Interview: Ist Wikipedia der Tod von Brockhaus und Co.?
Golem.de: Es gibt zahlreiche Mirrors der Wikipedia, also Seiten, welche die Inhalte der Wikipedia spiegeln. Auch wenn die Inhalte unter der GNU FDL lizenziert werden, führt dies mitunter zu einem gewissen Unmut unter den Autoren. Wie ist die offizielle Position des Projekts bezüglich solcher Spiegelungen?
Wales: Wir freuen uns über Mirrors. Die Inhalte stehen unter einer freien Lizenz. Die Leute können sie also nehmen und damit machen, was sie wollen, sofern sie sich an die Lizenz halten. Es kommt ab und an vor, dass Leute einen Mirror aufsetzen, ohne die Pflichten der Lizenz zu kennen, z.B. die Nennung der Autorennamen. Aber meist reicht es, mit den Leuten zu sprechen und sie auf die Pflichten der Lizenz hinzuweisen.
Der Punkt ist, es geht darum, die Informationen auf allen erdenklichen Wegen zu verbreiten.
Golem.de: Bietet die Stiftung auch juristische Dienstleistungen für ihre Autoren an, beispielsweise zur Durchsetzung der Lizenz oder vor Forderungen Dritter?
Wales: Richtig, eine der Aufgaben der Stiftung ist es, als Organisation für rechtlichen Schutz zu sorgen und den freien Aspekt unserer Arbeit zu schützen. Bislang war das aber noch nicht nötig, wir hatten damit noch keine Probleme. Wir schreiben eine Enzyklopädie, wir treten also niemandem wirklich auf die Füße. Das ist auch nicht unsere Art und hält uns Ärger vom Hals. Aber ja, dafür ist die Stiftung da.
Golem.de: Wikipedia hat seit einiger Zeit den Sprung in andere Medien geschafft. Es gibt beispielsweise eine DVD- und PDA-Version und seit kurzem mit den Wikireadern auch eine gedruckte Ausgabe der Wikipedia. Diese Ideen entstammen alle der Wikipedia-Community und werden unabhängig umgesetzt. Welche Pläne haben Sie mit Wikipedia?
Wales: Also mein ultimativer Traum ist eine freie Enzyklopädie, die an alles und jeden auf dem Planeten verteilt wird. Ob nun ich über die WikiMedia-Foundation direkt daran beteiligt bin oder dies zusammen mit anderen Unternehmen geschieht, spielt keine Rolle. Wenn es wie beim Linux-Kernel wäre, wo Unternehmen wie Red Hat und Suse die Software vertreiben, dann wäre das absolut in Ordnung. Das würde ich auch gern sehen.
Golem.de: Leute wie Richard Stallman oder Eben Moglen von der Free Software Foundation verfolgen die Vision einer freien Gesellschaft, eine Idee, die weit über freie Software hinausgeht. Bleibt bei der Existenz einer freien Enzyklopädie aus Ihrer Sicht noch Raum für proprietäre Enzyklopädien, die heute in einigen Bereichen noch Vorteile gegenüber Wikipedia aufweisen?
Wales: Ich denke, das Geschäftsmodell proprietärer Enzyklopädien ist dem Untergang geweiht. Bereits in einem Jahr wird es schwer sein, noch einen Mehrwert in proprietären Enzyklopädien zu sehen. Heute sind sie uns noch in einigen Punkten überlegen, aber wir holen auf.
Und anders als im Software-Bereich gibt es keine Netzwerk-Externalitäten und nicht dieses Phänomen des technischen Lock-In. Für jemanden, der Windows benutzt, ist es schwer, auf Linux umzusteigen, da auch alle anderen Windows benutzen und es gibt diese ganzen Kompatibilitätsprobleme in Bezug auf die Dateiformate. Auch wenn Linux schon sehr weit gekommen ist, ist es immer schwierig, sich an ein neues System zu gewöhnen.
Bei Wikipedia muss man aber nichts neu lernen, es gibt kein neues System. Man klickt auf einen Artikel in Wikipedia und liest ihn statt zunächst irgendwo 1.200 US-Dollar auszugeben, um eine Enzyklopädie zu kaufen. Daher werden wir das Geschäft mit Enzyklopädien umkrempeln und die kommerziellen Modelle untergraben.
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Was hat dies mit spannend zu tun? Oder nur mal wieder irgendwas nachgeplappert = Ossigewäsch
Was hat dies mit spannend zu tun? Oder nur mal wieder irgendwas nachgeplappert = Ossigewäsch
Hmm. Da kann ich nicht zustimmen. Man sollte den privaten und kleinbetrieblichen Gebrauch...