Spieletest: Post Mortem - Adventure im Film-Noir-Stil
Neuer Titel der Syberia-Entwickler. Mit Syberia ließ das französische Team von Microids die Herzen aller Anhänger klassischer Adventures höher schlagen, mit Post Mortem steht nun schon das nächste Spiel der Entwickler bereit. Und auch diesmal hat man ganze Arbeit geleistet.
Allerdings ist schon der Beginn von Post Mortem weitaus drastischer als die eher verspielte Einführung von Syberia: Ein zunächst unbekannter Psychopath bringt auf bestialische Art und Weise ein in Paris im Urlaub befindliches amerikanisches Ehepaar um. Die Schwester der ermordeten Frau engagiert daraufhin den Privatdetektiv Gus MacPherson, um den Mörder ausfindig zu machen. Und natürlich schlüpft der Spieler in die Rolle des Detektivs und darf fortan versuchen, Licht in die äußerst mysteriöse Angelegenheit zu bringen.
Zunächst untersucht man also das Hotel, in dem die Ermordeten abgestiegen waren, führt ein paar Gespräche mit der mehr oder weniger hilfsbereiten Polizei und begibt sich auf die Suche nach möglichen Zeugen des Verbrechens. Die Steuerung wird komplett mit der Maus bewerkstelligt, unterscheidet sich aber doch ein wenig von der Syberia-Bedienung. So wird das Inventar etwa zwar ebenfalls mit der rechten Maustaste aufgerufen, da es aber am unteren Bildschirmrand dargestellt wird, muss man bei mehr als vier Objekten etwas umständlich zwischen den einzelnen Gegenständen hin- und herscrollen. Auch die Fortbewegung ist etwas anders: Anstelle innerhalb der Szenerien umherzulaufen, wird mit jedem Schritt ein neues Bild geladen. Allerdings verschafft man sich dank der 360-Grad-Rundumsicht aus der Ego-Persopektive in jeder Szene einen guten Überblick.
Ebenso wie die Hintergrundgeschichte ist auch das dargebotene Szenario sehr düster, aber auch äußerst stimmungsvoll umgesetzt. Im Paris der 20er-Jahre trifft man nicht nur auf eine Reihe sehr skurriler Personen, sondern wird auch mit zahlreichen ungewöhnlichen Rätseln konfrontiert. Neben den typischen "Objekt an der einen Stelle aufsammeln, an der anderen dann wieder einsetzen"-Rätseln muss man unter anderem auf Grund der Hinweise, die man in Gesprächen erhält, mit Hilfe eines Zeichen-Baukastens ein Phantombild des Mörders anfertigen oder auch mal zwei auf den ersten Blick identisch wirkende Gemälde nach Unterschieden durchsuchen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Adventures wird der Spielablauf in Post Mortem stark dadurch beeinflusst, wie man die zahlreichen Gespräche führt. Lehnt man etwa gleich zu Beginn ab, den Auftrag zu übernehmen, muss man fortan erst mal versuchen, mit der Auftraggeberin wieder in Kontakt zu treten, um dann doch weiter ermitteln zu dürfen. Auch sonst sollte man bei der Wortwahl vorsichtig sein - vergreift man sich gegenüber einem Polizisten oder einem wichtigen Zeugen im Ton, reagieren diese unter Umständen wütend und brechen das Gespräch ab. Um dennoch an die benötigten Informationen zu kommen, reicht manchmal eine Weinflasche zur Versöhnung aus, in anderen Fällen muss man schon etwas trickreicher vorgehen, um frühere Fehler auszubügeln. Das Spiel bleibt aber dennoch an allen Stellen lösbar, unabhängig vom eigenen Vorgehen wird man sich niemals in eine Sackgasse manövrieren können, aus der es keinen Ausweg mehr gibt.
Post Mortem ist alles andere als leicht, in vielen Momenten würde man sich den einen oder anderen Hinweis mehr seitens des Programms wünschen, um nicht planlos umherzuirren. Zwar sind fast alle Rätsel in sich logisch, oft sind die Hinweise zum Weiterkommen aber in bestimmten Äußerungen der Gesprächspartner so gut versteckt, dass man sie zunächst kaum wahrnimmt. Zwar lassen sich die Gespräche im Notizbuch komplett nachlesen, allerdings kann das Blättern im Text zu einer sehr langwierigen Angelegenheit werden.
Eine besondere Erwähnung verdient die musikalische Untermalung: Die wunderschöne Bar- und Jazz-Musik passt nicht nur sehr stilvoll zum düsteren, verrauchten Ambiente, sondern macht auf Grund ihrer Qualität auch jedem Soundtrack zu einem Woody-Allen-Film Konkurrenz. Die komplett deutsche Sprachausgabe ist ebenfalls gut, aber insgesamt nicht ganz so überzeugend wie bei Syberia. Grafisch sind vor allem die Animationen gelungen, die man beim Betreten eines neuen Schauplatzes betrachten darf, die einzelnen Schauplätze sind dann in ihrem Detailgrad und der Gestaltung sehr unterschiedlich und schwanken zwischen akzeptabel und wirklich schön.
Fazit: Mit Post Mortem schafft es Microids nicht ganz, ein ebenso gutes Spiel wie Syberia zu produzieren - leichte Mängel bei der Bedienung, der Sprachausgabe und dem Schwierigkeitsgrad trüben den Spielspaß ein wenig. Für Adventure-Fans ist der Titel aber dennoch, schon auf Grund der wunderbaren Atmosphäre und der spannenden Hintergrundgeschichte, eine Pflicht-Anschaffung.