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Internet wird wichtiges Informationsmedium über Arzneimittel

Gesundheitsreform verstärkt Trend zur Selbstmedikation. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) zeigt in der Studie "Der OTC-Markt und das Internet", dass sich immer mehr Patienten online über rezeptfreie Arzneimittel (OTC "Over The Counter") informieren.
/ Andreas Donath
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Seit dem Inkrafttreten der Gesundheitsreform zum Jahresbeginn 2004 werden die Kosten für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel mit wenigen Ausnahmen nicht mehr von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Gleichzeitig wurde mit Einführung der Praxisgebühr die Hürde für einen Arztbesuch insbesondere bei leichteren Erkrankungen deutlich höher. Beides sind wesentliche Faktoren, die den klassischen Auswahl- und Vertriebsweg "Arztverordnung-Apothekenabholung" zumindest im Bereich der nicht verschreibungspflichtigen Medikamente um andere Informations-, Entscheidungs- und Vertriebsprozesse verstärkt ergänzen bzw. teilweise verdrängen.

Gleichzeitig nimmt die Bedeutung des Mediums Internet für die Informationsbeschaffung sowie im Bereich des E-Commerce weiter zu. Deshalb ist die FGW Online GmbH der Frage nachgegangen, wie sich die beiden Faktoren Gesundheitsreform und Internet auf den OTC-Markt auswirken werden.

Um zukünftige Trends schon heute empirisch untersuchen zu können, hat die FGW Online GmbH in Zusammenarbeit mit "virtuelle-apotheke.de" und dem "life sciences institute" eine Befragung im FGW Online-Panel durchgeführt. Damit liegen zwar keine repräsentativen Ergebnisse für die Gesamtbevölkerung vor, dafür aber Untersuchungsergebnisse in derjenigen Gruppe, die für dieses Segment an der Spitze des zukünftigen Entwicklungsprozesses stehen wird, nämlich die jüngeren, überdurchschnittlich gebildeten Befragten mit einer hohen Affinität zum Internet.

Neben den strukturellen Effekten durch die Gesundheitsreform zeigt sich, dass der Trend zur Selbstmedikation auch Ausdruck eines spezifischen Lebensgefühls ist. Der am häufigsten (82 Prozent) genannte Grund für die Selbstmedikation ist der Wunsch, sich selbst ohne ärztlichen Rat behandeln zu wollen (hier und im Folgenden konnten die Befragten mehrere Antworten auf die Fragen geben). Dass die rezeptfreien Medikamente inzwischen von der gesetzlichen Krankenkasse kaum noch bezahlt werden ist hingegen lediglich für 50 Prozent ein Motiv. Aber 39 Prozent geben an, dass sie keine Zeit haben, um zum Arzt zu gehen und 23 Prozent sind der Meinung, dass sie sich selbst sowieso am besten kennen und deshalb auch wissen, welche Behandlung für sie die richtige ist.

Für fast ein Viertel der Befragten sind die als lästig empfundenen Arztgespräche bei einer Verordnung auch ein Grund, die Medikamentenwahl selbst vorzunehmen und mehr als jeder Zehnte (13 Prozent) berichtet von mangelndem Vertrauen in die Ärzteschaft.

Selbstmedikation erscheint den Befragten dabei vor allem angebracht bei Erkältungskrankheiten (88 Prozent), Vitamin-/Mineralstoffmangel (67 Prozent), Schmerzen (66 Prozent), Haarproblemen (52 Prozent), Grippe (50 Prozent), Magen-/Darmerkrankungen (50 Prozent), Pilzerkrankungen (49 Prozent), Erschöpfungszuständen (43 Prozent) und Hautproblemen (42 Prozent).

Auch wenn heute noch die Apotheke selbst bei den Befragten des FGW Online-Panels die wichtigste Informationsquelle (77 Prozent) über rezeptfreie Arzneimittel neben der Familie und dem Freundeskreis (59 Prozent) und dem Beipackzettel (39 Prozent) ist, sind der Internetauftritt des Herstellers für 21 Prozent und entsprechende Internet-Foren für 20 Prozent weitere wichtige Quellen.

Bei der Beschaffung von Informationen im Internet sind in diesem Zusammenhang vor allem die Themen "allgemeine Behandlungsmöglichkeiten" (75 Prozent) ebenso wie "Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arzneimitteln" (75 Prozent) bzw. "Nebenwirkungen" (73 Prozent) sowie die "generelle Wirkungsweise" (72 Prozent) wichtigere Aspekte als das Erlangen eines "Angebotsüberblicks" (57 Prozent).

Als Gründe für die Bestellung von Arzneimitteln im Internet wurden in erster Linie der Preis (83 Prozent) sowie die direkte Lieferung nach Hause (67 Prozent) angegeben. Danach folgt schon der Grund, dass man im Ausland via Internet auch rezeptpflichtige Arzneimittel bestellen kann, ohne ein Rezept vorlegen zu müssen (26 Prozent) sowie dort auch in Deutschland nicht zugelassene Medikamente bestellen kann (25 Prozent). Als Argumente, die gegen Bestellungen im Internet sprechen, werden "ungenügende Beratung" (71 Prozent), "Angst vor minderwertiger Ware" (68 Prozent), das Fehlen von entsprechenden Warnhinweisen (45 Prozent), die Schwierigkeit, den richtigen Anbieter zu finden sowie ggf. fremdsprachliche Beipackzettel (27 Prozent) genannt.

Darüber hinaus wurden in der Online-Umfrage die Produktbekanntheit und Produktpräferenzen in den Bereichen rezeptfreie Schmerzmittel, Medikamente bei Erkältungskrankheiten und speziell Schnupfenmittel erhoben, für die auf Anfrage Auswertungen zu Markenbekanntheit und Kaufverhalten zur Verfügung stehen.

Für die Untersuchung wurden von der FGW Online GmbH vom 10. Februar bis 8. März 2004 insgesamt 5.182 Personen des FGW Online-Panel im Internet befragt.


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