Sendo verklagt Microsoft
Die Klageschrift wirft Microsoft insgesamt zehn juristische Verfehlungen vor, wobei sich manche juristischen Tatbestände auf zum Teil identische oder ähnliche Ereignisse stützen. So behauptet Sendo in der Anklageschrift, dass Microsoft Betriebsgeheimnisse unterschlagen sowie treuhänderische Pflichten verletzt hat, um ein Konkurrenz-Produkt zum Z100 zu entwickeln. Diese eher allgemeine Formulierung zielt dabei auf die Kooperation zwischen Microsoft und HTC, die gemeinsam Ende Oktober 2002 das erste Handy mit Microsofts Betriebssystem Smartphone 2002 angekündigt haben und nun gemeinsam vermarkten. Die Verträge zwischen Sendo und Microsoft sahen vor, dass beide Unternehmen diese neue Gerätegeneration in den Markt einführen werden, was von Microsoft nicht erfüllt wurde, so dass dieser Vertragsbruch Bestandteil der Klage ist.
Ein zweiter Eckpfeiler der Anklageschrift ist der Vorwurf, dass Sendo von Microsoft gezielt in den Ruin getrieben werden sollte und Microsoft so Eintritt in den Handy-Markt erlangt hat. Nach Auffassung von Sendo wollte Microsoft das Wissen und die Geschäfsbeziehungen von Sendo nutzen, um selbst in den Mobilfunkmarkt einsteigen zu können. Dazu habe Microsoft über zwei Jahre hinaus eine baldige Verfügbarkeit des in der Entwicklung befindlichen Handy-Betriebssystems vorgegaukelt, um Sendo mit der Zeit finanziell zu schaden. Nach Ansicht von Sendo hätte sich das Unternehmen nicht auf eine Kooperation mit Microsoft eingelassen, wenn man gewusst hätte, dass es bis zur Verfügbarkeit des Betriebssystems mehr als zwei Jahre dauern würde. Durch die Beteiligung an Sendo hätte Microsoft im Falle einer Sendo-Pleite sämtliches geistiges Eigentum des Unternehmens übernehmen und für eigene Zwecke nutzen können. Um dem zuvorzukommen, beendete Sendo Anfang November 2002 die Kooperation mit Microsoft.
Nach derzeitigem Kenntnisstand ist noch nicht entschieden, ob oder wann es zu einer Klage gegen Microsoft kommen wird.