Spieletest: Need for Speed Underground - Tuning-Car-Raserei
Spiel von Electronic Arts für PC und Konsolen. Der Name Need For Speed gehört immer noch zu den bekanntesten und beliebtesten Marken im Rennspielgenre, mit dem seit kurzem erhältlichen Need for Speed Underground bewegt sich Electronic Arts allerdings weit weg von den ersten Titeln der Reihe - statt mit Luxus-Rennwagen über edle Kurse zu brettern, nimmt man hier mit aufgemotzten Serienautos an illegalen nächtlichen Straßenrennen teil.
Umgewöhnung ist also schon bei der Fahrzeugauswahl gefragt, anstelle von Ferrari, Porsche oder Mercedes stehen Autos wie der Honda Civic, Golf GTI, Ford Focus oder Peugeot 206 zur Auswahl. Die sehen zu Beginn noch recht mickrig und unscheinbar aus, lassen sich mit der Zeit aber dank des wohl umfangreichsten Tuning-Teils der Rennspielgeschichte zu äußerst beeindruckenden Renn-Boliden hochzüchten. Hinsichtlich der Steuerung unterscheiden sich die einzelnen Typen allerdings kaum, was unter anderem auch an der gewohnt Arcade-lastigen und sehr einsteigerfreundlichen Bedienung liegt.
Upgrades gibt es dabei sowohl für das Äußere als auch das Innenleben der Wagen; man schaltet im Spielverlauf also nicht nur bessere Motoren, Boosts oder Bremssysteme frei, sondern kann auch Unmengen an Spoilern, Heckflügeln, Lichtanlagen und diverse Vinyl-Aufkleber für die Karosserie erwerben. Die optischen Gimmicks verändern zwar das Fahrverhalten nicht, steigern aber dafür das eigene Ansehen, so dass man fortan bei den Straßenrennen die Konkurrenten einfacher beeindrucken kann und mehr Style-Punkte bei gelungenen Fahrmanövern abgreift.
Die ganzen Updates müssen allerdings nicht nur erst mal freigeschaltet, sondern dann auch gekauft werden - und dafür ist natürlich Geld vonnöten. Das verdient man in den Rennen, indem man andere Raser zu einem Wettstreit herausfordert. Dabei hat man jeweils die Wahl zwischen drei Schwierigkeitsgraden - mit schwierigeren Aufgaben ist natürlich auch ein höheres Preisgeld verbunden.
Insgesamt gibt es vier Arten von Rennen, in denen man sich mit seinen Kontrahenten misst. Neben den typischen Wettkämpfen, in denen man als Erster die Ziellinie überqueren muss, gibt es unter anderem die recht spannenden K.O.-Races - hier fliegt von vier Kontrahenten am Ende einer Runde jeweils der Letztplatzierte raus, so dass zum Schluss nur zwei Fahrer übrig bleiben und sich einen Wettstreit um den Sieg liefern.
Im Drift-Modus hingegen befindet man sich alleine auf der Strecke - hier geht es somit auch nicht um eine gute Platzierung, sondern um möglichst viele Style-Punkte. Style-Punkte sammelt man zwar auch in den "normalen" Rennen, in dem man etwa gekonnt im Windschatten eines Konkurrenten fährt oder aber längere Zeit ohne Crash mit dem Gegenverkehr übersteht. Im Drift-Modus gibt es allerdings weder Kontrahenten noch Gegenverkehr, so dass ein möglichst aufwendiger Einsatz der Handbremse gefragt ist - hier gewinnt, wer die Reifen am spektakulärsten qualmen lässt.
Die Drag-Races schließlich sind sicherlich die langweiligsten Rennaufgaben. Hier geht es darum, zu beschleunigen und dann im perfekten Moment zu schalten. Eine Anzeige am Bildschirm gibt dabei an, wann man einen Gang einlegen sollte. Zwar lenkt man den Wagen dabei nicht selber, muss aber trotzdem von Zeit zu Zeit per simpler Reaktion die Spur wechseln, um anderem Verkehr auszuweichen, was vor allem im späteren Spielverlauf eher zu einem Glücksspiel ausartet. Hier sind die Spuren dann so voll, dass man sich kaum noch auf den Schaltvorgang konzentrieren kann.
Auch wenn es insgesamt über 100 Rennaufgaben zu absolvieren gibt, ist die Streckenauswahl fast schon eine Frechheit - prinzipiell ist man nämlich immer auf demselben Parcours unterwegs. Die Entwickler haben nur eine einzige Stadt ins Spiel implementiert, so dass einem schon nach wenigen Rennen alles sehr bekannt vorkommt - schließlich fährt man dieselben Strecken mehrmals, viele spätere Rennkurse sind nur Variationen der ersten Tracks.
Zumindest ist die Präsentation äußerst gelungen - sowohl Strecken als auch Autos sind sehr detailreich modelliert, das Geschwindigkeitsgefühl ist ebenfalls überzeugend. Mit den Effekten hat man es allerdings ein bisschen übertrieben: Die Straße glänzt bei den immer nachts stattfindenden Rennen beständig, als wäre sie gerade blitzblank geputzt worden, und bei den Konsolen-Versionen sorgen starke Verwischeffekte für ein fast schon surreales Spielerlebnis - auch wenn das Geschwindigkeitsgefühl so verstärkt wird, gefällt die etwas "nüchterne" Darstellung am PC da doch deutlich besser.
Need For Speed: Underground ist für PC, Xbox, PlayStation 2 und GameCube erhältlich: die Versionen sind inhaltlich identisch, wobei von den Konsolenfassungen die Xbox auf Grund etwas hübscherer Grafik minimal die Nase vorn hat.
Fazit: Need for Speed: Underground macht zweifellos einigen Spaß - alleine die unzähligen Tuning-Optionen bieten genügend Motivation für die ersten Stunden, die schicke Präsentation überzeugt ebenfalls. Allerdings ist es unverständlich, warum die Entwickler gerade mal eine einzige Stadt - und damit verbunden ständig dieselben Strecken - in das Spiel implementiert haben; da verliert man auf Dauer leider schnell das Interesse an dem ansonsten gelungenen Titel.