Gartner erwartet DRAM-Preisanstieg und Markterholung
Analysten sehen weiterhin Gefahren in möglicher Rückkehr zu einem Überangebot
Das Marktforschungsunternehmen Gartner sieht Anzeichen für eine Erholung des DRAM-Marktes, nachdem die DRAM-Hersteller über zwei Jahre unter Rezession und großen finanziellen Verlusten zu leiden hatten. Gleichzeitig werde durch den Preisanstieg bei den wichtigen Komponenten der Druck auf PC-Hersteller und andere DRAM-Nutzer größer, erwarten die Analysten.
Der weltweite DRAM-Umsatz werde im 3. Quartal 2003 bei 5,1 Milliarden US-Dollar liegen, was im Vergleich mit dem Vorjahresquartal einen Anstieg um 37,8 Prozent bedeute. Für das gesamte Jahr 2003 prognostiziert Gartner einen Umsatz von 18,9 Milliarden US-Dollar, was einer 21,8-prozentigen Steigerung im Vergleich mit 2002 entspreche.
Die Gartner-Analysten mahnen die DRAM-Industrie jedoch vor Euphorie, da es sich eher um eine vorläufige Marktbelebung handle, die auf Lieferengpässen anstatt auf erhöhter Nachfrage gründe. Andrew Norwood von Gartner betont: "Wir hatten das bereits, und wenn die DRAM-Hersteller gierig werden und die Produktion anheben, wird die Industrie schnell zum Überangebot zurückschwingen und die Preise einbrechen."
Die Stabilisierung der Preise und geringere Lagerbestände alleine machen zwar auch keine Erholung im DRAM-Markt aus, aus der Kombination der beiden Faktoren gekoppelt mit einer positiven Stimmung in der DRAM-Industrie ergebe sich laut Norwood jedoch ein Anzeichen dafür, dass die Erholung der DRAM-Industrie begonnen haben könnte. "Jüngste Kürzungen im geplanten DRAM-Angebot großer Hersteller hat die Industrie auf einen möglichen Fehlbestand vorbereitet. Wenn dieser eintritt, wird es den Herstellern die Rückkehr in die Gewinnzone und ein starkes Umsatzwachstum bescheren", erwartet Norwood.
Eine Markterholung sieht Gartner als gute Nachrichten für die großen DRAM-Hersteller wie Samsung Electronics, Micron Technology und Infineon Technologies, die seit über zwei Jahren unter anhaltendem Geschäftsrückgang litten. Eine Erholung sei vor allem für den "belagerten" südkoreanischen Hersteller Hynix überlebenswichtig.
Die Preise in Spot-Markt und Kontraktbörse haben sich den Analysten zufolge im zweiten Quartal 2003 stabilisiert und würden sich weiter zu Gunsten der Hersteller verbessern. Die durchschnittlichen Verkaufspreise werden sich laut Gartner-Prognose im 3. Quartal 2003 um 20,5 Prozent steigern, beispielsweise auf 5,55 US-Dollar je 256-Mbit-Speicherbaustein. Einige DRAM-Hersteller hätten zudem die erwartete DRAM-Produktion zu Gunsten anderer Speichertypen wie etwa NAND-Flash zurückgefahren, was die Aussichten für die Angebots- und Nachfragesituation verbessert habe.
Obwohl Gartner dies als positive Nachrichten sieht, werde der DRAM-Markt weiterhin der anfälligste Markt innerhalb der Halbleiterindustrie bleiben. "Die erwartete Balance zwischen Angebot und Nachfrage kann schnell zu einem Überangebot führen, wenn die PC-Nachfrage nicht so stark wie erwartet ausfällt", so Gartner-Analyst Norwood weiter. "Auch wenn DRAM-Hersteller die Produktion schneller als geplant steigern, um damit die Marktkonditionen zu verbessern, könnte der Markt früher als erwartet zum Überangebot gedrängt werden." Jede Bewegung in Richtung Überangebot und die daraus resultierende Lagerbestandsaufstockung würde einen Dominoeffekt auf die Preise haben. Bei einem drastischen Preisverfall würden sich Umsatz und Gewinn schnell in Luft auflösen, so Norwood.