Versicherungsvergleicher Censio stellt Insolvenzantrag
Verhandlungen mit potenziellem Investor gescheitert
Die Censio AG aus Oestrich-Winkel im Rheingau hat beim Amtsgericht Wiesbaden die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der Gesellschaft beantragt. In den vergangenen Monaten hatte der Internet-Versicherungsdienstleister mehrere Versuche unternommen, um das Unternehmen zu stabilisieren bzw. ihm ein langfristig tragfähiges Fundament zu verschaffen.
Daraus resultierte zwar ein konkreter Sanierungsvorschlag, der gemeinsam mit einem neuen Investor zu einer strategischen Neuausrichtung von Censio führen sollte. Trotz intensiver Verhandlungen sei es jedoch nicht gelungen, das bereits ausgehandelte Konzept zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Dadurch wurde der Insolvenzantrag unvermeidbar, so Censio.
In für die New-Economy-Branche ungewohnter Ehrlichkeit teilte Censio mit, dass zu dieser Entwicklung u.a. die Fehleinschätzung des Unternehmens über das Volumen der im E-Commerce erzielbaren Umsätze geführt habe. "Die Erwartung, dass insbesondere die für vertreterlose Direktverkäufe bereiten Kunden derartige Angebote stark nachfragen würden, wurde enttäuscht. Dadurch erreichten die Online-Umsätze bei Censio nur einen Bruchteil der ursprünglich geplanten Volumina", betonte der Gründer und Vorsitzende des Vorstands der Gesellschaft, Dr. Marco Arteaga.
Zu der unerfreulichen Entwicklung des Unternehmens trug aber auch die Finanzierungsstruktur bei. Die erforderlichen Investitionen wurden in 1999 vor allem durch Wagniskapital ermöglicht, das in der Erwartung eines baldigen Börsengangs der Censio AG zur Verfügung gestellt wurde. "Dieser wäre auf Grund der damaligen Lage am Neuen Markt ohne weiteres auch vor einem Break-even des jungen Unternehmens möglich gewesen. Durch die Entwicklung am Kapitalmarkt seit Anfang letzten Jahres wurde diese Möglichkeit für Censio jedoch vereitelt", erläuterte Arteaga.
T-Online hatte sein Finanzportal durch eine Kooperation mit dem Online-Versicherungsvergleicher Censio ausgebaut. Im T-Online-Bereich Finanzen konnten Interessierte das gesamte Angebot von Censio zum Vergleich und der Vermittlung von Versicherungen in Anspruch nehmen. Anders als bei vielen anderen Online-Versicherungsplattformen konnte man bei T-Online mit Censio einen Vergleich anstrengen, bei dem nicht nur der Preis entschied, sondern auch individuell bestimmbare Kriterien. Der Nutzer konnten anonym und kostenlos auf sie passende Produkte recherchieren.
Ende Oktober 2001 beschäftigte die Censio AG knapp 100 Mitarbeiter.
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