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Spieletest: "Uru: Ages Beyond Myst" - Mystisches Adventure

Neuer Myst-Titel mit hübscher Echtzeit-3D-Grafik und Online-Modus. Nach "Myst", "Riven" und "Myst III: Exile" erschien mit "Uru: Ages Beyond Myst" kürzlich der vierte Teil der beliebten Adventure-Serie Myst. Erstmals wird dabei auf aufwendige 3D-Grafik und zudem einen Online-Modus gesetzt, der ein gemeinsames Entdecken der hübsch gestalteten Fantasiewelten ermöglicht.
/ Christian Klaß
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In Uru gilt es, auf Bitte von Atrus Tochter Yeesha die Überreste der einstmals mächtigen Zivilisation von D'ni zu erforschen. Die D'ni lebten vor 10.000 Jahren unter der Erdoberfläche und erschufen ständig neue fantastische Welten, die wie in den vorherigen Spielen durch als Portale dienende "Weltenbücher" verbunden sind. Trotz oder gerade wegen ihres Fortschritts beendete eine Katastrophe das Leben der D'ni. Den Spielern obliegt es nun, sowohl im Einzelspieler-Modus als auch im kostenpflichtigen Online-Modus ("Uru Live") die über- und unterirdischen Städte der D'ni, ihre Technik sowie die Geschehnisse zu erforschen und die Dinge wieder ins Lot zu rücken.

Die D'ni schufen im südlichen Neumexiko eine Verbindung zwischen ihrer Welt und der Erde bzw. der Erdoberfläche. Dort beginnt auch das Abenteuer, nachdem ein weiblicher oder männlicher Charakter erschaffen bzw. dessen Aussehen - von Augenfarbe bis hin zum Schuh - festgelegt wurde. Charakterwerte wie bei Rollenspielen gibt es hingegen wie bei den Vorgängern nicht, dafür lassen sich Körperform, Haarpracht, Gesichtszüge und Kleidung auch nachträglich verändern.

Gleich zu Beginn fällt auf, dass sich bei Uru im Vergleich zu den Vorgängern grafisch einiges getan hat: Die Entwickler wechselten von vorberechneter Grafik zu in Echtzeit berechneter, fast ebenso hübscher 3D-Grafik. Die Welten können damit weitgehend frei erforscht werden, da keine vorbestimmten Bewegungspfade vonnöten sind. Zudem sieht man den eigenen Charakter aus der Beobachter-Perspektive, wahlweise aber auch aus der für Myst-Fans gewohnten Ego-Ansicht.

Die größere Bewegungsfreiheit dank des Einsatzes der sehr gut aussehenden und mit atmosphärischem Sound unterlegten 3D-Grafik bringt jedoch auch ihre Nachteile mit sich: Eine Radeon- oder GeForce-Grafikkarte mit mindestens 32 MByte Speicher ist Voraussetzung, andere Grafikchips werden nicht erwähnt und wohl auch nicht unterstützt. Ein fürs Spielen benötigter Rechner, in dem ein Prozessor mit mindestens 800 MHz und zudem 256 MByte Speicher vorhanden sind, zeugt ebenfalls von den deutlich gestiegenen Anforderungen des jüngsten Myst-Titels.

Die Steuerung in der Beobachter-Perspektive von Uru erinnert an Spiele wie Alone in the Dark, es muss also jeweils berücksichtigt werden, in welche Richtung der Charakter gerade schaut, bevor Maus oder Cursor-Tasten bemüht werden. Das erfordert mitunter Konzentration, etwa wenn sich beim Heruntersteigen einer Leiter der Blickwinkel ändert, so dass rechtzeitig umgedacht werden muss, damit man nicht plötzlich wieder hinaufklettert. Die Steuerung ist allerdings eher einfach gehalten: Neben Gehen und Laufen gibt es lediglich die Möglichkeit zu springen und Leitern zu erklimmen. Sofern sich die Spielfigur in der Nähe von Gegenständen befindet, weist der darüber platzierte Mauszeiger darauf hin, dass man mit ihnen interagieren kann. Einige Objekte können zudem durch Gegenlaufen verschoben werden und können so ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.

Am unteren Bildrand verstecken sich ein Welten- bzw. Teleportationsbuch, die Spielkonfiguration und die Möglichkeit, das Spiel zu beenden; im Online-Modus kommt noch ein Menüpunkt für eine spezielle Armband-Uhr hinzu, die Türen öffnet, als Kommunikator dient und das Schießen und Austauschen von Bildern erlaubt. Eine Speichermöglichkeit gibt es zwar nicht, das Spiel merkt sich jedoch alle Änderungen und versetzt einen - auch nach einem automatischen Notfalltransport - zum Ausgangspunkt zurück: Zu einem Häuschen auf einer schwebenden Insel, von der mittels weiterer Bücher problemlos an alle Orte gesprungen werden kann. Wurden bestimmte Bereiche einer Welt bereits bereist und hat sich der Spieler in diesen an bestimmten Punkten registriert, so ist ein direktes Springen an wichtige Punkte möglich und ein längeres Umherlaufen unnötig.

Während sich grafisch viel geändert hat, ist die Art der Rätsel gleich geblieben: Vom einfachen Druckknopf-Aufspüren über das Mini-Spiel bis hin zum ausgewachsenen Logikrätsel mit mehreren Schaltern und Zeitlimit ist alles dabei. Einige Geschicklichkeitsaufgaben mit waghalsigen Sprüngen, Balanceakten und Gegenstand-Schiebeaktionen bringen neue Elemente in die Myst-Serie. Die größeren Aufgaben erfordern das Aufzeichnen entdeckter Symbole, technischer Zeichnungen oder von Kunstwerken, in denen die Lösungen versteckt sind. Dabei muss oft um mehrere Ecken gedacht werden, zumal die Lösungen nicht unbedingt in räumlicher Nähe zum Rätsel zu finden sind. Man muss schon ein Fan von Logikrätseln sein, um einige von ihnen knacken zu können, so dass für Myst-Anfanger und weniger enthusiastische Fans der erfolgreichen Spieleserie durchaus einiges an Frust in Uru lauern kann. Verzweifelten bieten PrimaGrames/MediaGold das in Form eines Reiseberichts verfasste offizielle Uru-Lösungsbuch (ISBN 0761544917) für 15,- Euro an.

Auch wenn die Uru-Welten bewegter und belebter wirken als die der Vorgänger, so fühlt man sich im Einzelspieler-Modus doch recht einsam, denn außer ein paar Tieren und in der Gegend herumliegenden Skeletten sieht man nur äußerst selten andere Personen. Für Myst-Fans ist das nichts Neues und vermutlich auch nichts Negatives, doch wer sich auf ein Adventure mit Interaktion zwischen Personen freut, wird - wie auch bei den Vorgängern - enttäuscht. Schließlich betrachtet man "nur" Notizen und Bilder, hört Aufzeichnungen an und löst damit die Rätsel der verschiedenen, entvölkerten 3D-Welten.

Dank des neuen, bis Januar 2004 noch in der Betaphase steckenden Online-Modus "Uru Live", können jedoch auch gemeinsam mit anderen Spielern Rätsel gelöst werden. Ein Abschluss des Einzelspieler-Modus ist dafür nicht notwendig. Die Entwickler versprechen eine ständige Erweiterung des Online-Spiels um zusätzliche Orte und Mysterien der D'ni - zumindest vier komplette neue Welten hat Cyan schon im dünnen Uru-Handbuch erwähnt.

Die Entwicklung einer regen Online-Gemeinschaft aus sich gegenseitig helfenden Uru-Spielern soll durch die Gründung von Chatgemeinschaften bzw. "Nachbarschaften" angeregt werden. Auch öffentliche Forschungsnotizbücher können zum Erfahrungstausch angelegt werden. Da der Live-Dienst im Moment noch nicht für alle Uru-Käufer zugänglich ist und die Programmierer nur Stück für Stück Neugierige einlassen, waren zum Testzeitpunkt nur wenige Spieler zugegen. Das dürfte sich erst ändern, wenn für Interessenten ein uneingeschränkter Zugang möglich ist. Uru Live wird nach der Betaphase und dem im Preis des Spiels enthaltenen Schnuppermonat voraussichtlich monatlich zwischen 10,- und 12,- Euro kosten.

Erst die kommenden Monate werden zeigen, was Cyan für die Online-Spieler geplant hat und ob das Verlangen der Myst-Fans nach neuen Herausforderungen befriedigt werden kann. Neue "Zeitalter"-Erweiterungen sind für Uru Live alle 2 Monate geplant. Dazwischen soll es immer wieder kleinere Updates mit neuen Puzzles und neue freigeschaltete Areale in den bestehenden Welten geben. Auch regelmäßig Events sollen durchgeführt werden.

Bisher haben Cyan Worlds und Publisher Ubi Soft ihr "Uru: Ages Beyond Myst" nur für Windows-PCs ausgeliefert. Das komplett eingedeutschte Spiel kostet rund 50,- Euro und ist seit Mitte November 2003 erhältlich. Versionen für weitere Systeme wurden noch nicht angekündigt. Dafür wurde schon ein weiterer Teil der Myst-Serie in Aussicht gestellt, mehr ist dazu aber noch nicht bekannt.

Fazit:
"Uru: Ages Beyond Myst" bietet nicht nur hübsche 3D-Grafik und stimmungsvolle Klanguntermalung, sondern auch solide Adventure-Kost mit vielen harten Rätseln, einigen kleineren Geschicklichkeitseinlagen und einer komplexen Hintergrundgeschichte. Allerdings enttäuscht es etwas, dass die Lösung der Rätsel zum Teil etwas weit hergeholt erscheint und dass der Einzelspieler-Modus von Uru etwas zu sehr auf "Grabkammer-Romantik" anstatt auf direkte Kontakte und Konflikte mit Nichtspieler-Charakteren setzt. Abhilfe schaffen kann hier jedoch der kostenpflichtige Online-Modus, der mehr Leben ins Spiel bringt und das Potenzial dazu hat, auch längerfristig für Unterhaltung zu sorgen.


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