Fortsetzung des indizierten Shooter-Klassikers. Seitdem bekannt wurde, dass Activision an einer Fortsetzung des hier zu Lande indizierten Shooters Wolfenstein 3D arbeitet, gab es nur wenige Spiele, die von Action-Freunden sehnlicher erwartet wurden. Und die Vorfreude war berechtigt - Return To Castle Wolfenstein zeigt, wie zeitgemäße PC-Unterhaltung auszusehen hat.
Um von Anfang an keinerlei Probleme mit der Zensur zu bekommen, wurden für die deutsche Version sämtliche in der amerikanischen Fassung enthaltenen Anspielungen an das Nazi-Regime entfernt, weder findet man nationalsozialistische Symbole noch inhaltliche Parallelen zu den real existierenden Vorgängen im Zweiten Weltkrieg. Dennoch zieht man allerdings als amerikanischer Elite-Soldat gegen böse deutsche Wissenschaftler und Schergen ins Feld, um deren gefährliche und teils paranormale Aktivitäten zu unterbinden.
Return To Castle Wolfenstein ist in 25 Missionen aufgeteilt, die nicht immer fließend ineinander übergehen, sondern den Spieler teils mit völlig neuen Startpunkten und Aufgaben konfrontieren. Die Missionsziele sind dabei recht abwechslungsreich, neben dem eher selten verlangten Ausschalten sämtlicher Feinde müssen etwa bestimmte Maschinen zerstört oder amerikanische Wissenschaftler aus der Gefangenschaft befreit werden.
Schießwütige Action-Helden werden sich dabei ungewohnt oft in Geduld üben müssen - da man häufig auf sich allein gestellt gegen unzählige Feinde antritt, ist ein unauffälliges Agieren im Hintergrund oft die einzige Möglichkeit, um zu überleben. Das Anschleichen, Abwarten und Abpassen von günstigen Momenten steht hier mehr im Mittelpunkt als bei anderen ähnlich gearteten Titeln. Ein damit verbundener Nebeneffekt ist die recht zurückhaltende Gewaltdarstellung: Trotz häufiger und sehr aggressiv geführter Feuergefechte sind brutale Szenerien eher die Ausnahme.
Die mittlerweile schon etwas betagte Quake-3-Engine sorgt einmal mehr für äußerst flüssige Bewegungsabläufe und wunderschöne Innen- und Außenszenarien - ganz im Gegensatz zum Vorgänger findet ein Großteil des Spielgeschehens in weitläufigen Arealen außerhalb von Gebäuden statt. Vereiste Berglandschaften gehören dabei ebenso zu den optischen Leckerbissen wie die Inneneinrichtung geheimer Waffenkammern oder Truppenübungsplätze. Allerdings ist das Level-Design teils ein wenig unübersichtlich, oft verläuft man sich in den weitgestreckten Räumlichkeiten und verbringt viel Zeit mit dem Ausfindigmachen des Ausgangs.
Ebenso opulent wie die Grafik präsentiert sich auch die akustische Untermalung, alleine das Belauschen feindlicher Gespräche ist oftmals äußerst amüsant und sorgt für eine sehr realistische und dichte Atmosphäre.
Auch Multiplayer kommen auf ihre Kosten: Im Teammodus kann man entweder zusammen gegen andere Mannschaften ins Feld ziehen oder aber eine Reihe vorgegebener Aufgaben lösen, wohingegen das übliche Deathmatch zu Gunsten eben dieser komplexen und wirklich gut gemachten Missionen eingespart wurde.
Fazit: Wer wüste und blutige Schießereien mit Nazi-Horden erwartet, wird definitiv enttäuscht, wer hingegen anspruchsvolle und abwechslungsreiche Action erwartet, könnte kaum besser zufrieden gestellt werden als mit Return To Castle Wolfenstein. Die vielfältigen Missionsziele überzeugen ebenso wie die intelligenten und oftmals sehr skurrilen Gegner, der Schwierigkeitsgrad hat es allerdings in sich: Selbst in der niedrigsten Stufe wird es eine Weile dauern, bis man den Showdown im ehrwürdigen Schloss überstanden hat.