Microsoft muss US-Bundesstaaten Windowsquellcode offen legen
Gerichtsbeschluss mit zweifelhaftem Nutzen - KDE League warnt vor Einigung
Ein US-Bundesgericht hat am Freitag Microsoft nach Meldung zahlreicher Nachrichtenagenturen dazu verdonnert, gegenüber einigen US-Bundesstaaten den Windows-Quellcode offen zu legen. Dazu gehört auch Windows XP und XP Embedded. Die neun Bundesstaaten und der Distrikt von Columbia sollen angeblich den Code nun einsehen dürfen.
Was die betreffenden Staaten mit dem Code angesichts seines enormen Umfangs anfangen können, steht allerdings auf einem anderen Blatt. So wird Microsoft alles tun um zu verhindern, dass der Code in die Hände der Konkurrenz fällt. Es dürfte allerdings schwer werden, den Code mit neutralen aber kompetenten Experten untersuchen zu können.
Die Bundesstaaten wollen versuchen zu beweisen, dass der Internet Explorer nicht, wie von Microsoft behauptet, ein nicht entfernbarer Bestandteil der neuen Windows-Betriebssysteme ist. Schon bei früheren Windowsversionen war dies bezweifelt worden. Microsoft hatte stets argumentiert, dass Windows ohne Internet Explorer nicht funktionieren könne.
Browserhersteller wie Netscape fühlen sich durch die Verbindung Betriebssystem und Browser massiv daran gehindert, eigene Produkte sinnvoll vermarkten zu können und fordern Windows-Versionen ohne integrierten Internet Explorer und Instant Messenger sowie Mediaplayer.
Durch ein nach der Nixon-Ära entstandenes Gesetz, den so genannten Tunney Act, dürfen Unternehmen und Privatpersonen außergerichtlich erreichte Einigungen in Anti-Trust-Verfahren in Form von Briefen an das US-Justizministerium innerhalb einer Frist von 60 Tagen kommentieren. Die ersten 47 von insgesamt rund 30.000 Statements wurden jetzt veröffentlicht. Die Statements werden nach Wichtigkeit sortiert und müssen bei der Entscheidungsfindung des Gerichtes berücksichtigt und auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Im Microsoftfall werden die Texte nach und nach über das Internet veröffentlicht.
Die KDE League, ein Zusammenschluss von KDE-Entwicklern, die KDE als Desktop auf Linux- und Unixsystemen vorantreiben wollen, warnt in ihrem Statement davor, eine lasche außergerichtliche Vereinbarung mit Microsoft zu treffen, ohne KDE ausreichend vor dem Monopolisten zu schützen.
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