesundheitlicher Beschwerden durch Mobilfunkstrahlen. Diesem Zentrum würde es allerdings auch obliegen, zwischen tatsächlichen, teils und gar nicht mit Mobilfunk zusammenhängenden Beschwerden zu unterscheiden oder eine Unterscheidung möglich zu machen - doch das ist mit dem heutigem Wissensstand keine triviale Aufgabe. Erneut wurde auch eine Kennzeichnungspflicht für Mobiltelefone gefordert, denn es sei "mehr als verdächtig, dass seit zwei Jahren kein einziger Handyhersteller den Blauen Engel für irgendeines seiner Geräte beantragt" habe, so Kühn.
Bundesumweltminister Trittin bekam vom BUND ebenfalls eine Rüge, er müsse sich endlich mehr für den Schutz der Menschen vor elektromagnetischer Strahlung einsetzen; offenbar auch ohne das nötige Wissen und aussagekräftige Studien.
Kommentar:
Hier offenbart sich ein Dilemma: Man könnte zwar generell nur eindeutig nicht schädliche Technik erlauben, aber das würde Deutschland schnell ins wirtschaftliche Abseits bringen, gleichermaßen muss schädliche Technik eingedämmt oder verhindert werden. Doch wo ist der Mobilfunk anzusiedeln? Im Moment scheint hauptsächlich die Angst der Übervorsichtigen vor etwas eher ansatzweise Erforschtem und die Angst der Mobilfunkunternehmen vor den Übervorsichtigen die Diskussion zu bestimmen. Bleibt zu hoffen, dass die Wissenschaftler hinter der Studie sich weder von Politik noch von Wirtschaft und Naturschützern allzu sehr beeinflussen lassen.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
nö das ist nicht ungewönlich sondern duch die hohe spanung un das darduch entstehende...
Ja, ist wohl wahr. Aber das ist ja nichts neues in D - und trotzdem irgendwie ein...
Seit wann hat die bloße Festlgung von Grenzwerten irgendetwas mit den tatsächlich...
Für das Land der Ingenieure und Wissenschaftler ist das eigentlich eine Schande. Aber...