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Spieletest: U-Boot-Simulation Silent Hunter II

Schiffe versenken im Zweiten Weltkrieg. Im Spiel Silent Hunter II steuert man auf der Seite der deutschen Kriegsmarine ein U-Boot mit dem Ziel, möglichst viel Tonnage des Feindes zu versenken und wenn möglich selbst mit heiler Haut davonzukommen.
/ Andreas Donath
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Neben Einzelmissionen sind auch Kampagnen auswählbar, die je nach Einsatzjahr die jeweils aktuellen U-Boot-Typen II, VII, IX oder XXI simulieren. Das Spiel setzt sich aus acht Einzel- und drei Trainingsmissionen sowie einer historischen Kampagne zusammen, die aus ingesamt 21 Missionen besteht.

Leider ist es den Entwicklern nicht gelungen, einen U-Boot-Simulator zu entwickeln, der dem Spieler das Gefühl vermittelt, wirklich in einem U-Boot zu sitzen. Die deutschen Stimmen im Spiel sind zwar gut gesprochen und vermitteln auch ein wenig Dramatik, aber schon allein der Umstand, dass man nicht das Boot an sich, sondern immer nur die gerade besuchte Station sehen kann, vermittelt nicht gerade viel Stimmung.

Im Spiel werden die unterschiedlichen Stationen per Tastaturkommando ausgewählt. Auf Wunsch wird jedoch auch in einem kleinen Fenster zusätzlich zur aktuellen Station eine weitere in einer verkleinerten Version angezeigt.

Die Missionen selbst kranken an dem Umstand, dass sie bis ins kleinste Detail vorherbestimmt wurden - nichts wird dem Zufall überlassen. Auch die Missionen im Kampagnenmodus sind nicht dynamisch aufgebaut - d.h. selbst wenn eben der Atlantik noch voller Schiffe war, ist in der nächsten Mission davon nichts mehr zu spüren, wenn man sich abseits der vorgegebenen Routen bewegt.

Auch von der Mannschaft bekommt man außer gelegentlichen Ansagen und Geräuschen nichts mit - d.h. man sieht die restliche Crew nicht und fühlt deshalb auch die Enge in dem Boot in keinster Weise.

Das U-Boot selbst und seine Manöver sind - soweit man das beurteilen kann - recht ansprechend und realistisch simuliert. Wenn man beispielsweise ein Nottauchmanöver einleitet, rennt die Crew nach vorn in den Bug des Schiffes, um durch das zusätzliche Gewicht den Neigungswinkel zu vergrößern.

Die grafische Aufmachung des Spiels, besonders bei den Außen- und Periskopansichten, entspricht nicht mehr dem Stand der Technik. Die maximale Auflösung beträgt 800 x 600 Pixel bei 32 Bit Farbtiefe. Gerade bei einer Schiffs-Simulation, bei der es sehr auf das Erkennen des Gegners ankommt, hätte man sich hier deutlich mehr erwartet. Zwar sind die Schiffe in 3D hübsch anzusehen, aber der Simulation fehlt auch hier der letzte Schliff: So ist es praktisch unmöglich, auf Grund der Silhouetten ein Schiff zu identifizieren - bei Kriegsschiffen wird im Perioskop zwar noch der Name angezeigt, aber bei Handelsschiffen, dem bevorzugten Gegner der U-Boote, wird kein Schiffsname, sondern lediglich eine Gruppenbezeichnung angezeigt. Auch die Wettereffekte hätten - gerade was das Lichtspiel auf den Wellen und die Gischt sowie den Wind angeht - wesentlich ansprechender gestaltet werden können. Die optischen Waffeneffekte sind nicht mehr zeitgemäß, weder bei einem Torpedotreffer noch wenn man einen angreifenden Bomber mit der Flak beharkt.

Im Sonarraum ist zwar viel zu hören, doch kann der Spieler die akustischen Informationen mangels Vergleichsmöglichkeiten überhaupt nicht analysieren - nach wenigen Augenblicken wird ihm diese Arbeit jedoch automatisch durch den Rechner abgenommen, der dann die Bootstypen auswirft.

Die Torpedosteuerung kann für Anfänger vollständig automatisiert werden, der Spieler muss dann nur noch auf den jeweiligen Feuerknopf drücken, um die Waffe auf die Reise zu schicken. Wer es sich zutraut, kann im manuellen Modus sämtliche Parameter selbst einstellen und hoffen, dass das Geschoss seinen Weg ins Ziel findet.

Gerade in engen Gewässern wie Fjorden und an anderen Küstenabschnitten passiert es gelegentlich, dass ein Zerstörer oder ein Handelsschiff strandet, weil es einfach nicht in der Lage zu sein scheint, seinen Weg zu finden. Die Gegnerintelligenz in Silent Hunter II ist leider ebenfalls zu bemängeln. So scheint es in der Simulation am sinnvollsten zu sein, angreifende Zerstörer, die geradewegs auf das eigene Boot zulaufen, mit einem kühnen Torpedofächer auf den Grund der See zu schicken, als vor ihnen zu fliehen - dies führt fast 100-prozentig zur Vernichtung des U-Bootes. In der Realität war dies genau anders herum.

Leider ist Silent Hunter II auch nicht multiplayerfähig, d.h. man kann die Wolfsrudel-Taktik der deutschen Kriegsmarine nicht anwenden, die versucht hat, mit mehreren U-Booten gleichzeitig große Konvois anzugreifen. Als kleines Trostpflaster hat Ubi Soft das Spiel Destroyer Command angekündigt, das, wie der Name schon sagt, einen Zerstörer simuliert und über eine Multiplayeranbindung zu Silent Hunter II verfügt, die es erlaubt, beide Seiten zu simulieren und gegeneinander antreten zu lassen.

Fazit:
Die U-Boot-Simulation Silent Hunter II dürfte nur für ausgesprochene Fans des Genres interessant sein - alle anderen werden von der unzeitgemäßen grafischen Aufmachung, der geringen Simulationstiefe und fehlenden U-Bootstimmung eher enttäuscht sein. Es bleibt abzuwarten, ob sich durch die Verbindung zwischen Destroyer Command und Silent Hunter II der Spielspaß einstellt, der derzeit auf weiten Strecken vergeblich gesucht wird.


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