DeCSS: Norwegischer Teenager freigesprochen

Norwegisches Gericht sieht nichts Unrechtmäßiges in DeCSS-Entwicklung

Ein norwegisches Strafgericht hat den norwegischen Teenager Jon Johansen freigesprochen, der das DVD-Entschlüsselungsprogramm DeCSS mitentwickelt hatte, um DVD-Spielfilme auch auf seinem Linux-Rechner abspielen zu können. "Das norwegische Gericht hat erkannt, dass Jon das Recht dazu hat, die nötigen Schritte auszuführen, um seine eigenen DVDs auf seinem eigenen Rechner anzusehen", erklärte die Rechtsexpertin Cindy Cohn von der US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF), die Johansen in dem international für Aufsehen sorgenden Rechtsstreit zur Seite stand.

Artikel veröffentlicht am ,

Im Jahr 1999 bewegte die US-Filmindustrie in Form der Motion Picture Association of America (MPAA) die norwegische Wirtschaftskriminalitätsbehörde (ØKOKRIM) zur Klage gegen den damals 15-jährigen Jon Johansen. In der Anklageschrift wurde dem Jungen vorgeworfen, dass er nach dem Paragraf 145(2) des norwegischen Strafgesetzbuchs unrechtmäßig Zugriff auf fremden Besitz erlangt habe, um Zugriff auf Daten zu erlangen, auf die keiner zugreifen dürfe. Auch Johansens Vater wurde damals mit angeklagt, weil auf dessen Rechner die DeCSS-Software seines Sohnes gespeichert war; die Anklage gegen Per Johansen wurde jedoch bald fallen gelassen.

"Jon Johansens Freispruch wird, gemeinsam mit dem des russischen Unternehmens Elcomsoft letzte Woche in den USA, Hollywood hoffentlich davon überzeugen, keine unbegründeten Klagen in Fällen einzureichen, in denen es keine Urheberrechtsverletzung gibt", so Cohn von der EFF weiter.

Johansens norwegischer Anwalt Halvor Manshaus von der Kanzlei Schjødt fügte hinzu: "Das Gericht hat ein sehr solides rechtliches und faktisches Urteil gesprochen. Sehr hilfreich war es, dass der führende Richter von zwei Experten-Richtern assistiert wurde, die Computerspezialisten waren." Laut EFF-Pressemitteilung haben die drei Richter ein einstimmiges Urteil zu Gunsten des Angeklagten gesprochen.

Ferner handelte es sich laut EFF bei dem Verfahren um das erste, bei dem die norwegische Regierung versuchte, Individuen dafür zu bestrafen, dass sie auf ihren eigenen Besitz zugreifen. Zynisch heißt es weiter: "Bisher hat die Regierung dieses Gesetz nur angewandt, um Individuen zu verurteilen, die jemandes anderes Sicherheitssystem verletzte, wie Systeme einer Bank oder eines Telekommunikationsanbieters, um an die Daten einer anderen Person heranzukommen."

Für Jon Johansen ist die Geschichte allerdings noch nicht ganz ausgestanden, denn die norwegischen Staatsanwälte wollen innerhalb von zwei Wochen entscheiden, ob sie in Revision gehen.

Zumindest die MPAA wird sich mit dem Ergebnis nicht zufrieden geben, da Johansen mit DeCSS als Nebeneffekt auch das Kopieren und Konvertieren von DVDs ermöglicht hat. Noch findet sich aber auf der offiziellen MPAA-Website kein Kommentar zum jüngst erfolgten norwegischen Urteil. Die MPAA besteht aus den großen US-amerikanischen Filmunternehmen wie Walt Disney, Sony Pictures Entertainment, Metro-Goldwyn-Mayer, Paramount Pictures, Twentieth Century Fox Film, Universal Studios und Warner Brothers.

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dsds 10. Jan 2003

lol das ist echt böse...und leider wahr.

weinkenner 09. Jan 2003

Tja, Norwegen: das schönste Land, ein reiches Land, dünn besiedelt und für Ausländer...

banzai 09. Jan 2003

von wegen Nazi's - Dateninquisition würde besser passen. Weil uns eine Erfindung nicht...

Gizzmo 09. Jan 2003

Da fehlt noch: Wer Sarkasmus findet, der darf ihn weiterverwenden. Aber vorsicht...



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