Wettbewerbe mit DTM-, Truck-, Oldie- und Rallye-Wagen. Das erste DTM Race Driver war ein zweischneidiges Schwert: Einerseits überraschte Codemasters bei diesem Spiel damit, dass eine komplette Hintergrundgeschichte die Rennen gekonnt umrahmte, andererseits war aber eben diese Story derart kitschig und klischeeüberladen, dass die meisten virtuellen Rennfahrer schon bald genug von der Racing-Soap-Opera hatten. Bei DTM Race Driver 2 hat man daher dazugelernt - und nicht nur die Rennen, sondern auch das Drumherum deutlich verbessert.
Zwar gibt es weiterhin eine umfangreiche Story, die immer wieder in ansprechenden vorberechneten Sequenzen erzählt wird. Diesmal bleibt einem das unsympathische Alter Ego aus dem Vorgänger aber erspart: Man sieht nun alles aus der Ich-Perspektive. Das Ziel hat sich hingegen kaum verändert: Über einen Zeitraum von acht Jahren will man zum besten Rennfahrer des Landes aufsteigen - und so ganz nebenbei auch noch ein paar typische Frauen- und Manager-Zwiste am Streckenrand miterleben.
Der Story-Modus ist ganz klar das Kernstück des Spiels, wobei sich Rennspiel-Veteranen allerdings auf eine ungewohnte Einschränkung einstellen müssen - Einstellungen vornehmen darf man hier nämlich kaum, das Programm selber gibt vor, auf welcher Strecke mit welchem Wagen und über wie viele Runden das nächste Rennen zu fahren ist. Auch die Startposition ist fest und selbst tunen darf man ebenfalls nicht. Das mag auf den ersten Blick etwas eintönig klingen, Codemasters hat aber dafür gesorgt, dass Langeweile nicht so schnell aufkommt - allein die unzähligen unterschiedlichen Rennmodi sorgen schon für viel Abwechslung.
So tritt man wie schon im Vorgänger nicht nur in der titelgebenden DTM-Reihe an, sondern nimmt auch an Oldie-Rennen teil, hetzt Rallye-Wagen durchs Gelände und über das Eis, nimmt hinter dem Steuer eines Trucks Platz oder räumt bei Stockcar-Rennen auf. Alle Boliden fahren sich natürlich höchst unterschiedlich, was dafür sorgt, dass man sich beständig auf neue Fahrmodelle einstellen muss - kaum hat man sich an den einen Wagen gewöhnt, wartet auch schon die nächste Herausforderung im anderen Fahrzeug.
Alle Meisterschaften, die man im Story-Modus erledigt hat, stehen danach auch für freie Rennen zur Verfügung. Hier darf man dann auch nach eigenem Gusto bestimmen, wie lange man auf welchen Strecken unterwegs ist. Auch Modifikationen am Wagen lassen sich hier vornehmen. Die Kurse kommen einem dabei zum Teil bekannt vor und sind oft realen Vorbildern wie etwa dem Hockenheimring nachempfunden.
Steuern lassen sich die Fahrzeuge per Tastatur, Pad oder Lenkrad, wobei in allen Fällen eine sehr feine Eingabe möglich ist - Gas und Bremsen lassen sich sehr gut dosieren; wer zu sehr auf die Knöpfe drückt, wird mit durchdrehenden Reifen oder Drehern in der Kurve bestraft.
Etwas zwiespältig ist die KI: Zum Teil liefern die Computer-Gegner dem Spieler packende Duelle, weichen Unfällen aus und nutzen jede Fahrschwäche sofort. Dafür nervt allerdings das ungewöhnliche Kurven-/Geraden-Verhalten: Vor Kurven bremsen fast alle Kontrahenten derart extrem ab, dass man manchmal gar nicht anders kann als auf sie aufzufahren. In der Geraden dagegen scheinen alle KI-Boliden einen geheimen Turbo dabei zu haben - hier erreichen sie nämlich Beschleunigungen, mit denen man als Spieler oft nicht mithalten kann. In der Praxis bedeutet dies, dass man leider viel zu oft gezwungen ist, sämtliche Überholmanöver in den Kurven durchzuführen.
Ein detailliertes Schadensmodell sorgt dafür, dass jeder Crash mit optischen Folgen verbunden ist. Auf das Fahrverhalten wirken sich die Unfälle zwar auch aus, allerdings nicht sofort - meist kann man schon ein paar kleinere Rempler einstecken, bevor Motor oder Getriebe den Geist aufgeben. Auch ein Totalausfall ist allerdings keine Katastrophe: Jedes Rennen kann zu jedem Zeitpunkt neu gestartet werden, was den relativ hohen Schwierigkeitsgrad auf der Strecke ein wenig abmindert.
Optisch kann man kaum etwas an DTM Race Driver 2 aussetzen - die Wagen und Strecken sind äußerst detailliert und erfreuen mit zahlreichen Effekten wie etwa einem gelungenen Environment Mapping oder realistischen Licht- und Schattendarstellungen. Auch die deutsche Sprachausgabe und der - allerdings etwas klinische - Motor-Sound sind im Großen und Ganzen gelungen.
Wer die Karriere siegreich beendet und auch bei den freien Rennen oder Zeitfahrten alles gesehen hat, darf sich noch im Multiplayer-Modus weiter austoben. Hier warten Duelle per Splitscreen oder Rennen via Netzwerk bzw. online.
DTM Race Driver 2 ist bereits im Handel erhältlich. Neben der hier getesteten PC-Version ist das Spiel auch für die Xbox verfügbar.
Fazit: In puncto Inszenierung und Abwechslungsreichtum hat Codemasters nahezu alles richtig gemacht, die KI lässt allerdings noch Raum für Verbesserungen - hier ärgert man sich von Zeit zu Zeit über die unrealistischen Beschleunigungen und Manöver der Konkurrenz. Trotzdem: Allein schon die zahlreichen unterschiedlichen Rennarten sorgen für mehr Motivation und Langzeitspaß, als es die meisten anderen Rennspiele in den letzten Monaten vermochten.