Angetestet: GeForceFX 5900 Ultra gegen Radeon 9800 Pro

In unserem Testsystem, einem Athlon-XP-2600+System mit Nforce2-Mainboard von Epox und 512 MByte DDR400-Speicher von Corsair, verglichen wir eine Radeon-9700-Pro-Grafikkarte mit 128 MByte (Guillemot/Hercules 3DProphet 9700 Pro), je eine Radeon-9800 Pro-Grafikkarte mit 128 und 256 MByte Speicher (beide Referenzmodelle), eine GeForceFX-5800-Ultra-Grafikkarte mit 128 MByte (Leadtek Winfast A300 Ultra TD MyViVo) sowie eine GeForceFX-5900-Ultra-Grafikkarte (Nvidia-Referenzmodell).
Vorerst werden wir noch auf die gewohnten 3D-Benchmarks Codecreatures von Codecult sowie 3DMark 2001 SE und 3DMark 03 (je in der aktuellen Version) von Futuremark setzen, ergänzen dies jedoch um den First-Person-Shooter Unreal Tournament 2003 in Verbindung mit einem Benchmarking-Tool von HardOCP. Die jeweiligen Ergebnisse sollten einerseits nicht überbewertet werden, können aber nichtsdestotrotz helfen, die Leistung einer Hardware einzuschätzen. Wie gut sich die Grafikhardware in künftigen Spielen schlagen wird, lässt sich mit synthetischen und realen 3D-Benchmarks dennoch nur erahnen. Auch ohne Messgerät fällt übrigens jedem auf, dass die GeForceFX 5900 Ultra beim Lautstärkepegel - im Gegensatz zur von Leadtek schon etwas leiser erhältlichen 5800 Ultra - nicht mehr in Fön-, sondern in gewohnter Grafikkartenlautstärke arbeitet und somit während des Spielens nicht unangenehm auffällt.
Im DirectX-8-Benchmark 3DMark 2001 SE (Build 330) unterliegt die GeForceFX-5900-Ultra-Grafikkarte der Radeon-9800-Pro-Konkurrenz fast immer, auch wenn der Abstand meist nicht sonderlich groß ist. Nur in einer Auflösung liegen die Kontrahenten gleichauf: bei 1.280 x 1.024 Bildpunkten mit 4-Sample-Anti-Aliasing (Kantenglättung). Interessant ist, dass der 3DMark 2001 SE beiden GeForceFX-Karten im Vergleich mit der Radeon-Konkurrenz (Radeon 9700 Pro eingeschlossen) eine mitunter deutlich niedrigere Pixel- und Vertex-Shader-Leistung attestiert; schaltet man die Kantenglättung hinzu, holt die GeForceFX-5900-Ultra-Karte allerdings wieder deutlich auf.
Im Codecreatures-Benchmark von Codecult - der eine Außenszene mit recht übertrieben wackelndem Gras zeigt und auf einer in Entwicklung befindlichen Spiele-Engine basiert - werden ebenfalls DirectX-8-Effekte genutzt. Hier liegen GeForceFX 5900 Ultra (3.843 Punkte) und GeForceFX 5800 Ultra (3.766 Punkte) fast gleichauf und sind beide etwas schneller als die Radeon-9800-Pro-Karten (3.595/3.596 Punkte).
Im synthetischen 3DMark 03 - dessen Werte nach der Veröffentlichung des Updates wieder als einigermaßen verlässlich gelten können - setzt sich ATI selbst mit der Radeon 9700 Pro ohne aktiviertem 4-Sample-Anti-Aliasing in allen Auflösungen vor Nvidias GeForceFX 5800 Ultra und GeForceFX 5900 Ultra.
Geht man nach dem 3DMark 03, scheint die Radeon 9800 im Vergleich mit der GeForceFX 5900 Ultra - wohl auch wegen der offenbar leistungsfähigeren Shader - die ausgewogenere Leistung zu bieten und Letztere kann auch in diesem Benchmark den Radeon 9800 nicht eindeutig entthronen. Der 3DMark 03 soll kommende Spiele simulieren, welche die derzeitigen 3D-Effekte auch wirklich ausnutzen. Inwiefern dem Benchmark das gelingen kann, zumal nicht jede Grafik-Engine gleich ist und Spieleentwickler meist deutlich enger mit Grafikchiphersteller arbeiten, wird sich erst mit der Verfügbarkeit von Spielen wie Doom 3, Half Life 2, Stalker und Ähnlichem zeigen.
Als Spiel mit einer etwas moderneren 3D-Engine haben wir zum Shooter Unreal Tournament 2003 und einem zum zuverlässigen Testen notwendigen Benchmark-Tool der US-Hardware-Website HardOCP gegriffen. Dieses testet die verschiedenen mehr oder weniger aufwendigen Kampfarenen, woraus wir uns die recht ansprechende "Antalus" ausgesucht und die Mittelwerte herausgepickt haben. Während bei 1.024 x 768 Bildpunkten ohne Kantenglättung alle Karten sehr nahe beieinander liegen, ändert sich dies bei den Auflösungen mit 1.280 x 1.024 und 1.600 x 1.200 Bildpunkten - hier liegen GeForceFX 5800 Ultra und GeForceFX 5900 Ultra beide etwas (1.280 x 1.024) bis deutlich (1.600 x 1.200) über der Radeon-Konkuzrrenz, wofür die höhere Taktrate beider Grafikprozessoren verantwortllich sein dürfte.
In der Grafik- und Treiberqualität lässt sich subjektiv nur sagen, dass die Kontrahenten sich nicht viel nehmen: Alle bieten eine ordentliche Kantenglättung, zeigen keine bis wenige Grafikfehler und waren problemlos zu betreiben. Lediglich Nvidia scheint in letzter Zeit einige Funktionen auszuprobieren, die noch nicht ganz ausgereift sind und mitunter für Probleme sorgen können. Alle vier Karten mussten mit Hilfe des PC-Netzteils direkt mit Strom versorgt werden, die GeForceFX-Karten belegen - im Gegensatz zur ATI-Konkurrenz - den benachbarten PCI-Steckplatz gleich mit. Die schon geräuschgedämmte Leadtek-GeForceFX-5800-Ultra machte im Test den meisten Krach, wenn sie nicht heruntergetaktet im 2D-Modus lief. Die Standard-GeForceFX-5800-Ultra-Designs übertreffen das jedoch noch deutlich, so dass man Leadtek durchaus Respekt für die gelungene Geräuschdämmung zollen muss.
Fazit:
Es fällt schwer, eine konkrete Empfehlung für einen der Kontrahenten auszusprechen - insbesondere da sich im Moment noch kaum Spiele auf dem Markt befinden, welche die Effekte der auf Microsofts Grafikschnittstelle DirectX 9 optimierten High-End-Grafikprozessoren ausnutzen. Nvidia ist mit der GeForceFX 5900 Ultra definitiv das Comeback gelungen und hat die Probleme der GeForceFX-5800-Ultra-Chips - z.B. die Begrenzung auf ein 128-Bit-Speicher-Interface und die enorme Hitze- und Lautstärkeentwicklung - offenbar ausgebügelt. Auch im Bereich Kantenglättung hat Nvidia mehr Leistung aus der GeForceFX-Architektur herausgeholt. Wer jedoch erwartet, dass die GeForceFX 5900 Ultra nun der große Überflieger ist und die Radeon 9800 Pro in jeder Hinsicht übertrumpfen kann, der irrt nach jetzigem Kenntnisstand. Die Radeon 9800 Pro mit 128 MByte (zwischen 420,- und 450,- Euro) und 256 MByte scheint sich recht gut gegen Nvidias neues Topmodell (Karten kosten merklich über 550,- Euro) für gut betuchte Kunden behaupten zu können. Zumal die Karten der ATI-Partner bereits seit über zwei Monaten erhältlich sind, die Preise bereits sinken und die GeForceFX-5900-Ultra-Grafikkarten anfangs - auch wegen des für große Texturmengen und hohe Kantenglättungs-Stufen durchaus interessanten 256 MByte-Speicherausbaus - deutlich teurer sein werden.



