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Server-Colocation bleibt markttaugliches Geschäftskonzept

Konsolidierungsbewegungen und Sparverhalten bestimmen die Marktsituation. Das Geschäftsmodell Colocation (auch Server-Housing genannt) ist trotz aller Unkenrufe eine marktfähige Dienstleistung, wenn auch viele Telekommunikationsdienstleister dieses Serviceangebot eingestellt haben. Eine Analyse von Frost & Sullivan räumt ein, dass eine umgreifende Konsolidierung auf dem Colocation-Markt stattgefunden hat - und zwar unabhängig von der Geschäftsbeziehung zwischen Dienstleistern und den Betreibern von Telekommunikationsnetzen (TK-Carrier).
/ Andreas Donath
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Als sich die Wirtschaftslage weltweit verschlechterte, wurde den TK-Carriern die eigene Schuldenlage schmerzlich bewusst. Der Niedergang vieler Internetfirmen und die anschließende massive Marktbereinigung haben den Aufbau weiterer Anlagen verhindert und gleichzeitig die Server-Housing-Anbieter gezwungen, ihre geplanten Maßnahmen zur Volumendeckung neu zu überdenken. Im Jahr 2002 konnte auf dem europäischen Colocation-Markt immerhin ein Gesamtumsatz von 191,1 Millionen US-Dollar erwirtschaftet werden. Im Jahr 2007 sollen es dank positiver Aussichten bereits 656 Millionen US-Dollar sein.

Schmale Profitmargen und eine Überkapazität an Colocation-Angeboten werden als Ursache für die Entwicklung der letzten Zeit angeführt. Zudem fahren die Investoren derzeit einen strengen Sparkurs, der bezeichnend ist für die Investitionsunwilligkeit in Colocation-Projekte. Die Gründe des zögerlichen Verhaltens sind in unzulänglichen Geschäftskonzepten wie auch in der fehlenden Aussicht auf eine zeitnahe Anlagenrendite zu finden. Daher erfuhr der europäische Colocation-Markt in den letzten Jahren eine klare Konsolidierung. In 2002 zeigte sich dies in der verringerten Anzahl von tatsächlich betriebenen Colocation-Zentren und in der anschließenden Abnahme des verfügbaren Colocation-Volumens.

Die Analyse hebt hervor, dass nach wie vor viele Unternehmen nicht ausreichend über die Vorzüge informiert sind, die ein Server-Outsourcing bei einem Colocation-Anbieter charakterisieren. Dennoch stimmen die Studienergebnisse optimistisch und sagen voraus, dass die Colocation-Dienstleistungen die reale Profitgrenze erreichen und halten können. Dies geschieht selbstverständlich in einem langsameren Tempo als in früheren Branchenschätzungen angekündigt. Der Europamarkt für Colocation-Dienstleistungen steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Frost & Sullivan nimmt an, dass dieser anfänglich völlig überzeichnete Markt ab 2005 ein dauerhaftes Wachstum von 30 Prozent erwarten kann.

2005 gilt als Entscheidungsjahr, das sowohl wirtschaftlichen Aufschwung wie auch schnelleres Wachstum auf dem Webhosting-Markt bringen soll. Der Bedarf an e-B2B-("Electronic-Business-to-Business"-) und mobilen Anwendungsdienstleistungen ist als Startsignal für eine erhöhte Marktstimulanz im Colocation-Sektor zu werten.

"In diesem Gesamtklima war es sehr hart für die Colocation-Dienstleister, Unterstützung für Neuinvestitionen zu finden. Die goldenen Tage waren vorüber, in denen die Investoren geduldig auf die erhofften großen Gewinne warteten. Der großzügig-verschwenderische Umgang mit Finanzmitteln ist definitiv passé" , so Marina Martin, Industry Analyst bei Frost & Sullivan. "Eine klarere Darstellung und Differenzierung der unterschiedlichen Colocation-Anlagen wurde möglich, nachdem sich einige Akteure vom Marktgeschehen verabschiedet hatten, die TK-Carrier-spezifische Services angeboten hatten. Obwohl sie ihre Bemühungen auf Administrationsdienstleistungen wie Web- und Anwendungshosting, Sicherheitsdienstleistungen und seit kurzem auch Webdienste konzentrieren, können sie die vorhandenen Datenzentrenbestände weiterhin wirksam einsetzen. Folglich können wir davon ausgehen, dass Colocation-Dienstleistungen künftig als Mehrwertleistung zum Administrationspaket der Netzwerkbetreiber gehören" , merkte Martin an.

"Ein Muster zeichnet sich langsam ab: Colocation-Einrichtungen bilden vermehrt Partnerschaften, indem sie sich beispielsweise mit Systemintegratoren zusammentun, um so ein verzweigteres Dienstleistungsangebot offerieren zu können. Die entscheidende Herausforderung für die Colocation-Anbieter ist, einerseits auf das zentrale Anlagenmanagement aufzubauen und andererseits das Leistungsspektrum um grundlegende Infrastrukturdienste zu erweitern" , erklärte Martin.

Große Netzwerkbetreiber, die auf Finanzreserven zurückgreifen können, kaufen sich deshalb derzeit bei einigen Colocation-Start-ups ein, um Gründungskosten zu vermeiden. Frost & Sullivan sagt voraus, dass sich Colocation-Firmen als Geschäftspartner zusammentun werden, wenn sie ihre Mängel hinsichtlich Kompetenz und Angebotsbreite erkannt haben. Dann werden sie versuchen, sich selbst als Zugang zu administrierten Webdiensten zu installieren. Der Erfolg eines Colocation-Anbieters wird von seinem Können abhängen, potenzielle vertikale Märkte zu erkennen, Nachfrage geografisch zu lokalisieren und strategische Vertriebspartnerschaften zu entwickeln. Weiterhin ist entscheidend, ob sich die Colocation-Unternehmen auf die differenzierte Geschäftsmentalität in Europa einstellen können. Der Trend, länderspezifische Managementformen in den europäischen Niederlassungen einzurichten, zeigt positiv in diese Richtung. In vielen Fällen zwingt auch der Rentabilitätsdruck die Dienstleistungsanbieter der Datenzentren dazu, ihre Servicepalette auszubauen.

Der vormalige Wettlauf im Aufbau von europäischen Datenzentren hat zu einer vorläufigen Branchensättigung geführt. Das gegenwärtige wirtschaftliche Umfeld zeigt erstaunliche Ähnlichkeiten zur Folgezeit nach dem Internetrausch in den späten 90ern, so Frost. Auch damals war ein scharfer Einschnitt durch Konsolidierungsbewegungen und gescheiterte Geschäftskonzepte zu vermerken.

Der Titel der Analyse lautet: "Frost & Sullivan's Analyis Of The European Colocation Services Market".


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