Kirch-Pleite: Pay-TV in Deutschland chancenlos?
Ist die Zukunft das internetfähige interaktive Fernsehen?
Nachdem Leo Kirch seinen Pay-TV-Sender Premiere an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geführt hat, gibt es nach Ansicht der Mummert und Partner Unternehmensberatung für Pay-TV in Deutschland keine Chance mehr. Die Zukunft soll vielmehr interaktives Fernsehen (iTV) heißen.
Bis 2005 soll bereits die Hälfte der 36 Millionen TV-Haushalte in Deutschland digitales Fernsehen nutzen können und damit auch potenzielle Kunden für die neuen interaktiven Angebote sein. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie Technologiekompass 2005 der Mummert und Partner Unternehmensberatung.
Die interessanten Pay-TV-Inhalte wie beispielsweise große Sportereignisse sind - nicht zuletzt dank einer starken politischen Lobby - im Free-TV zu sehen. Hinzu kommt, dass es im Rahmen des interaktiven Fernsehens zukünftig auch "Online-Videotheken" geben wird, in denen sich die Fernsehzuschauer interessante Filme je nach Bedarf vom Sessel aus ins heimische Fernsehprogramm holen können. Seit dem Einstieg von Leo Kirch 1996 stieg die Anzahl der Premiere-Abonnenten von 1,3 Millionen auf 2,4 Millionen im Jahr 2001. Um profitabel zu sein, wären vier Millionen zahlende Zuschauer notwendig gewesen, so Mummert.
Problematisch sind für Premiere auch der Kauf teurer Rechte für Hollywood-Filme und die extrem hohen Kosten für exklusive Sportereignisse wie Formel 1 oder die Champions League. Pro Saison muss die Kirch-Gruppe allein 410 Millionen Euro bezahlen, um exklusiv über alle Spiele der Bundesliga berichten zu dürfen. Die Lokomotivfunktion für andere Angebote des Senders konnte der Fußball aber nicht erfüllen. Allein im vergangenen Jahr betrug der Gesamtverlust von Premiere 1,9 Millionen Euro. Leicht ist es auch, die Verschlüsselungstechnik von Premiere zu überwinden: Schätzungen zufolge nutzen in ganz Europa eine Million Computerkenner Premiere kostenlos, indem sie die Kodierung entschlüsseln.
Bessere Voraussetzungen bringt iTV mit. Damit kann der Kunde nicht nur sein Programm zeitlich und inhaltlich selbst zusammenstellen, sondern bei Bedarf auch E-Mails verschicken, sich an interaktiven Spielen erfreuen oder Bankgeschäfte erledigen. Freilich sind diese Überlegungen nicht neu und dienten schon der Post für ihr BTX als Verkaufsargument.
In Großbritannien hat der Satellitensender BSkyB des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch seit 1999 bereits mehr als zehn Millionen Teilnehmer gewonnen. Besonders beliebt ist im Königreich das interaktive Glücksspiel, das mit 49 Millionen Pfund im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte des Umsatzes (93 Millionen Pfund) einbrachte. Mit dem iTV besteht für die Unternehmen die Chance, auch die Haushalte und Konsumenten anzusprechen, die das Internet über PC nicht nutzen können oder wollen. Der "Technologiekompass 2005" von Mummert und Partner prognostiziert bis 2005 einen Umsatz von 4,6 Milliarden Euro für interaktive TV-Plattformen.
Im Dezember 2001 einigten sich die Landesmedienanstalten und die TV-Sender auf einen einheitlichen Standard für interaktives und digitales Fernsehen: Die Multimedia Home Platform (MHP) hat zu einer Beschleunigung der technischen Entwicklung geführt und wird zunehmend zu einer Alternative für den heimischen PC.
Gut ein Drittel der Bundesbürger will nach Umfragen weniger Zeit am PC verbringen oder den Kauf von Videos einschränken, falls die interaktive Alternative vorhanden ist. Wenn die Kunden durch kürzere Onlinezeiten oder weniger Videoausleihungen Geld sparen können, dann relativieren sich auch die Kosten für das interaktive Fernsehen, so Mummert in Anspielung auf die kaum steigenden Gesamtausgaben für Mediennutzung der Deutschen in den letzten Jahren.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
hy leute! also mal zu diesem punkt hier: Die Ungerechtigkeit beginnt an der Stelle der...
digiman hat Recht. Menschen sind technikfaul. Aber das wissen die Konzerne und Hersteller...
Ach naja... Es ist ja nicht so, daß in Deutschland noch niemand auf die Kneipenidee...
Meines Erachtens ist Pay-TV ein wirtschaftlich durchaus sehr tragfähiges Konzept, halt...