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Open Source Initiative vs. SCO

OSI weist Vorwürfe von SCO detailliert zurück. Im Rechtsstreit zwischen SCO und IBM hat sich nun die Open Source Initiative (OSI) zu Wort gemeldet und in einem Positionspapier die Klage von SCO gegen IBM einer detaillierten, zum Teil harschen Kritik unterzogen. Die OSI weist in der Klage Behauptungen seitens SCO zurück und wirft ihrerseits SCO vor, mit zweideutigen Behauptungen und Lügen zu argumentieren.
/ Jens Ihlenfeld
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Nach Ansicht der OSI macht SCO über das eigene Geschäft und die eigenen technischen Fähigkeiten unwahre Angaben. SCO erwecke falsche Eindrücke, sowohl durch das Weglassen wichtiger Fakten als auch durch Zweideutigkeiten und Lügen.

SCO sei entgegen eigenen Darstellungen keineswegs der einzige Anbieter von Unix für x86-Prozessoren gewesen. Auch mache SCO falsche Angaben über die eigenen Rechte an Unix. So behauptet SCO in seiner Klageschrift im Jahr 1995 durch die Übernahme des Unix-Geschäfts von Novell alle Rechte an Unix und den zu Grunde liegenden Quelltexten, die von den damals noch zu AT&T gehörenden Bell Laboratories geschrieben wurden, erhalten zu haben. Dabei verschweige SCO aber, dass diese Rechte bereits in den Jahren 1992/1993 Gegenstand rechtlicher Auseinandersetzungen zwischen den Unix Systems Laboratories (USL) und Novell auf der einen sowie der Universität Kalifornien und Berkeley Systems Design auf der anderen Seite waren. Damals ging es um Urheberrechtsverletzungen und Verrat von Geschäftsgeheimnissen in Bezug auf die Veröffentlichung des Betriebssystems 4.4BSD als Open Source.

Das Verfahren wurde aber eingestellt, nachdem ein Antrag von AT&T auf einen Verbreitungsstopp von BSD abgelehnt wurde und damit die Aussichten auf einen erfolgreichen Verfahrensausgang für BSD steigen. Anschließend verklagte die Universität Kalifornien AT&T und USL wegen Lizenzverletzungen, da es so aussah, als hätten die historischen Quelltexte der Bell Labs sich zu großen Teilen des BSD-Codes bedient und durch das Weglassen der entsprechenden Copyright-Hinweise die BSD-Lizenzen wiederholt verletzt.

Die exakten Bedingungen der Beilegung des Rechtsstreites sowie ein Teil der Gerichtsakten wurden allerdings auf Wunsch Novells nie veröffentlicht. Bereits damals stellte so aber ein Gericht fest, dass die Beiträge Dritter zu dem was heute UnixWare ist so groß und Novells eigene Leistungen so klein waren, das Novell sich auf eine außergerichtliche Einigung einließ.

Sollte nun SCOs Verfahren gegen IBM weiter verfolgt werden, so die OSI, müsse man auf das alte Verfahren zurückgreifen und die bislang unveröffentlichten Dokumente einsehen, um herauszufinden, inwiefern bereits durch die damaligen Resultate die von SCO angeführten Urheberrechte entwertet wurden.

Aber auch SCOs Behauptungen bezüglich der Skalierbarkeit des eigenen Unix und Linux seien falsch. Unter anderem behauptet SCO, dass Linux-Entwickler keinen Zugriff auf die zur Entwicklung von SMP-Systemen notwendige Hardware hätten. Laut OSI gebe es mit dem Open Source Development Lab seit 2001 eine Einrichtung, die gerade solche Systeme zur Verfügung stellt. Zum anderen habe Alan Cox den ersten SMP-Code für Linux auf einem Mainboard entwickelt, das ihm ein Mitarbeiter von Caldera (heute SCO) zur Verfügung stellte. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, an dem SCO dabei war, den historischen Code der Bell Labs zu kaufen.

Darüber hinaus verwende SCO in der Klage Formulierungen, welche die Open-Source-Community wütend machen müssen: So habe Linus Torvalds Linux in die Computerwelt "eingeführt", was nach Meinung der OSI unterstellt, er habe ein bestehendes System in irgendeiner Weise kopiert. Torvalds habe Linux aber eher erfunden denn "eingeführt". Auch die Darstellung der primären Ziele der GNU-Organisation durch SCO seien falsch, heißt es bei SCO doch, GNU habe das Ziel, "freie Software auf Basis wertvoller kommerzieller Software" zu entwickeln.

Diese Liste setzt sich durch das OSI-Dokument fort, mündet in der Empfehlung an das Gericht, gegen SCO bzw. für IBM zu entscheiden und diese Entscheidung so zu begründen, dass zukünftige Ansprüche von SCO gegen Linux ausgeschlossen würden.


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