Kehrt PalmSource Graffiti-Eingabe den Rücken?
Die schon lange Zeit einzeln erhältliche CIC-Software Jot bescherte PalmOS eine Handschriftenerkennung, so dass der Anwender nicht mehr die Graffiti-Schrift lernen muss, sondern ohne nennenswertes Training seine Daten handschriftlich in den mobilen Begleiter eingeben kann. Allerdings mit den von einer Handschriften-Erkennungs-Software bekannten Einschränkungen: Der Mensch muss sich bei der Texteingabe um eine saubere Schrift bemühen, weil die Software sonst nicht die gewünschten Ergebnisse liefert und falsche Buchstaben und Zahlen erkennt.
Gemäß der Vereinbarung zwischen PalmSource und CIC soll in kommenden Versionen von PalmOS die Software "Graffiti 2 powered by Jot" integriert werden. Graffiti 2 soll eine natürlichere und intuitivere Texteingabe bei verringerter Einarbeitungszeit bringen sowie einen leichten Umstieg für derzeitige Graffiti-Nutzer garantieren. Nähere Details nannte PalmSource nicht, allerdings lassen die bekannten Daten vermuten, dass verstärkt auf eine herkömmliche Handschriftenerkennungs-Software gesetzt und das bisherige Graffiti nicht weiter unterstützt wird.
Die aktuelle Version von Jot gestattet die Texteingabe über den gesamten Touchscreen des Geräts, während Graffiti nur über das speziell bereitgestellte Feld Texteingaben entgegennimmt. Um die Routine zur Handschriftenerkennung an die eigene Schreibe anzupassen, lässt sich die Erkennung einzelner Buchstaben konfigurieren. Als weiterer Unterschied werden bei Graffiti die Buchstaben und Zahlen mit einem einzelnen Zeichenstrich eingegeben, während bei Jot oft mehrere Striche zur Dateneingabe benötigt werden. Somit könnte ein Grund für die Abkehr von Graffiti der Patentstreit mit Xerox sein, wonach die Graffiti-Eingabe gegen das Unistroke-Patent von Xerox verstößt.
Kommentar:
Bleibt zu hoffen, dass sich PalmSource eines Besseren besinnt und sich mit Graffiti 2 nicht ganz von der bisherigen Graffiti-Schrift abwendet. Denn bei der Entwicklung der Graffiti-Schrift Anfang der 90er-Jahre herrschte nicht ohne Grund die Erkenntnis vor, dass in absehbarer Zeit Computer nicht in der Lage sein werden, die Handschriften von zig Millionen Menschen einwandfrei erkennen zu können. So entstand die Idee, dem Anwender einen kleinen Umlernprozess zuzumuten, was dem Nutzer deutlich weniger Fehlerkennungen bei der Texteingabe bescherte. Auch die jüngst vorgestellten Geräte mit der Windows XP Tablet-PC Edition zeigen die Aktualität des Problems, denn auch diese verfügen über eine recht unzureichende Handschriftenerkennung. Obgleich diesen Geräten wesentlich mehr Rechenleistung und Speicherplatz als einem PDA zur Verfügung stehen, erreicht die Handschriftenerkennung dort nur durchschnittliche Ergebnisse, so dass manche Eingaben mühsam korrigiert werden müssen.