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Spieletest: Hidden & Dangerous 2 - Taktikshooter fortgesetzt

SAS-Einsätze in aller Welt. Der lang erwartete Nachfolger von Hidden & Dangerous ist da. Das mit einer schlichten "2" im Namen versehene Spiel thematisiert Einsätze der britischen Spezialeinheit SAS (Special Air Service), die während des Zweiten Weltkrieges gegründet wurde.
/ Andreas Donath
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Das Spieler steuert bei fast allen der rund 20 Missionen gleich mehrere Spielfiguren im Team. Von vielen wird der Vorgänger gar als Vater aller Taktikshooter gesehen. Auch Hidden & Dangerous 2 besitzt wieder ein Kommandointerface, mit dem der Spieler die anderen Spielfiguren befehligen kann.

Neben der First- und Third-Person-Ansicht, bei der man seinen Soldaten von hinten oben sehen kann, steht auch noch eine Planungsansicht jederzeit zur Verfügung, in der man ähnlich wie bei Rainbow Six Bewegungspfade, Laufgeschwindigkeiten und Ziele vorgeben kann. Man kann jederzeit die Steuerung von jedem einzelnen Teammitglied übernehmen. Bei guter Planung kann man so die mitunter schweren Level mit seinen Kameraden zusammen durchspielen. Es ist jedoch durchaus möglich, das Spiel auch wie einen First-Person-Shooter zu absolvieren und seine Mitsoldaten eher im Hintergrund agieren zu lassen.

Vor jeder Mission kann man die Soldaten auswählen, die man mitnehmen möchte. Sie haben unterschiedliche Eigenschaften und Fähigkeiten, die bei erfolgreicher Teilnahme auch verbessert werden. Darüber hinaus kann man auch noch die Bewaffnung und Ausrüstung en detail festlegen oder den Automatikmodus wählen, der bei allen Missionen eigentlich das passende Gerät selbst zusammenstellt.

Die Konfigurationsmöglichkeiten gehen so weit, dass man festlegen kann, welche Gegenstände in die Hand, auf die Schulter, in die Taschen und den Rucksack der Soldaten kommen sollen. Im Spiel ist es dann auch notwendig, mit den vielen Tastaturkommandos und Interfaces, die Hidden & Dangerous 2 bietet, Waffen und Munition vom Rucksack in die Uniformtaschen umzusortieren oder gar anderen Soldaten zuzustecken. Vor allem die Erste-Hilfe-Funktion, die mit kleinen Medizinpäckchen symbolisiert wird, ist bei den Kampfeinsätzen des Öfteren nicht ganz unwichtig. Die Waffen und Munition getöteter Gegner kann man aufsammeln und benutzen, was bei den begrenzten Transportmöglichkeiten des eigenen Zuges auch dringend notwendig ist.

Der Einzelspielermodus führt die SAS-Soldaten von Norwegen nach Nordafrika, Süddeutschland und in die Tschechoslowakei sowie nach Burma. Neben der Einnahme von befestigten Stellungen, Sabotageaktionen und Erkundungseinsätzen muss man sich teilweise auch ganz allein in fremder Uniform hinter den feindlichen Linien durch Gebäude und Landschaften bewegen und Gegenstände und Personen ausfindig machen.

Die Grafik des Spiels wird mit der LS3D Engine realisiert. Besonders fein detailliert wirken die Soldaten und die Fahrzeuge, während hingegen die Gebäude manchmal etwas mehr Detail-Liebe verdient hätten. Die Außenlandschaften sind extrem weitläufige und frei begehbare Areale. Im Gegensatz zu Shootern wie Medal of Honor kann man die Missionen weitestgehend nach den eigenen Vorstellungen durchlaufen - die Wege sind nicht vorgeschrieben, was wesentlich zum Spielspaß und Knobeln beiträgt und die taktische Komponente betont.

Die Musikuntermalung des Spiels ist atmosphärisch gut gelungen und diesmal auch nicht so pathetisch ausgefallen wie die des Vorgängers. Die Sprachsequenzen sind ebenfalls stimmig, wenngleich das Spiel keine richtige Storyline verfolgt und deshalb die Charaktere auch nicht besonders herausgestellt werden. Die einzelnen Missionen sind zwar inhaltlich verbunden, die sechs Kampagnen jedoch überhaupt nicht - man wechselt einfach ohne Begründung den Schauplatz.

Die Geräusche der Waffen und Gegenstände wirken etwas konstruiert cinematisch, doch auf Realismus legt das Spiel auch in vielen anderen Dingen keinen besonders hohen Wert. Von einer künstlichen Intelligenz der Gegner zu sprechen ist fast schon eine Übertreibung. Zwar wehren sie sich, laufen in die Richtung, aus der man sie bekämpft und gehen auch in Deckung, aber gemeinsam agieren sie nicht. Als Beispiel hierfür seien die Soldaten genannt, die, obwohl sie schon ihre toten Kameraden vor sich liegen sehen, immer wieder um die gleiche Ecke kommen, hinter der offensichtlich der Feind steht. So hat man als Spieler natürlich nicht viel mehr zu tun als rechtzeitig nachzuladen, bis der nächste um die Ecke lugt.

Die eigene Mannschaft ist nicht unbedingt mit mehr Intelligenz gesegnet und so ist der Griff zur Speichertaste, die den vorherigen Spielstand unwiederbringlich löscht, häufig nötig, wenn man es denn darauf anlegt, seine Kameraden wieder lebendig mit nach Hause zu nehmen.

Die Steuerung des Spiels leidet etwas unter den zahlreichen Menüs und Tastenbelegungen, die erst einmal beherrscht werden müssen. Sogar die Tastaturneubelegung ist nicht problemlos: Das Tastensortiment wird in mehreren Menüs neu sortiert. Wenn man eine Taste aus Versehen doppelt belegt, bekommt man nur die lapidare Fehlermeldung, dass eine Taste nicht mehr belegt ist - welche das ist, wird nicht verraten. Selbst suchen ist angesagt.

Das Leveldesign, das viele filmische Vorbilder verarbeitet, ist durchaus ansprechend und gleicht viele Mankos des Spiels aus. Stimmungsvolle Beleuchtungen, dramatische Einsätze und interessante Orte versüßen die Einzelspielerkampagnen. Der Multiplayermodus, den man im LAN oder Internet nutzen kann, sorgt allerdings für erheblich mehr Spaß, wenn man Mitspieler findet, die ein Gespür für Taktik haben.

Ein kürzlich erschienener Patch (24 MByte), der über eine Auto-Updatefunktion eingespielt werden kann, löst einige Probleme des Spiels, erhöht jedoch die KI nicht. So können sich nun z.B. SAS-Soldaten selbst heilen (abhängig von den medizinischen Stärken) oder im Multiplayer-Modus die Mediziner mit höherem Status den Gesundheitszustand ihrer Teamkollegen einsehen.

Fazit:
Würde die künstliche Intelligenz der Gegnerschar und der eigenen Mannen ihren Namen verdienen und ein wenig mehr Ergonomie in der Bedienung zu finden sein, hätte Hidden & Dangerous 2 das Zeug gehabt, ein echter Hit zu werden. Die Multiplayer-Option rettet den Spielspaß aber dennoch und sorgt dafür, dass man viele spannende Stunden mit dem SAS-Team verbringen kann.


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