Schwerer, aber faszinierender Titel von Pyro. Die Pyro-Studios besitzen dank der taktisch angelegten und spielerisch äußerst reizvollen Commandos-Reihe einen exzellenten Ruf unter PC-Strategen. Mit Praetorians wagen sie sich nun zumindest thematisch auf ein ganz anderes Feld - diesmal steuert man nicht eine kleine Gruppe von Elite-Soldaten, sondern versucht, dem römischen Volk zur Weltherrschaft zu verhelfen.
Das Szenario des 3D-Strategiespiels ist prinzipiell zum Zeitpunkt der Feldzüge Julius Caesars angelegt, allerdings sollte man keine allzu große historische Genauigkeit erwarten. Historische Schlachten können nicht nachgespielt werden, und auch die Ausrüstung und die Formationen der Truppen scheinen manchmal eher spektakulär denn wirklich geschichtlich korrekt zu sein.
In der Rolle eines römischen Generals müssen nach und nach Gefechte gegen die Gallier, Briten und Ägypter ausgetragen werden, um so das eigene Imperium zum mächtigsten der Welt zu machen. Die über zwanzig Missionen bieten dabei eine Menge Abwechslung, mal belagert man feindliche Burgen, ein anderes Mal ist man selber der Angegriffene und muss das eigene Schloss verteidigen. Eine weitere der zahlreichen Aufgaben ist es, einen Goldtransport zu eskortieren und vor Überfällen zu schützen.
Zum erfolgreichen Bestehen der Missionen kann man auf verschiedene Truppen zurückgreifen: Mit Spähern lässt sich die nähere Umgebung auskundschaften, Bogenschützen jagen dem Feind schon aus der Ferne Angst ein. Im direkten Schlachtgetümmel befehligt man dann unter anderem Legionäre und Gladiatoren. Dabei kommt man im Vergleich zu anderen Echtzeit-Strategietiteln im Nahkampf kaum zum Zuge, zumeist hängt alles von der vorherigen Planung des Angriffs ab.
Überhaupt ist Planung und Taktik hier der Schlüssel zum Erfolg: Da die eigene Truppenstärke der des Gegners meist deutlich unterlegen ist, zieht man ohne genauen Plan fast zwangsläufig den Kürzeren. So muss unter anderem auch auf die Beschaffenheit des Geländes Rücksicht genommen werden, Unebenheiten beeinflussen die Sichtweite der Truppen, Wälder eignen sich gut zum Verstecken der Kämpfer. Heiler können dabei helfen, die Gesundheit der Truppen zumindest in einem gewissen Radius wieder aufzupäppeln, durch den Bau von schlagkräftigeren Waffen wie etwa Katapulten erhöht sich die Erfolgsquote bei Angriffen. Selbst wenn man alle diese Punkte berücksichtigt, ist Praetorians allerdings alles andere als ein Spiel für Einsteiger - schon auf dem einfachsten der drei Schwierigkeitsgrade ist das Frust-Moment teilweise sehr hoch.
Einen Aufbau-Teil beinhaltet Praetorians praktisch nicht, Städte errichtet man nicht selbst, sondern nimmt sie ein. So rekrutiert man dann auch neue Mitglieder für die eigene Armee.
Optisch ist Praetorians ein zweischneidiges Schwert: Die Landschaften sind den Entwicklern äußerst gut gelungen, die Soldaten hingegen wirken recht verwaschen, die Klasse von Commandos 2 wird hier nicht erreicht. Dafür sind Sprachausgabe und der Soundtrack wirklich gut. Auch die Bedienung ist vorbildlich: Diverse Tastaturenkürzel erleichtern die "Arbeit", einblendbare Wegrouten und andere Hilfsmittel sorgen dafür, dass man trotz aller Komplexität nicht den Überblick verliert.
An einen Mehrspieler-Part wurde ebenfalls gedacht - hier kann man unter anderem dann auch die Führung der Ägypter übernehmen und mit bis zu acht Mitspielern per LAN oder Internet antreten.
Fazit: Ähnlich wie die Commandos-Spiele ist auch Praetorians ein taktischer Leckerbissen - die Missionen verlangen dem Spieler einiges an Planung und Übersicht ab. Eben dies ist allerdings auch das größte Problem am Spiel, der hohe Schwierigkeitsgrad dürfte nicht nur Anfänger abschrecken. Profis hingegen können sich auf eine faszinierende und abwechslungsreiche Kampagne in einem stimmungsvollen Szenario freuen.